Immer wieder chaotische Zustände Afghanisches Konsulat in Bonn sucht neuen Standort

Ückesdorf. · Stadt und Auswärtiges Amt führen Gespräche mit dem Generalkonsul von Afghanistan. Es geht um einen Umzug von Bonn-Ückesdorf an einen anderen Standort. Immer wieder kommt es vor dem Konsulat zu chaotischen Zuständen.

 Belagerungszustand am Konsulat in Ückesdorf: Mit Kind und Kegel warten die Afghanen darauf, durch das Eingangstor gelassen zu werden.

Belagerungszustand am Konsulat in Ückesdorf: Mit Kind und Kegel warten die Afghanen darauf, durch das Eingangstor gelassen zu werden.

Foto: Benjamin Westhoff

Das afghanische Konsulat steht einem Umzug vom Liebfrauenweg in Ückesdorf an einen anderen Standort „aufgeschlossen“ gegenüber. Das geht aus einer Antwort der Stadtverwaltung auf eine Große Anfrage des Bürger Bunds Bonn (BBB) hervor. Demnach habe dies der afghanische Generalkonsul Sayed Niamatullah Sayer Oberbürgermeister Ashok Sridharan in einem persönlichen Gespräch am 16. Januar erklärt.

Vor dem Konsulat kommt es regelmäßig zu chaotischen Zuständen, wenn mehrere hundert Afghanen gleichzeitig ihre Passangelegenheiten dort erledigen möchten. Die Menschen kommen vor allem aus Nordrhein-Westfalen, Hessen, Rheinland-Pfalz und Niedersachsen nach Ückesdorf. Die Anwohner klagen über wild geparkte Fahrzeuge, Müll, Unordnung und auch über bedrohliche Situationen. Die Bonner Polizei ist regelmäßig vor Ort, ebenso Mitarbeiter des städtischen Ordnungsamtes.

Der Umzug des Konsulates könnte innerhalb Bonns oder in eine benachbarte Stadt oder Gemeinde erfolgen, solange es dort einen geeigneten Standort gibt. „Zumindest eine Auslagerung der Pass- und Visaangelegenheiten, die zirka 80 Prozent des derzeitigen Besucheraufkommens in Ückesdorf ausmachen, an einen anderen Standort wird erwogen“, heißt es in der Stellungnahme der Verwaltung. Das Konsulat schaue sich derzeit auf dem Immobilienmarkt nach geeigneten Objekten um. Unterstützung erhält das Konsulat dabei auch von der Verwaltung. Allerdings ist die Suche auf dem angespannten Bonner Immobilienmarkt nicht ganz einfach.

„Suchprofil wurde an die Bonner Immobilienmakler weitergeleitet“

Die Verwaltung prüfe nun intern, ob dem afghanischen Generalkonsulat „alternative eigene oder externe Objekte angeboten beziehungsweise vorgeschlagen werden können“. Derzeit stünden allerdings keine Flächen in der Datenbank des Immobilienservice der Wirtschaftsförderung zur Verfügung. „Das Suchprofil wurde ebenfalls an die Bonner Immobilienmakler weitergeleitet, so dass bei neuen Angeboten die Wirtschaftsförderung sofort kontaktiert werden kann“, erklärt die Verwaltung weiter.

Städtische Liegenschaften stünden auch nicht zur Verfügung, auch die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) kann derzeit keine passenden Flächen zur Verfügung stellen. Die BImA könne lediglich Flächen unter 150 Quadratmeter oder Flächen über 5000 Quadratmeter anbieten. Die Verwaltung habe auch den Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW (BLB) angefragt, bislang allerdings noch keine Rückmeldung erhalten.

Vor dem Gespräch mit dem Oberbürgermeister im Januar gab es bereits Mitte November ein Treffen von Vertretern des Auswärtigen Amtes mit Abdul Jabar Ariyaee, Geschäftsträger der afghanischen Botschaft. Das Auswärtige Amt habe ihm dabei alle Probleme rund um das Konsulat erläutert, heißt es in einem Gesprächsverlauf des Auswärtigen Amtes, der der Stellungnahme der Verwaltung beigefügt ist. Dabei habe das Auswärtige Amt die Einführung eines „strikten Terminvergabesystems“ als Übergangslösung angeregt. Außerdem sollen die Besucher des Konsulates öffentliche Verkehrsmittel nutzen, da das Wohngebiet, in dem das Konsulat liegt, Fahrzeuge der Besucher nicht aufnehmen könnte.

Stadt Bonn sprach mit betroffenen Anwohnern

Ariyaee bestätigte dem Auswärtigen Amt gegenüber, dass die afghanischen Auslandvertretungen aufgrund der hohen Flüchtlingszahlen „vor großen Herausforderungen“ stehen. Mittlerweile würden 250.000 afghanische Staatsangehörige in Deutschland leben.

Mitte Dezember habe die Stadt Bonn ein Gespräch mit den betroffenen Anwohner geführt. So wird in Kürze der Liebfrauenweg als „unechte“ Einbahnstraße gestaltet. Die Einfahrt von der Hubertusstraße aus wird verboten, außerdem werden Sperrflächen in den Einmündungsbereichen in den Liebfrauenweg markiert. Zudem soll auf der Straßenseite des Konsulate  der Bereich des absoluten Halteverbots bis zur Hubertusstraße verlängert und auf der gegenüberliegenden Straßenseite sollen Parkflächen markiert werden.

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