Verbraucherzentrale Bonn „Achtung! Täuschend echt!“

Bonn · Zehn bis 15 Fälle von Internetbetrug laufen monatlich bei der Verbraucherzentrale Bonn auf. Die Präventionskampagne " „Achtung! Täuschend echt“ klärt über Fake-Shops auf.

 Die Leiterin der Bonner Verbraucherzentrale Susanne Bauer-Jautz (l.) klärt mit Mitarbeiterin Manuela Dorlaß und den Hauptkommissaren Friedhelm Herholz (l.) und Rainer Krist über Gefahren im Internet auf.

Die Leiterin der Bonner Verbraucherzentrale Susanne Bauer-Jautz (l.) klärt mit Mitarbeiterin Manuela Dorlaß und den Hauptkommissaren Friedhelm Herholz (l.) und Rainer Krist über Gefahren im Internet auf.

Foto: stefan hermes

„Anfangs des Jahres hatten wir in Bonn monatlich noch etwa 20 bis 30 Meldungen von Betrugsfällen durch Internetgeschäfte. Das hat sich inzwischen durch unsere Aufklärungsarbeit halbiert“, sagt Susanne Bauer-Jautz, Leiterin der Bonner Verbraucherzentrale. Die Kriminalstatistik spricht von 25.000 Betrugsdelikten bundesweit. „Das müsste allerdings dringend korrigiert werden“, ist sich Kriminalhauptkommissar Rainer Krist sicher, der in Bonn für die Betrugsfälle in der Internetkriminalität zuständig ist. Die Schadensziffer sei wesentlich höher. „Es gibt eine Entscheidung der Innenministerkonferenz, wonach die polizeiliche Kriminalstatistik geändert werden soll“, erklärt Krist, „sodass wir nicht mehr nach dem ‚Tatort-Prinzip‘ erfassen, sondern ehrlicherweise alle Straftaten zählen“.

Betrüger sitzen oft im Ausland

Diese Forderung scheint insbesondere bei der Internetkriminalität dringend erforderlich, da die meisten Betreiber von sogenannten „Fake-Internetseiten“ (Fake bezeichnet die Vortäuschung falscher Tatsachen) im Ausland sitzen und damit für die deutschen Statistiken nicht mehr relevant sind, obwohl sie hier ihre Kasse machen. Doch erst, wenn die als immens hoch vermuteten Schadensfälle in ihrer Häufigkeit und Höhe dargestellt sind, können Mittel und Personal zur Gefahrenabwehr erhöht werden.

Die Präventionskampagne der Verbraucherschutzzentralen „Achtung! Täuschend echt“ klärt die Bürger über die Möglichkeit auf, betrügerische Internetseiten an bestimmten Merkmalen frühzeitig zu erkennen. „Durch Delikte wie Warenbetrug, Computerbetrug und sonstige weitere Betrugsarten mit dem Tatmittel Internet entsteht ein erheblicher wirtschaftlicher Schaden. Im Jahr 2015 betrug der Beuteschaden 7,5 Millionen Euro“, erklärte Uwe Jacob, Direktor des Landeskriminalamts, und folgert daraus, „dass präventiver Handlungsbedarf besteht“.

Es gibt relativ einfache Regeln, die man bei unbekannten Internetshops beachten muss

Krist ist aus den oben genannten Gründen davon überzeugt, dass auch der finanzielle Schaden wesentlich höher einzuschätzen ist: „7,5 Millionen wären ja ein vergleichsweise geringer Betrag“. Er kennt und verfolgt die Methoden, mit denen es Kriminellen gelingt, die Verbraucher zu täuschen und an deren Geld zu kommen.

„Letztendlich ist es die ‚Geiz ist geil‘-Mentalität. Viele sind gefangen von den Superpreisen und verlieren jede Vernunft“, weiß Krist aus Erfahrung. Die Bonner Verbraucherberaterin Manuela Dorlaß berichtet von ihren Vorträgen in den Schulen Bonns, wo sie den internetaffinen Schülern kaum noch etwas Neues beibringen kann. Da haben viele schon aus ihren Fehlern gelernt. „Es gibt relativ einfache Regeln, die man bei unbekannten Internetshops beachten muss, um nicht auf die Tricks der Betrüger hereinzufallen. Vor allem sollte man bei den Superangeboten von dubiosen Shops niemals in Vorkasse gehen“, warnt Dorlaß und empfiehlt nach dem einfachen Grundsatz zu handeln, „erst die Ware, dann das Geld“. Denn, wie heißt es so richtig im Rheinischen, „Watt fott ess, ess fott!“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort