Tag der Archive Ablassbriefe und verschollene Bauakten im Kloster Vilich

Bonn · Besucher blättern beim Tag der Archive unter dem Motto "Demokratie und Bürgerrechte" in Dokumenten aus der Stadtgeschichte. Unter den Neuwerbungen ist auch ein Ablassbrief für das Kloster in Vilich.

 Im oberen Teil des Bildes erkennt man auf einem Foto die Buchanschnittmalerei, die bei geschlossenem Buch verschwindet. Erst wenn der Anschnitt millimeterweit verschoben wird, ist das Bonner Panorama zu erkennen.

Im oberen Teil des Bildes erkennt man auf einem Foto die Buchanschnittmalerei, die bei geschlossenem Buch verschwindet. Erst wenn der Anschnitt millimeterweit verschoben wird, ist das Bonner Panorama zu erkennen.

Foto: Stefan Hermes

Zusammen mit einigen Besuchern überlegte Norbert Schlossmacher, wie und von wem die seltene Buchschnittmalerei auf das 1810 in London erschienene Büchlein „Elegant Epistels“ kam. Obwohl sich in dem Druckwerk keinerlei Bezüge zu Bonn herstellen lassen, ist bei einem schräg gestellten Buchanschnitt eine Malerei zu erkennen, die ein Panorama von Bonn zeigt. Die Kuriosität gehört zu den vielen Neuerwerbungen des Stadtarchivs, die den Bestand im vergangenen Jahr erweitert haben. „Ich gebe unumwunden zu, dass ich gar nicht gewusst habe, dass es so etwas gibt, bevor es mir der Antiquar anbot“, sagte der Leiter des Bonner Stadtarchivs beim Tag der Archive, der am Samstag unter dem Motto „Demokratie und Bürgerrechte“ stattfand.

„Es sind immer etwa zwei- bis dreihundert Besucher, die sich am Tag der Archive auf den Weg ins Stadthaus machen“, schätzte Yvonne Leiverkus, die stellvertretende Leiterin von Stadtarchiv und Stadthistorischer Bibliothek. In einer der Vortragsveranstaltungen des Samstags, die von der Geschichte des Archivs über die Vorstellung neuer Publikationen bis zu einer Einführung in die genealogischen Quellen der Sammlung reichten, stellte Leiverkus einige Neuerwerbungen im Detail vor.

Doch bevor es dazu kam, ließ sie Grundsätzliches zum Thema des Archivs im Stadthaus wissen. Zunächst sei es Aufgabe der Archivare und Historiker, städtische Unterlagen aufzubewahren, die nicht mehr für die tägliche Arbeit gebraucht werden. Dazu gehören Akten, Karten Pläne und Fotos. Demnächst auch Datenbanken, die das Archiv vor großer Herausforderungen stellen werden, um auch sie „für die Ewigkeit vorzuhalten“, wie Leiverkus sagte. Zudem machen auch nichtstädtische Sammlungen und Objekte, die den Blick von außen auf die Stadt ermöglichen, einen großen Teil der Sammlung aus.

Bauakten der Synagoge

Erst vor wenigen Tagen konnte die Sammlung um eine mittelalterliche Urkunde der Kurie aus Avignon erweitert werden: Den „Ablassbrief für das Benediktinerkloster und die Pfarrkirche in Vilich“ entdeckte ein Nutzer des Archivs im holländischen Nijmegen. Das dortige Archiv überließ das wertvolle Papier der Stadt Bonn, weil vermutlich nur hier danach gesucht werden würde. Aus dem Nachlass des verstorbenen Bauschlossers Karl König ist nun auch die lange als verschollen gegoltene Bauakte der Bonner Synagoge von 1879 in den Bestand des Archivs übergegangen.

Zu den etwa 6,5 Millionen Fotografien sind zwei weitere Sammlungen hinzugekommen. Bilder von Alex Keller zeigen Bauten von Bonner Architekten bis Ende der 1930er Jahre. Ein Konvolut ungezählter Fotos in 40 Stehordnern überließ die Tochter von Ewald Geilen der Stadt. Ihr Vater hatte in akribischer Weise Duisdorf dokumentiert.

„Längst hätte ich einmal hierherkommen sollen“, gestand Henning Theurich, der bis 2004 Pfarrer an der Kreuzkirche war und nun zum ersten Mal das Stadtarchiv betrat. Mit Begeisterung entdeckte er in einer der Findkarteien Hinweise auf den Theologen Carl Immanuel Nitzsch, über den er 1973 promovierte. „Erst heute habe ich mein Versäumnis festgestellt, damals das Stadtarchiv in meine Recherchen einzubeziehen.“ Damit traf Theurich recht genau die Intention von dem „Tag der Archive“, der erklärtermaßen zu Forschungen im Stadtarchiv ermuntern sollte.

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