Stadtbahntunnel in Bad Godesberg Als die Bahn unter die Erde kam

BONN · Freitag, 23. September 1994: Nach sechseinhalbjähriger Bauzeit wird der Bad Godesberger Stadtbahntunnel eröffnet. Das 290 Millionen Mark schwere Bauprojekt erstreckt sich über eine Länge von 2,5 Kilometern zwischen Hochkreuz und Stadthalle.

 Das Bild zeigt die Baustelle der Station Wurzerstraße im März 1991.

Das Bild zeigt die Baustelle der Station Wurzerstraße im März 1991.

Foto: GA-Archiv

Davon verlaufen 2,1 Kilometer als Tunnel, in dem vier Haltestellen liegen: Wurzerstraße, Plittersdorfer Straße, Bad Godesberg Bahnhof und Stadthalle. Am Ende haben die Bauarbeiter 300.000 Kubikmeter Erdaushub weggeschafft, 100.000 Kubikmeter wieder verfüllt und 60.000 Kubikmeter Beton hinzugefügt.

Das hält. Davon überzeugt sich bei einer Probefahrt als Erster Bundesverkehrsminister Matthias Wissmann. Damit erfüllt sich der Minister "einen Kindheitstraum", wie der GA damals berichtet.

Wissmann steuert das erste, blank geputzte Stadtbahn-Gefährt mit den versammelten Offiziellen in den unterirdischen Godesberger Bahnhof. Natürlich unter den wachsamen Augen eines Mitarbeiters der Stadtwerke. Zwei Minuten zu spät rollen die Promis ein, dafür reden sie später umso länger.

Die Bonner Politik und die Ehrengäste sind sich einig: Hier ist ein Jahrhundertwerk entstanden, ein dicker Meilenstein in der Bonner Stadtbahngeschichte. Immerhin wurden die ersten Diskussionen um die Tieferlegung der Godesberger Stadtbahn bereits 1970 geführt.

Auch Bezirksvorsteher Norbert Hauser gehört zu den Kämpfern der ersten Stunde. Tiefbauamtsleiter Horst Schmitz versichert dem GA: "Ich habe immer daran geglaubt." Auch die Bezirksvertretung hat sich bei ihrem beharrlichen Kampf für den Tunnel buchstäblich nie das Wasser abgraben lassen.

Die Vorgeschichte beginnt schon weit vor dem ersten Rammschlag am 6. Mai 1988 im Godesberger Bahnhof: Schon am 2. März 1982 fasste der Rat der Stadt Bonn den Grundsatzbeschluss zur Tie?ferlegung der Bahn. Das erste Planfeststellungsverfahren für den Abschnitt nördlich des Bahnhofs lief fast sechs Jahre bis zum Februar 1988. Beim Abschnitt bis zur Stadthalle ging es ein bisschen schneller, in knapp zwei Jahren bis März 1991.

Von den 290 Millionen Mark Baukosten trägt die Stadt Bonn zehn Prozent. 60 Prozent übernimmt der Bund, 30 Prozent das Land. Der Rohbau allein schlägt mit fast 150 Millionen Mark zu Buche, die Planungen mit 39 Millionen Mark, die Betriebstechnik mit 34 Millionen Mark. Was dieses Bauprojekt wohl heutzutage kosten würde?

Sicher war damals: Ohne die Unterstützung des Bundes wäre die Realisierung des Tunnels nicht möglich gewesen. So kann sich der Bundesverkehrsminister über ein einhelliges Schulterklopfen der Bonner freuen. Wissmann bekräftigt bei dieser Gelegenheit: "Wir stehen zu unserer Verpflichtung für Bonn."

Auch Oberbürgermeister Hans Daniels hat zur Eröffnung einige Zahlen dabei: Mit dem neuen Tunnel bringt es das Bonner Stadtbahnnetz nun auf insgesamt 41 Kilometer, davon sind 9,5 Kilometer unterirdisch. 1968 hat das Bonner Stadtbahn-Zeitalter begonnen.

Auch einige Anwohner sind auf der Jungfernfahrt der Stadtbahn-Nummer 9353 dabei und bewältigen bis zur Stadthalle und zurück insgesamt 800 Meter. Diesmal steuert die Frau des Oberstadtdirektors, Tunnelpatin Gisela Diekmann. Verkehrsminister Wissmann hat das gute Stück zuvor mit Godesberger Wasser auf den Namen "Bad Godesberg" getauft.

Für die Stadtbahn-Kollegen der Linien 16 und 63 endet die Fahrt an diesem Tag noch immer oberirdisch vor dem Zaun an der Rheinallee. Ab Montag, 26. September 1994, läuft dann alles nach Plan. Um 4.57 Uhr geht es erstmals in den neuen Tunnel mit Stationen in Gelb, Orange, Hellgrün und Blau.

Die Autofahrer müssen noch ein wenig Geduld haben, bis auch sie unterirdisch fahren. Im Jahr darauf laufen die Arbeiten für den Straßentunnel an.

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