Florian Schroeder und Volkmar Staub im Pantheon Ach- und Krachgeschichten

Da sitzen sie, der Parodist und sein Sänger. Zwei Schreibtische, zwei Satiriker, eine Abrechnung.

 Er gibt den Ton an: Florian Schroeder im Pantheon.

Er gibt den Ton an: Florian Schroeder im Pantheon.

Foto: Kölsch

Auf der einen Seite der Duracell-Plapperer Florian Schroeder, der freudig von einer prominenten Stimme zur nächsten hoppelt und dabei mal bitterböse Kommentare und dann wieder bemüht wirkende Comedy-Lacher vom Stapel lässt; ihm gegenüber der Liedermacher und Wortspielphilosoph Volkmar Staub, unerwartet bissig in seiner scheinbaren Gemütlichkeit, von Freud und Hegel ebenso inspiriert wie von Brecht und Dylan.

Eine exzellente Combo, die da im Pantheon ihren Jahresrückblick präsentiert, so mache Tragödie und so manchen Skandal aus 2014 wieder ins Gedächtnis ruft und gerade nach dem Anschlag auf "Charlie Hebdo" bekräftigt, dass man jetzt erst recht kein Blatt mehr von den Mund nehmen dürfe. Was die beiden letztlich auch nicht tun.

Schroeder gibt dabei den Ton an, benennt die Themen, manipuliert die Votings. Er, der offiziell öffentlich-rechtliche Kabarettist, der immer wieder auf "seine" ARD verweist, agiert gegenüber dem 62-jährigen Staub wie einst Harald Schmidt gegenüber Volker Feuerstein. Einer ist Chef, der andere Sidekick. An sich gar keine schlechte Idee, da so zunächst einmal der von Staub vergötterte Fußball zugunsten politischer Themen hintanstehen muss; doch zugleich läuft Schroeder so Gefahr, den Eindruck eines Dampfplauderers zu erwecken, der nur nach einer weiteren Gelegenheit sucht, sein fantastisches Stimmimitationstalent unter Beweis zu stellen.

Ein Irrglaube, auch wenn der 35-Jährige tatsächlich in seinen Parodien am stärksten ist. Wenn er AfD-Chef Bernd Lucke noch einmal auf Michel Friedman treffen und letztlich beide gegen die Wand fahren lässt oder wenn er in einem der Höhepunkte des Abends Günther Jauch, Thomas Gottschalk und Markus Lanz über Sterbehilfe für röchelnde TV-Formate zum Gespräch lädt, bis schließlich dank eines direkten Drahts zu Wolke 13 der wehmütig vermisste Marcel Reich-Ranicki in gewohnt schnarrend-scharfer Weise diesem "Unsinn" ein Ende setzt, strahlt Schroeders Stern besonders hell. Seine Einwürfe im Top-5-Ranking der Diktatoren (Campino auf Platz 2?) wirken dagegen unnötig platt.

Beinahe noch stärker erscheint da Volkmar Staub, der besagte Sidekick-Rolle nicht lange auf sich ruhen lässt. Herrlich, wie er in einer Ach- und Krachgeschichte Dirk Niebels Wechsel vom Entwicklungshilfeministerium zur Rüstungsindustrie dermaßen böse karikiert, das schwarz als charakterisierende Farbe noch zu hell ist.

Gleiches gilt für die herausragende Psychoanalyse Putins, dessen Vaterland ein Mütterchen war und der jetzt in einer Art Ödipussy Riot um sich schlägt. Das ist Satire vom Feinsten: Brillant in der Sprache, durchdacht in Form und Inhalt. Alleine dafür hat sich der Besuch des Jahresrückblicks gelohnt. Florian Schroeder, der ist die Zugabe. Staub aber ist der Hauptgang. Gut so.

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