Gewerkschaft ruft zur Aktion „White Friday“ auf Bonner Schulleiter klagen Ministerin Gebauer in einem Brandbrief an

Bonn · In einem Brandbrief erheben Bonner Grundschulleitungen im Zusammenhang mit dem jüngst kurzfristig geänderten Corona-Testverfahren heftige Vorwürfe gegen Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP).

 Mit weißen Betttüchern an den Fenstern der Kettelerschule in Dransdorf machen auch Schulleiterin Christina Lang-Winter und ihre Stellvertreterin Sandra van de Gey auf die Überbelastung der Lehrkräfte aufmerksam.

Mit weißen Betttüchern an den Fenstern der Kettelerschule in Dransdorf machen auch Schulleiterin Christina Lang-Winter und ihre Stellvertreterin Sandra van de Gey auf die Überbelastung der Lehrkräfte aufmerksam.

Foto: Benjamin Westhoff

Die Pädagogen beklagen in ihrem Schreiben, das mit „Problemanzeige“ überschrieben ist, unter anderem eine schlechte Kommunikationspolitik des Ministeriums, was zu erheblicher Verunsicherung unter Lehrer- und Elternschaft geführt habe. So waren die Schulen über das geänderte Testverfahren erst Dienstag am späten Abend informiert worden. Am Mittwoch sollte es bereits umgesetzt werden. Auch binde das Management rund um die Testverfahren einen großen Teil der Arbeitszeit von Schulleitungen, sodass vielfältige andere Aufgaben nicht mehr erfüllbar seien, kritisieren die Schulleitungen. Zudem werfen sie dem Ministerium vor, fahrlässig zu handeln, weil die neue Teststrategie alle Kinder und Mitarbeitenden an den Grundschulen einer hohen Infektionsgefahr aussetze.

Aus Protest an der Corona-Politik des Landes machten denn auch viele Schulen in Bonn bei der White-Friday-Aktion der Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft mit, indem sie mit weißen Bettlaken an den Fenstern der Schulgebäude auf ihre hohe Belastung in dieser Pandemie aufmerksam machten. Dabei war auch die OGS der Matthias-Claudius-Grundschule in Endenich. Schulleiterin Tina Görg-Mager hat wie viele ihrer Amtskollegen bereits des Öfteren im GA über die schwierige Lage vor allem für ihre Kollegen und Schüler geklagt, die sich seit dieser Woche noch einmal verschärft habe. Jetzt hatte sie allerdings etwas Positives zu berichten: Die Pädagogin erhielt am Donnerstag spontanen Besuch von Elke Griesenbach von der Harmonie, die gegenüber der Schule liegt. Griesenbach hatte morgens im GA gelesen, dass Görg-Mager händeringend nach einem Bürgertestzentrum suchte, damit die Schülerinnen und Schüler nach positiven Pooltests zertifizierte Tests erhalten könnten. „Das konnte ich doch nicht zulassen, dass die Eltern mit ihren Kindern jetzt ‘rumreisen sollten“, sagte Griesenbach. Mit dem Betreiber des Testzentrums im Biergarten der Harmonie vereinbarte sie, dass es jetzt von montags bis freitags morgens um 7.30 Uhr öffnet und die betroffenen Kinder noch vor dem Unterricht testet. „Es können natürlich auch andere kommen, aber die Kinder haben Vorrang “, so Griesenbach. Am Freitagmorgen seien auf einen Schlag 33 Kinder mit ihren Eltern gekommen.

Die PCR-Tests sollen neuerdings aufgrund des Kapazitätenmangels in den Laboren priorisiert werden. Das NRW-Schulministerium entschied am späten Dienstagabend kurzfristig, die PCR-Pooltests in den Grundschulen beizubehalten, die PCR-Rückstelltests jedes einzelnen Schülers indes durch Schnelltests zu ersetzen. Dass hatte an vielen Grundschulen das Fass zum Überlaufen gebracht. Denn bei positiven Pooltests bedeutet dies, dass auch infizierte Kinder mit allen anderen Klassenkameraden des entsprechenden Pools den Schnelltest machen sollten. „Das kann ich doch meinen Kolleginnen und Kollegen nicht zumuten“, erklärte Görg-Mager, die froh ist, mit dem Angebot der Harmonie eine tragfähige Lösung gefunden zu haben – zumal der Betreiber dort für die Testung der Kinder sogar eigens Lolli-Schnelltests angeschafft hat.

Einsatz von Lollitests

Auch Christina Lang-Winter hat eine Erfolgsmeldung zu verkünden: Die Leiterin der Kettelerschule in Dransdorf fand mit der nahe liegenden Antonius-Apotheke eine Partnerin, die zum Testen der Kinder aus den positiven Pools morgens in die Schule komme wolle. Lang-Winter sorgt sich vor allem um die psychosoziale Gesundheit ihrer Schülerschar: „Ein achtjähriges Kind kennt unsere Schule doch gar nicht ohne Corona. Was macht das mit den Kindern, wenn sie jetzt auch noch durch die veränderte Testung verunsichert werden?“ Birgit Klippel, Leiterin der Duisdorfer Rochusschule, wünscht sich ein kontinuierliches Testverfahren wie an den weiterführenden Schulen – „ohne den Alarm am Abend bei positivem Pool“.

Sinnvoll für die Grundschulen wäre sicherlich auch der Einsatz von Lollitests als Schnelltest, da sie für die kleineren Kinder einfacher zu handhaben seien. Die Kinder lutschen dabei an einem Stäbchen mit Wattebausch wie an einem Lolli. Die Frage, warum diese nicht den Grundschulen bereitgestellt werden, ließ sich am Freitag nicht mehr klären. 

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