Flüchtlingshilfe organisiert Benefizkonzert Aeham Ahmad spielt in Heilig Geist

Venusberg · In der Kirche Heilig Geist gibt es am Freitag, 29. März, um 20 Uhr ein besonderes Konzert. Aeham Ahmad, bekannt geworden als Pianist aus den Trümmern Syriens, gibt unter dem Titel „Und die Vögel werden singen“ ein Benefizkonzert.

 Volle Konzentration: Aeham Ahmad bei der Beethoven-Preisverleihung im Dezember 2015.

Volle Konzentration: Aeham Ahmad bei der Beethoven-Preisverleihung im Dezember 2015.

Foto: Barbara Frommann

Organisiert wird das Konzert mit dem Pianisten Aeham Ahmad von der ökumenischen Flüchtlingshilfe VIP, was für die Gemeinden aus Venusberg, Ippendorf und Poppelsdorf steht. Der Eintritt ist frei, Spenden für die Flüchtlingshilfe sind willkommen.

Ein Ehrenamtler, so berichtet Angela Becker, Vorsitzende der Flüchtlingshilfe, habe bei einem Koordinatorentreffen von dem syrischen Pianisten Aeham Ahmad berichtet. Dieser hatte zur Frankfurter Buchmesse 2017 eine Autobiografie mit dem Titel „Und die Vögel werden singen“ veröffentlicht. „Daraufhin habe ich mir das Buch gekauft und war fasziniert“, sagt Becker. Bei den nächsten Treffen sei die Idee gewachsen, dass man Ahmad zu einem Konzert in eine der VIP-Kirchen einladen könne.

Aeham Ahmad wurde 1988 in einem Vorort von Damaskus geboren. Sein blinder Vater förderte sein musikalisches Talent. Bereits mit sieben Jahren erhielt er Klavierunterricht im renommierten Arabischen Institut in Damaskus. Später studierte er Musikpädagogik in Homs. Als ab Sommer 2013 sein Vorort vollständig abgeriegelt war und viele Menschen verhungerten, lud er sein altes Klavier auf einen Rollwagen, spielte in den Ruinen, um gegen den Hunger zu protestieren und den Menschen Hoffnung zu geben. Bis im April 2015 der IS das Viertel unter seine Kontrolle brachte und Aehams Klavier vor seinen Augen verbrannte. „Das war, als hätten sie meinen Freund getötet“, sagte er in einem CNN-Interview.

Über die Balkanroute 2015 nach München

Über die Türkei, Griechenland und die Balkanroute brachte ihn seine Flucht im September 2015 nach München. Ein Jahr später konnten seine Frau und seine beiden kleinen Söhne nachkommen. Heute lebt die Familie in Wiesbaden. Bei seinen Konzerten fast in ganz Europa begeistert er die Zuschauer mit der Intensität seiner Lieder und der Virtuosität seines Klavierspiels. Stücke von Beethoven und Mozart trägt er vor, vor allem aber eigene Kompositionen. Im Dezember 2015 wurde ihm der Internationale Beethovenpreis für Menschenrechte in der Bundeskunsthalle Bonn verliehen. Bei seinem Konzert in Heilig Geist wird ein Mitglied der Flüchtlingshilfe auch aus seinem Buch lesen.

Die Flüchtlingshilfe selber zieht über ihr bisheriges Tun eine positive Bilanz. „Die Ersthilfe mit Wohnung, Möbel, Kleidung, Kindergarten- und Schulplätze ist gut gelaufen“, bilanziert Angela Becker. Mittlerweile stelle man sich die Frage, wie die Integration weiter gefördert werden kann. „Je höher die Schulbildung in Syrien“, berichtet Barbara Giese, „desto schneller lernen die Flüchtlinge deutsch und desto einfacher lassen sie sich integrieren.“

Die Flüchtlingshilfe ist mit vielen anderen Hilfsorganisationen, dem Jobcenter und der IHK vernetzt. „Wir bieten ein vielfältiges Angebot an Unterstützung, von der Alltagshilfe, Patenschaften über Sprachkurse bis hin zu Ausbildung und Freizeit“, berichtet Giese. „Wir hoffen, dass mit diesem Konzert den Einheimischen die Augen über Flüchtlinge und ihre Kulturen, die sie mitbringen, ein bisschen weiter geöffnet werden“, sagt Becker abschließend. „Denn die Begegnung mit ihnen ist für unsere eigene Kultur bereichernd und anregend.“

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