Rheingarten und Waldau Almhütte statt Rheingarten

BONN · Gleich zwei bekannte Ausflugslokale in Bonn mussten in diesem Jahr schließen: Das Restaurant "Rheingarten" oberhalb des Schiffchensees in der Rheinaue ist bereits seit Februar dicht. Die Stadt hatte dem Pächter wegen Pachtrückständen gekündigt. Die "Waldau" auf dem Venusberg hatte der dortige neue Pächter nach nur einer Sommersaison im Oktober wieder aufgegeben.

Wie es mit den beiden Häusern weitergeht, ist zurzeit unklar - obwohl der Pächter des ebenfalls in der Rheinaue gelegenen Parkrestaurants, Dirk Doetsch, der Verwaltung seit längerem den Vorschlag gemacht hat, den Rheingarten zu übernehmen und in das marode Haus zu investieren.

"Ich habe mein Interesse bekundet", bestätigte Doetsch. Das Haus, in dem zur Bundesgartenschau 1979 der Rheinland-Pfalz-Pavillon untergebracht war, liege nahe zu seinem Parkrestaurant und sei daher gut zu bewirtschaften. "Ich habe in meiner Initiativbewerbung unter anderem vorgetragen, dort eventuell eine Almhütte zu errichten", sagte Doetsch, "das würde die Gaststätte auch im Winter beleben." Er habe seine Bereitschaft erklärt, mit einem Architekten das marode Gebäude wieder instand zu setzen.

In der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Wirtschaftsförderung hatte die Verwaltung im nichtöffentlichen Teil nur mündlich über den Stand der Dinge beim Rheingarten berichtet, erfuhr der GA. Dabei kristallisierte sich heraus: Während die CDU den Gastronomen Doetsch lieber heute als morgen mit dem Betrieb des Rheingartens betrauen würde, damit der bald wieder öffnen kann, pocht der Grünen-Koalitionspartner auf eine Ausschreibung. "Das dauert natürlich viel länger", sagte CDU-Wirtschaftsexperte Guido Déus. "Die Verwaltung hat uns bestätigt, dass vergaberechtlich nichts dagegen spricht, den Rheingarten auch ohne Ausschreibung zu verpachten. Mit Herrn Doetsch haben wir einen langjährigen verlässlichen Pächter, von dem wir überzeugt sind, dass er den Rheingarten erfolgreich führen kann."

"Was spricht gegen eine Ausschreibung?", fragt dagegen Tom Schmidt (Grüne) mit Blick auf weitere potenzielle Interessenten. "Wir sind insgesamt mit dem städtischen Pachtmanagement nicht zufrieden, weil wir immer nur Hiobsbotschaften hören, dass die Gebäude marode sind oder der Pächter die Pacht nicht zahlt. Dazu hat die Koalition ja einen entsprechenden Antrag gestellt." Von der Stadt hieß es auf GA-Anfrage lediglich: "Wir bemühen uns um eine Zukunftslösung für den Rheingarten. Zu einzelnen Vorschlägen äußern wir uns nicht."

Bei der Waldau ist der Fall etwas anders gelagert: Die Liegenschaftsverwaltung wollte das Gebäude eigentlich vom Vermieter, dem einstigen Betreiber der Waldau, Michael Schiffer, kaufen. Das ist die Voraussetzung, um Landeszuschüsse für die geplante Modernisierung und Erweiterung des Waldinformationszentrums "Haus der Natur" zu erhalten.

Doch diese Pläne sind, wie berichtet, in weite Ferne gerückt. Das Land hat die in Aussicht gestellten Zuschüsse von 1,4 Millionen Euro gestrichen. Vor diesem Hintergrund will die Stadt nach Informationen des General-Anzeigers mit Schiffer noch einmal über den für 2017 geplanten Kauf des Ausflugslokals verhandeln, weil sie den 2012 ausgehandelten Preis von knapp einer Million Euro herunterhandeln will. Über den Gesprächsverlauf vorige Woche schwiegen sich beide Seiten allerdings aus.

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