Ahmad Al Sheikh Hussein Kames gewinnt XY-Preis „Ich hatte Angst, aber ich wusste, ich muss etwas tun“

Bonn · Ahmad Al Sheikh Hussein Kames hat den XY-Preis gewonnen. Der Bonner rettete einem 22-Jährigen bei einem Messerangriff in einem Linienbus das Leben. Horst Seehofer ehrte den 29-Jährigen mit dem Preis für Zivilcourage.

 Ahmad Al Sheikh Hussein Kames bekam in Berlin den XY-Preis für Zivilcourage verliehen.

Ahmad Al Sheikh Hussein Kames bekam in Berlin den XY-Preis für Zivilcourage verliehen.

Foto: ZDF und Jule Roehr/Jule Roehr

Den Zusatz „mutig“ hört Ahmad Al Sheikh Hussein Kames nicht gern, wenn es um seine bemerkenswerte Tat am 22. Juli 2020 geht. An diesem Tag hatte der Bonner einem jungen Mann in einem Linienbus nach einer Messerattacke das Leben gerettet. Auch mehr als 15 Monate später gibt sich der 29-Jährige bescheiden und zurückhaltend. „Ich habe getan, was getan werden musste“, sagt Kames knapp, wenn es um seinen beherzten Einsatz geht. Jetzt hat Bundesinnenminister Horst Seehofer ihn mit dem Preis für Zivilcourage ausgezeichnet – für sein mutiges und vorbildliches Handeln.

Die Auszeichnung durch den Minister hat dem Mann, der 2016 aus Syrien nach Deutschland kam und in Endenich lebt, vorab erst einmal eine schlaflose Nacht bereitet. „Ich war sehr aufgeregt“, sagt Kames. „Es war dann eine schöne Sache. Es gab Blumen und viele lobende Worte. Auch den anderen Preisträgern zolle ich großen Respekt.“ Im Hauptstudio des ZDF auf dem Mainzer Lerchenberg traf er am Dienstag als einer von drei Ausgezeichneten auf Seehofer bei der Verleihung des „XY“-Preises. Der Name sagt es: Die Auszeichnung wird im Zusammenhang mit der seit Jahrzehnten beliebten Sendung „Aktenzeichen XY...ungelöst“ verliehen.

Rückblende: An jenem 22. Juli war Kames einer von mehreren Zeugen, als ein damals 22-Jähriger in einem Bus der Linie 601 am Bonner Hauptbahnhof unvermittelt von einem Mann mit einem Messer attackiert wurde. Der Bonner, mit seinen 1,70 Meter Körpergröße kein physischer Gigant, schaffte es dennoch, den um einiges größeren und schwereren Angreifer von seinem Opfer wegzureißen und ihn bis zum Eintreffen der Polizei festzuhalten. Kein anderer Fahrgast hatte bis dahin eingegriffen. „Ich habe nicht lange überlegt“, sagt Kames im Rückblick, „es ging um Sekunden.“

Tatsächlich trug der 22-Jährige schwere Stichverletzungen davon. Sein Leben dürfte er nicht zuletzt seinem Retter zu verdanken haben. Nach dem Eintreffen der Polizei leistete der ehemalige Medizinstudent, der heute eine Ausbildung zum Technischen Anästhesie-Assistenten an der Bonner Uniklinik absolviert, mit weiteren Passanten Erste Hilfe bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes. Der schwer verletzte 22-Jährige wurde notoperiert und überlebte die Attacke schließlich. „Ich hatte Angst, aber ich wusste, ich muss etwas tun“. Dass er der einzige war, mag Kames niemandem vorwerfen. „Sicher hatten die anderen noch mehr Angst als ich.“

Für ihn sei die Auszeichnung samt Geldpreis etwas ganz Besonderes – er selbst hat das Thema nie an die große Glocke gehängt hat, sagt Kames. „Warum soll ich mich für etwas rühmen, dass selbstverständlich sein sollte?“ Andere übernehmen das Lob für seine Zivilcourage – Freunde, Familie und der Arbeitgeber samt Kollegenkreis zum Beispiel: „An der Uniklinik habe ich viel Anerkennung bekommen. Das freut mich sehr.“ Am 17. November ist Kames mit den beiden anderen „XY“-Preisträgern in der Live-Fernsehsendung von „Aktenzeichen XY...ungelöst“. Weitere schlaflose Nächte im Vorfeld seien nicht ausgeschlossen, sagt der 29-Jährige und schiebt ein zurückhaltendes Lachen hinterher.

Am Mittwoch, 17. November , 20.15 Uhr, sind die Preisträger in der Live-Sendung "Aktenzeichen XY… ungelöst" zu Gast.

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