ADFC-Fahrradklimatest Bonn macht beim Radverkehr einen Sprung nach vorne

Bonn · An einer Umfrage des ADFC haben für Bonn 1965 Radfahrer teilgenommen. Demnach hat sich die Stadt beim Radverkehr in den vergangenen beiden Jahren stärker verbessert als die anderen Großstädte.

Unter der Führung von OB Katja Dörner hat die Stadt auf der Oxfordstraße Umwelt- und Radspuren eingerichtet.

Foto: Benjamin Westhoff

Die Stadt Bonn hat beim Fahrradklimatest 2022 des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) deutlich besser abgeschnitten als noch vor zwei Jahren. 2020 hatten die Befragten die Stadt mit einer Schulnote von 4,2 bewertet. Nach der nun veröffentlichten Umfrage, die vom 1. September bis zum 30. November vergangenen Jahres stattfand, kommt die Stadt auf eine Bewertung von 3,8. Damit rückt Bonn unter den Großstädten mit einer Einwohnerzahl zwischen 200.000 und 500.000 im bundesweiten Vergleich vom 14. Rang vor auf den sechsten Rang. In Nordrhein-Westfalen liege Bonn damit auf Platz zwei hinter Münster (Bewertung: 3,0) und vor Bielefeld (3,9) und Aachen (4,0), so der ADFC.

Licht und Schatten

Es handelt sich nicht um eine repräsentative Befragung, aber immerhin haben 1965 Radfahrer für Bonn an der Studie teilgenommen, die vom Bundesverkehrsministerium unterstützt wird. Nach Auskunft des ADFC waren 27 Prozent der Teilnehmer Mitglieder des ADFC, die übrigen 73 Prozent haben keinen solchen Hintergrund.

Die Ergebnisse zeigen Licht und Schatten: Recht gute Noten haben die Befragten der Stadt für die Öffnung von Einbahnstraßen (Note 2,2), für die Erreichbarkeit der Innenstadt und die Fahrradförderung in den letzten Jahren gegeben (2,7). Das kommunale Fahrradleihsystem wird mit einer Note von 2,6 ebenfalls als gut angesehen. Einer der Anbieter, Nextbike, arbeitet mit den Bonner Stadtwerken zusammen. Abonnenten von Nahverkehrsdauertickets können die Räder eine halbe Stunde pro Tag kostenlos nutzen. Im Bereich befriedigend lagen beispielsweise Fragen danach, ob man in der Stadt zügig Radfahren kann (3,0) oder ob die Fahrten mit dem Rad eher Spaß machen oder Stress bedeuten (3,5).

Weniger erfreulich sind die Ergebnisse beispielsweise bei der Bekämpfung des Fahrraddiebstahls (4,9) oder bei den Mitnahmemöglichkeiten von Rädern im öffentlichen Nahverkehr (4,8). Kunden von Bus und Bahn müssen – so sehen es die meisten Tarife für den Verkehrsverbund Rhein-Sieg (VRS) vor – in aller Regel zuzahlen, wenn sie ihr Fahrrad mitnehmen möchten. Ausnahmen für Dauerkunden gibt es in den Abendstunden oder wochenends. Schlechte Noten gab es außerdem wegen mangelnder Kontrolle von Falschparkern auf Radwegen, zu schmalen Radwegen und mutmaßlich schlecht getakteten Ampelphasen auf Strecken. Für das Sicherheitsgefühl als Radfahrer vergaben die Teilnehmer eine 4,1.

OB sieht „Ansporn, den eingeschlagegen Weg fortzusetzen“

Der ADFC deutet die verbesserte Ergebnisse so, dass „sich der Mut der Ratsmehrheit, mehr für den Radverkehr und Verkehrswende zu tun, lohnt und von den Radfahrern auch honoriert wird“, so deren verkehrspolitischer Sprecher Gerd Billen. Mit Radspuren auf Oxfordstraße, Römerstraße, Viktoriabrücke und Umweltspuren auf Belderberg und Hermann-Wanderleb-Ring (letztere testweise) habe die Stadt „ein neues Klima“ geschaffen. Er kritisierte, dass die vor neun Jahren beschlossene Radpendlerroute zwischen Bornheim und Bonn immer noch nicht fertig sei und forderte mehr Tempo bei solchen Projekten, um ein Radverkehrsnetz für die Region zu schaffen.

Da sich Bonn nach der Umfrage im Vergleich mit anderen bundesdeutschen Großstädten seit 2020 am stärksten verbessert hat, war Oberbürgermeisterin Katja Dörner am Montag nach Berlin gereist, um die Ehrung in der Kategorie „Beste Entwicklung“ von der ADFC-Bundesvorsitzenden Rebecca Peters und Bundesverkehrsminister Volker Wissing entgegenzunehmen. Dörner sagte im Anschluss: „Eine so deutliche Verbesserung und damit der erste Platz ist eine schöne Bestätigung für unsere Arbeit in den vergangenen zwei Jahren, auch wenn wir erst am Anfang der Aufholjagd stehen.“