Museum Koenig Adenauer hielt den Tiergeruch nicht aus

BONN · Konrad Adenauer soll immer darauf gedrängt haben, möglichst schnell den neuen Dienstsitz im Bundeskanzleramt beziehen zu können. Der Weg der Demokratie führt in das erste Arbeitszimmer des ersten Bundeskanzlers im Museum Koenig.

 Ausnahmsweise geöffnet: Teilnehmer besichtigen auf dem "Weg der Demokratie" das Adenauerzimmer im Museum Koenig. FOTO: OTTERSBACH

Ausnahmsweise geöffnet: Teilnehmer besichtigen auf dem "Weg der Demokratie" das Adenauerzimmer im Museum Koenig. FOTO: OTTERSBACH

Foto: Nicolas Ottersbach

"Wie man sich erzählt, hielt er wohl den Tiergeruch im Museum Koenig nicht aus", berichtet Touristenführerin Annette Kohlmey. Auf dem "Weg der Demokratie" machte sie mit einer Gruppe im Adenauerzimmer Station, das sonst für die Öffentlichkeit geschlossen ist.

Zum Geruch fiel den Freundinnen Julia Kötzer und Karin Gresser nur auf, dass es muffig in den historischen Räumen riecht. "Ob es nun daran liegt, dass dort nie jemand lüftet oder es dieser eigene Tiergeruch ist, ist schwer zu sagen", erzählte Kötzer, die vom Bodensee nach Bonn gereist war. Jedenfalls konnten sich die beiden Frauen gut vorstellen, dass der erste Kanzler der jungen Bundesrepublik sich nicht wohl fühlte. Sie interessierte vor allem die ornithologische Büchersammlung, die in Schränken zwei komplette Wände bedeckt.

Auch daran soll Adenauer keinen Gefallen gefunden haben, berichtete Kohlmey. "Auf den alten Fotos ist zu erkennen, dass er die Bücher mit schweren grünen Tüchern abhing." Der ohnehin schon dunkle Raum mit seinem Parkett und den Holzschränken wurde dadurch noch beengender und düsterer. "Trotzdem muss man daran denken, dass Adenauer an diesem Schreibtisch die ersten spannenden Ideen für die junge Bundesrepublik gehabt haben muss", sagte Kohlmey. In der gesamten Anfangsgeschichte spielte das Museum Koenig eine wichtige Rolle, weil es noch nicht genügend Räume für die Staatslenker in der provisorischen Hauptstadt Bonn gab.

Im Zweiten Weltkrieg blieb das Museum Koenig weitgehend unbeschädigt. Bis auf den ausgebrannten Südflügel, der 1949 wieder aufgebaut wurde. Da sonst in Bonn keine repräsentativen Gebäude verfügbar waren, wählte man den Lichthof des Museums für den Festakt zum Zusammentritt des Parlamentarischen Rates am 1. September 1948 aus. Die präparierten Giraffen, die dort heute noch stehen, wurden verhüllt. Adenauer nutzte das Museum nach seiner Wahl im September 1949 zwei Monate lang als Dienstsitz, die Kabinettssitzungen wurden im Hörsaal abgehalten.

Zur Adenauerallee hin beherbergte das Museum bis 1957 Büros mehrerer Bundesministerien. Darunter das Bundesministerium für Angelegenheiten des Marshallplanes, bis 1955 Teile des Bundeskanzleramts und anschließend des Auswärtigen Amts. Zusätzlich entstand an der Rückseite 1950 ein behelfsmäßiger Bau mit 24 Räumen, in dem auch die erste Dienststelle des Amtes Blank unterkam.

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