Ringvorlesung im Rhein-Pavillon Alanus-Forscher erzählen Rheinufergeschichten

Bonn · Mit „Rheinufergeschichten“ geht am Mittwoch, 21. Juni, die öffentliche Ringvorlesung der Alanus-Hochschule „Bonner Orte. Anders. Sehen“ in Kooperation mit dem General-Anzeiger zu Ende.

Der Rhein-Pavillon am Bonner Rheinufer.

Der Rhein-Pavillon am Bonner Rheinufer.

Foto: Martin Wein

Ab 18 Uhr berichten Professor Thomas Sieverts aus München und Professor Benedikt Stahl von der Alanus Hochschule im Rhein-Pavillon am Rathenauufer 1 über Planungsaufgaben und -möglichkeiten am Rhein und suchen den Austausch mit dem Publikum. Der Eintritt ist frei.

Tatsächlich gibt es wohl kaum einen besseren Ort, um über die Beziehung von Stadt, Fluss und Architektur zu sprechen. Geschützt hinter hohen Panoramascheiben eröffnet der Pavillon aus erhöhter Position einen weiten Blick auf das Bonner Rheinufer und das Rheintal bis zum Siebengebirge. Und mit seinen klaren, funktionalen Formen spiegelt das Gebäude wie kein zweites in Rheinlage den Neubeginn nach dem Zweiten Weltkrieg und das schwierige Verhältnis privater Investoren zur Stadt Bonn.

Die Geschichte des Rhein-Pavillons gleicht einem Krimi. 1947 hatte der Neu-Bonner Wilhelm Heppenheimer auf städtischem Grund zunächst einen Kiosk am Ufer errichtet, der 1954 um eine Terrasse erweitert wurde. 1959 kam dann das zeppelinförmige Restaurant obendrauf. „Anfangs herrschte noch alliiertes Recht. Öffentliche Flächen konnten damals nicht verkauft werden“, berichtet Wilhelms Sohn Arno. Später habe man das Thema nicht weiter aufgegriffen. Für 25 Jahre bestand ein Nutzungsvertrag mit der Stadt. Das schien eine lange Zeit.

Gebäude wird baufällig

Doch die Zeit ging ins Land – und die Stadt forderte ihr Grundstück zurück, mit Gebäude oder ohne. Heppenheimers blieb nichts übrig, als den Pavillon der Stadt zu schenken und dann als Pächter des eigenen Baus weiterzumachen. Seit 1996 führt Arno Heppenheimer das Restaurant in zweiter Generation. Als städtische Immobilie unter Verwaltung des Städtischen Gebäude-Managements hat es der Pavillon allerdings nicht gut getroffen. Abgefallene Fliesen an der Fassade wurden nur notdürftig ersetzt. Die Dämmung fehlt fast vollends. Und die Sanitäranlagen haben den Charme des letzten Jahrhunderts. Der Denkmalschutz der Immobilie muss häufig als Ausrede für fehlende Investitionen herhalten. „Etwas mehr Engagement der Eigentümerin wäre wirklich toll“, wünscht sich der Gastronom.

Womit die Probleme des Bonner Rheinufers insgesamt in den Fokus rücken. Unter Moderation von Professor Florian Kluge werden die beiden Referenten Thomas Sieverts und Benedikt Stahl kommenden Mittwoch als Mitglieder des Bonner Städtebau- und Gestaltungsbeirats darüber berichten, wie sie den Umgang der Stadt mit Szenarien für das Rheinufer erlebt haben.

Pläne für das Rheinufer liegen auf Eis

Das Thema ist politisch durchaus brisant. So hatte die Stadt nach der Jahrtausendwende Planungen für eine Öffnung der Innenstadt zum Rhein hin und einen Wasserbahnhof für Passagierschiffe am Alten Zoll vorangetrieben. Nachdem das Projekt bei der Regionale 2010 nicht zum Zuge kam, hat sich in der Sache nichts mehr bewegt. Die Stadtverwaltung hat erklärt, sie wolle frühestens mit der neuen Förderperiode ab 2020 eine Sanierung des linken Rheinufers beginnen. Nur der Außenbereich vor der Beethovenhalle könne unter Umständen schon vor dem Beethoven-Festjahr 2020 aufgehübscht werden.

In der Vorlesung werden sich Fachleute zu der Thematik äußern. Durch seine langjährige Arbeit im eigenen Planungsbüro in Bonn kennt Stadtplaner und Architekt Sieverts die Situation aus nächster Nähe. Als Autor zahlreicher Fachbücher vor allem zum Phänomen der Zwischenstadt und der Verstädterung der Landschaft hat der inzwischen emeritierte Professor sich zudem auch in der Theorie der Stadtplanung bundesweit einen Namen gemacht.

Benedikt Stahl ist Leiter des Fachbereichs Architektur an der Alanus Hochschule und Gründungspartner im Atelier Fritschi und Stahl in Düsseldorf. Mit seinen dortigen Mitarbeitern hat Stahl Ende der 1990er Jahre wesentlich die Neugestaltung des Düsseldorfer Rheinufers mitgeprägt.

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