Graduation Walk der Universität Bonn Absolventen der Uni Bonn feierlich entlassen

Bonn · Etwa 900 Absolventinnen und Absolventen der Bonner Universität nahmen am Samstag auf der Hofgartenwiese am neu konzipierten Graduation-Walk teil. Nachdem es im letzten Jahr nicht stattfinden konnte, stellte die Veranstaltung den Höhepunkt des diesjährigen, weitgehend digital durchgeführten Unifestes dar.

 Ihr Bruder Andreas trug sie auf Händen. Maria Kakkou hat während der Pandemie viele Erfahrungen für ihre Zukunft als Ärztin gesammelt

Ihr Bruder Andreas trug sie auf Händen. Maria Kakkou hat während der Pandemie viele Erfahrungen für ihre Zukunft als Ärztin gesammelt

Foto: Jakub Drogowski

Seit 2005 werden die Abschlussjahrgänge im Rahmen des Bonner Universitätsfestes verabschiedet. Normalerweise geschah dies Anfang Juni im Telekom-Dome oder in einem großen weißen Zelt auf der Hofgartenwiese. Mit einer zeremoniell anmutenden Übergabe einer Urkunde und warmen Worten der jeweiligen Dekane. Um dieses Jahr eine annähernd ähnliche Entlassungsfeier anbieten zu können, ließen sich die Veranstalter ein neues Konzept einfallen.

"Aufgrund der noch immer andauernden Pandemie haben wir uns dazu entschlossen, eine entzerrte Veranstaltung unter freiem Himmel durchzuführen", erklärte die Projektleiterin Lena Hufschmidt. "Wir haben den Studierenden individuelle, über den Tag verteilte Startzeiten zugeteilt. Diese können dann mit bis zu drei angemeldeten Begleitpersonen den Weg mit den verschiedenen Ständen durchlaufen."

So tummelten sich den ganzen Samstag hindurch eine Menge zufriedener Gesichter auf der Hofgartenwiese. Die glücklichsten davon strahlten natürlich aus den eigens zum Verleih angebotenen Talaren heraus. Der symbolische Weg zum Ziel, wo die Dekane der sieben Fakultäten mit Urkunden und Gratulationen auf die Studierenden warteten, war gesäumt von insgesamt 20 Stationen.

Graduation Walk der Universität Bonn: Absolventen der Uni Bonn feierlich entlassen
Foto: Jakub Drogowski

Darunter befanden sich verschiedene Unterhaltungsprogramme, Stände von Universitätspartnern, kulinarische Angebote oder sportliche Aktivitäten. Am hochfrequentierten Stand von "Healthy Campus" etwa erklärten Hannah Shepherd und Jana Rickling den Interessierten verschiedene Koordinationsübungen. "Wir machen hier sogenannte Smart-Break-Übungen. Die sind gut geeignet, um die Konzentration zu steigern oder nach einer langen Lernphase mal zu entspannen", so Sheperd.

Dies nutzten auch Gökce Cil und Can Aykul, die für ihr Studium der Computerwissenschaften aus der Türkei eigens nach Bonn kamen. "Wenn die Pandemie etwas Gutes für uns hatte, dann dass wir bei Spaziergängen Bonn mit seinen wunderbaren Landschaften besser kennenlernen durften", sagte Aykul in bestem Englisch. Auch wenn beiden die soziale Interaktion mit anderen Studierenden sehr gefehlt habe.

"Immerhin konnte ich die Zeit für meine Abschlussarbeit nutzen, selbst wenn die Disziplin während des Lockdowns eher abnahm", scherzte Kommilitonin Cil. Nachdem ihnen durch die Pandemie ein typischer Uni-Alltag weitgehend verwehrt blieb, genossen sämtliche Teilnehmer sichtlich eine der womöglich letzten Veranstaltungen ihres Studierendenlebens.

Wie Kira Reckmann und Julia Hamacher, die als Absolventinnen der landwirtschaftlichen Fakultät leicht an ihrer grünen Schleife zu erkennen waren. "Ich habe bereits letztes Jahr meinen Abschluss gemacht, da gab es aber leider kein Abschiedsfest. Dann habe ich es eben dieses Jahr hier nachgeholt", erklärt Hamacher.

So wie sie nutzen viele Absolventen des Jahres 2020 die Gelegenheit, auf der Hofgartenwiese nachträglich geehrt zu werden. Beide, Hamacher und Reckmann, wollen sich nach erfolgreicher Uni-Karriere direkt ins Arbeitsleben stürzen. Andere Pläne haben die frischgebackenen Bachelor-Absolventinnen der Asienwissenschaften Monique Kern und Stefanie Duong, deren weiterer akademischer Weg sie nach Berlin, beziehungsweise nach Köln führen wird.

"Die letzten drei Semester haben wir praktisch nur zur Hause gelernt und Online-Veranstaltungen gehabt. Irgendwann hat man den Uni-Alltag richtig vermisst", erklärte Kern. Dabei habe ihnen besonders der Umgang mit den anderen Kommilitonen gefehlt. "Es war trotzdem eine schöne Zeit", fügte Duong hinzu, "aber hoffentlich wird es schnell wieder besser."

Graduation Walk der Universität Bonn: Absolventen der Uni Bonn feierlich entlassen
Foto: Jakub Drogowski

Die angehende Ärztin Maria Kakkou, die von ihrem stolzen Bruder Andreas zeitweise auf Händen über die Wiese getragen wurde, absolvierte ihr praktisches Jahr während der Hochzeit der Pandemie. "Die Ärzte waren wegen Corona noch mehr mit Patienten beschäftigt und konnten sich weniger um uns kümmern. Auf diese Weise haben wir wenigstens gelernt, mehr selbständige Entscheidungen zu treffen."

Vielleicht sei das "irgendwann ein Vorteil für meine Zukunft als Ärztin", versuchte Maria Kakkou der Pandemie noch einen Lichtblick abzuringen. Auch ihre Fakultätskommilitoninnen Annette Erle und Laura Gotti seien "froh, dass es jetzt erst einmal vorbei ist". "Als es ganz schlimm war, sind wir mit den Ärzten praktisch von Patient zu Patient gelaufen", beschrieb es Laura Gotti. "Corona hat die Struktur unseres Alltags völlig durcheinander gebracht."

Projektleiterin Hufschmidt freute sich im Laufe des Tages über zahlreichen Zuspruch des improvisierten Konzeptes. "Es wurde sehr gut aufgenommen", resümierte sie. Überhaupt wolle man in Zukunft das Uni-Fest wieder regelmäßig am Hofgarten abhalten. "Die Rückkehr zur dieser schönen Wiese ist geplant", bestätigte auch Geschäftsführerin des Rektorats Dr. Martina Krechel-Engert. Dann wieder hoffentlich Anfang Juni im Zelt.

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