Ehemaliger US-Vize-Präsident Al Gore auf der Weltklimakonferenz in Bonn

Bonn · Der ehemalige demokratische US-Vize-Präsident und Friedensnobelpreisträger Al Gore kam am Freitag zur Weltklimakonferenz in Bonn. Dort wurde er wie ein Popstar empfangen.

 Al Gore auf der Klimakonferenz in Bonn.

Al Gore auf der Klimakonferenz in Bonn.

Foto: Andreas Dyck

Der ehemalige demokratische US-Vize-Präsident und Friedensnobelpreisträger Al Gore ist am Freitag auf der Weltklimakonferenz wie in Popstar empfangen worden. Am Nachmittag besuchte der Unternehmer und Klima-Aktivist unter anderem den indonesischen Pavillon, wo das „Climate Reality Project“ als Teil von Gores Kampagne zur Aufklärung von Führungskräften vor allem junge Entscheidungsträger zum Klimaschutz anregen soll.

So viele vor allem junge Konferenz-Teilnehmer drängten sich vor und in dem Veranstaltungsraum, dass der Klimawandel darin bei drückender Schwüle physisch erlebbar wurde. Gore, der seit seinem Ausscheiden aus der Politik nach seiner Wahlniederlage im Jahr 2000 unermüdlich öffentlich auf die Folgen der Erderwärmung hinweist, dankte lächelnd für „dieses authentische Erlebnis“ und legte sein Jackett beiseite.

Wie die USA sei auch Indonesien sowohl ein Hauptverursacher des Klimawandels, als auch durch diesen besonders gefährdet, warnte der 69-Jährige. Einer längeren Nutzung der Kernkraft erteilte Gore deshalb auch keine Absage. Deren Risiken halte er mit verbesserter Technik für vertretbar. Allein die hohen Kosten hätten Kernkraft aus dem Markt gedrängt und machten den Neubau von Reaktoren unwahrscheinlich, glaubt Gore.

Noch teurer sei es allerdings, auf Kohle zu setzen. Deren Folgekosten seien unter dem Klimaaspekt betrachtet gewaltig. „Stellen Sie sich nur vor, was es kostet, wenn New York und Jakarta vom Meer verschluckt werden“, sagte Gore.

Am Abend präsentierte der populäre Amerikaner dann im deutschen Pavillon zusammen mit Umwelt-Staatssekretär Jochen Flassbarth ein Jahrzehnt nach seinem ersten Klima-Film die Fortsetzung „Noch immer eine unbequeme Wahrheit“. Darin dokumentieren die Regisseure Bonni Cohen und Jon Shenk in erschütternden Bildern die Veränderungen, die der Klimawandel schon heute hinterlassen hat. Und sie verfolgen Gores Mission, dieses Desaster zu stoppen. Nach dem Hoffnungsschimmer von Paris sieht Gore die Menschheit allerdings in alte Handlungsmuster zurückgefallen. So habe der Bau zahlreicher Kohlekraftwerke in Indien nur deshalb nicht verhindert werden können, weil internationale Geldgeber für alternative Projekte fehlten.

„Sonnenkraft, Wind und gute Batterien“ – das sind für Al Gore die Schlüsselworte für eine globale Wende in der Energiepolitik. Er sagt es, winkt fröhlich einmal in die Runde der hochgereckten Smartphones und eilt weiter zum nächsten Termin. Auf der Klimakonferenz in Paris 2015 hatte Gore auf dem Weg zu einem neuen Klima-Abkommen eine wesentliche Vermittler-Rolle eingenommen. Welche Gespräche er in Bonn weiter plant und wie lange er der Klimakonferenz beiwohnt, ließ Gore offen.

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