Modernes "Altes Treppchen" Albert Dungs Gaststätte ist ein Testbetrieb für Brennstoffzellen

ENDENICH · Um in die Gaststätte von Albert und Manfred Dung zu gelangen, muss man ein Jahrhunderte altes Treppchen hinauf, das gleichzeitig Namensgeber ist. Richtig interessant wird es indes erst, wenn es wieder einige Treppenstufen hinunter geht.

Denn während oben gezapft wird, ist der Keller ein internationales Energielabor. Immer wieder testen dort Wissenschaftler neue Energiequellen auf ihre Alltagstauglichkeit. Erst im Januar bekamen die Brüder eine neue Brennstoffzelle.

"Sie leistet ein Kilowatt pro Stunde und kann Restaurant und Hotel mit Strom versorgen", sagt Albert Dung und lehnt sich auf den etwa 1,20 Meter hohen weißen Kasten. Dass es sich dabei um eine moderne Brennstoffzelle handelt, ist von außen nicht zu erkennen. "Es könnte auch eine normale Therme sein." Verräterisch ist das stete Tropfen in den Abfluss: Durch chemische Reaktion zwischen Wasserstoff und Sauerstoff wird Strom erzeugt, das einzige Abfallprodukt ist klares Wasser. Und das muss abfließen.

Ein Energieberater der Stadtwerke Bonn brachte Dung vor einigen Jahren auf die Idee, seinen Keller für Tests zur Verfügung zu stellen. Als die erste Brennstoffzelle angeliefert wurde, wirkte der ehemalige Heizungskeller noch nicht so aufgeräumt. Sie wog mehrere Hundert Kilogramm, war wesentlich größer, leistete 96 Kilowatt pro Tag und konnte nur mit einem 60-Tonnen-Kran durch das Dach herabgelassen werden.

Von da an musste sich Dung den neugierigen Fragen seiner Nachbarn und Gäste stellen. "Wat määt dinge Reaktor?" war die häufigste. "Diese Brennstoffzelle war aber überdimensioniert für unseren Betrieb und eher etwas für ein Schwimmbad." Auch drei verschiedene Sterlingmotoren standen schon im Keller. "Sie waren von einer neuseeländischen Firma aufgestellt worden", erzählt Albert Dung. Weil es dort nur selten geräumige Untergeschosse und gleichzeitig vom Energieverbrauch passende Betriebe gibt, hätten die Neuseeländer über ihre Partner in Deutschland einen Platz für den Probetrieb gesucht. Durch die Tests wurde der Sterlingmotor zweimal weiterentwickelt und hat es nun zur Marktreife geschafft.

Gesteuert werden die Generatoren über einen separaten Telefonanschluss aus der Ferne. Er wurde direkt zu Beginn der Testläufe im Jahr 2007 installiert. Dafür, dass Dung immer neue Geräte und damit kostenlosen Strom bekommt, muss er den Technikern und Forschen immer die Türe öffnen. "Das ist aber nicht schlimm, es interessiert mich ja selber", sagt er. Bei einem Interview wurde Dung sogar für einen Experten gehalten, weil er sich besser auskannte als die Fachleute, die extra in seinen Keller gekommen waren.

Manche Gäste besuchen sogar das Treppchen, um etwas über Dungs "Reaktoren" und seine Motivation zu erfahren. "Es ist wichtig, etwas für den Klimaschutz zu tun, das passt auch zur Ausrichtung unserer Gastronomie", erklärt Dung. Er versuche, so viel wie möglich mit regionalen Anbietern zusammenzuarbeiten. Das Treppchen sei ein Beispiel dafür, dass moderne Technik auch ohne viel Aufwand in alte Gebäude passe. Für Dung sind Brennstoffzellen eine Energiequelle der Zukunft. Weil sie wenig Schadstoffe erzeugen, leise sind und einen guten Wirkungsgrad haben.

Modernes "Altes Treppchen"

Im Keller der Gaststätte, die mehrere Jahrhunderte alt ist und durch den Krieg schon völlig zerstört wurde, arbeitet modernste Technik. Bereits Albert Dungs Vater hatte dort einen Kohleofen, eine Öl- und eine Gasheizung stehen, um möglichst viele Energiequellen nutzen zu können.

Heute sorgt eine Brennstoffzelle mit einer Kilowattstunde Leistung für die Stromversorgung. Über die Abwärme wird sie reguliert, die einen Wasserspeicher erhitzt. Für Spitzenzeiten, wenn beispielsweise viele Gäste im Hotel duschen, schaltet sich automatisch eine Gastherme zu. Die alten Rohre mussten für den Umbau nicht ausgetauscht werden, nur im Heizungsraum gab es Veränderungen. Sogar die alten Absperrventile für die Gebäudeeinheiten blieben erhalten.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort