Asylverfahren in Bonn Ärger um geplatzte Termine

Bonn · Die Bonner Ermekeilkaserne ist zurzeit wegen Windpocken gesperrt. Flüchtlinge, die sich in der Außenstelle des Bundesamts für Migration melden sollen, begehren trotzdem Einlass.

Die Enttäuschung ist den Flüchtlingen an den Gesichtern abzulesen. Seit Stunden warten etwa 35 Männer und Frauen sowie vier Kinder, darunter drei Babys, in der Hitze am Montagvormittag vor der Ermekeilkaserne. Sie wollen die Hoffnung nicht aufgeben, doch noch zur Anhörung bei der dortigen Außenstelle des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (Bamf) vorgelassen zu werden. Schließlich haben sie eine schriftliche Einladung dazu erhalten. Doch die Sicherheitsleute lassen sie nicht durch. Die Kaserne, eine Erstaufnahme-Einrichtung des Landes, ist seit zwei Wochen wegen Windpockenfällen im Haus gesperrt.

Die Stimmung draußen auf der Straße ist aufgeheizt. Polizei und Mitarbeiter des Ordnungsamtes sind dort, um die Gemüter zu beruhigen. Ein Reisebus wartet auf der Straße. Er soll die Flüchtlinge zurück in ihre Unterkünfte im Umkreis von Nümbrecht im Oberbergischen Kreis zurückbringen. Doch sie weigern sich zunächst einzusteigen.

Agnes von Kempis wohnt neben der Kaserne und verteilt Wasser und Bananen. „Sonst kümmert sich niemand um sie“, sagt sie. Sie habe sich bei der Stadt über den belagerungsähnlichen Zustand vor der Kaserne beschwert. Viele der Flüchtlinge hätten auch auf ihrem Grundstück gewartet. Am Sonntag seien sogar mehr als 70 Personen da gewesen und ebenfalls unverrichteter Dinge wieder abgefahren. „Vorige Woche gab es einen ähnlichen Vorfall. Ich weiß nicht, warum die Behörden die Menschen stundenlang auf der Straße stehen lassen.“

Benjamin Hahn, Sprecher der zuständigen Bezirksregierung Arnsberg, klärt auf: „Da ist anscheinend in der Kommunikation etwas gründlich schiefgelaufen“, sagte er. „Die Nachricht, dass das Haus wegen Windpockenerkrankung gesperrt ist, hat offensichtlich in beiden Fällen die Busfahrer nicht erreicht. Sie sollten die Flüchtlinge ersatzweise in eine Unterkunft nach Köln bringen, von wo aus sie am Morgen zur Ermekeilkaserne gefahren worden wären.“

Hintergrund: Damit die Flüchtlinge aus den verschiedenen Notunterkünften in NRW einen der eng getakteten Anhörungstermine bei den Bamf-Stellen pünktlich wahrnehmen können, werden sie in der Regel einen Tag vorher zur Übernachtung in eine nahe gelegene Unterkunft gebracht. Die Flüchtlinge, die zum Bamf nach Bonn bestellt waren, sollten in der Ermekeilkaserne übernachten. Weil das platzte, wurden ihre Termine wurden anderweitig vergeben.

Eine Syrerin (29) zeigt ihre Einladung für den Anhörungstermin am Montag in Bonn. „Man hat uns am Sonntag versprochen, wir bekämen montags früh Bescheid, wann wir wieder zur Ermekeilkaserne gefahren würden. Als wir nichts gehört haben, haben wir uns in Taxen gesetzt und sind auf eigene Faust hierher gefahren“, sagt die Frau in gutem Deutsch. 100 Euro hätten sie pro Taxi bezahlt.

„Viele von uns warten seit mehr als einem Jahr auf die Anhörung“, sagt ein 20-jähriger Landsmann. Schließlich ist die Anhörung Grundlage für die Entscheidung, ob Asyl gewährt werden kann. Noch an Ort und Stelle hätten die Flüchtlinge die Zusage erhalten, dass sie in zwei Wochen einen neuen Termin beim Bamf haben werden, berichtet Hahn später. Den Männer und Frauen bleibt nichts anderes übrig, als wieder in den Bus zu steigen und zurückzufahren.

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