Rund 300 Teilnehmer im Alten Plenarsaal Alt-Katholiken treffen sich zum Kongress in Bonn

Bonn · Bis Sonntag ist Bonn Schauplatz des Internationalen Alt-Katholiken Kongresses. Die Gläubigen tauschen sich in verschiedenen Workshops aus und treffen sich zu gemeinsamen Gebetszeiten. Die Zahl der neuen Mitglieder ist bei den Alt-Katholiken zuletzt deutlich angestiegen.

Die Eröffnung des Internationalen Alt-Katholiken-Kongresses im Alten Plenarsaal des Deutschen Bundestags.

Die Eröffnung des Internationalen Alt-Katholiken-Kongresses im Alten Plenarsaal des Deutschen Bundestags.

Foto: Jakub Drogowski

Zum ersten Mal seit 52 Jahren findet der Internationale Alt-Katholiken-Kongress in Bonn statt. Unter dem Motto „Fürs Leben“ treffen sich rund 300 Alt-Katholikinnen und -Katholiken bis Sonntag, 4. September, in der Bundesstadt zu Workshops, Vorträgen und gemeinsamem Austausch. Begonnen hat der Kongress am Donnerstag im Alten Plenarsaal des Deutschen Bundestages, wo alle teilnehmenden Länder zur Begrüßung einzeln aufgerufen wurden. Die Veranstaltung findet abwechselnd in verschiedenen europäischen Staaten im vierjährigen Turnus seit 1890 statt.

Dekan und Konferenzleiter Ulf-Martin Schmidt aus Berlin freute sich über „Anwesende aus insgesamt zehn Ländern“. Der Vorsitzende der Alt-Katholischen Diakonie in Deutschland empfing bei der Eröffnungsveranstaltung zahlreiche Würdenträger der Kirche wie Dick Schoon, den Bischof von Harlem, oder den Schweizer Bischof Harald Klein. Ebenso waren Vertreter der beiden großen christlichen Konfessionen geladen, wie Matthias Kopp, Pressesprecher der Deutschen Bischofskonferenz, und der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Thorsten Latzel.

„Wir sind eine stark ökumenisch aufgestellte Kirche und setzen auf den Dialog mit den anderen Kirchen“, erklärte die Generalvikarin Anja Goller. Laut ihr ist das besondere Merkmal der alt-katholischen Kirche ihre „synodale Organisation“. „Bei uns bestimmen Laien in der Kirche sehr stark mit. Daher hat sie sich historisch gesehen anders entwickelt. Bei uns gibt es eine rechtliche Gleichstellung, was sich etwa in der Partnerschaftssegnung von homosexuellen Paaren oder der Frauenordination äußert“, so die Bonnerin.

Zölibat für Geistliche abgeschafft

Die rechtliche und liturgische Gleichstellung von Partnerschaftssegnung und Ehe hat die Synode im Jahr 2021 beschlossen. Alt-Katholische Priesterinnen gibt es in Deutschland seit 1996. Auch das Zölibat für Geistliche wurde, zurückführend auf die Mitsprache- und Mitentscheidungsmöglichkeit der Mitglieder, abgeschafft.

„Die Alt-Katholische Kirche entstand 1870 aus dem Widerstand gegen die im Ersten Vatikanischen Konzil von der römisch-katholischen Kirche zur verbindlichen Lehre erhobene Unfehlbarkeit und das Jurisdiktionsprimat des Papstes“, erklärte Goller. Die Widerstandsbewegung mündete somit nach wenigen Jahren in eine eigenständige katholische Kirche.

In den vergangenen Jahren liege die Mitgliederzahl „stabil bei mehr als 15.000“. „Im Jahr 2021 hatten wir 380 Beitritte statt 180 in den Vorjahren. In diesem Jahr gibt es bis heute 260 Beitritte. Kollegen berichten, dass sie pro Woche mehrere Gespräche mit Menschen führen, die übertreten möchten", erzählte Goller. Die meisten Beitritte seien dabei aus der römisch-katholischen Kirche zu verzeichnen. So seien es laut einer Studie aus dem Jahr 2011 etwa 80 Prozent, die aus der römisch-katholischen Kirche kommen.

Für die eigens aus München angereiste Nathalie Schuler sind es „die Offenheit und Familiarität“, die ihre Kirche ausmachen. „Sie ist klein, gut vernetzt, und es gibt weniger Druck und Erwartungshaltung“, sagte die junge Bayerin. „Es sind Grundsätze und Lehren, zu denen ich auch stehen kann“, fügte der Kieler Sebastian Steinberg hinzu. „In unserer Kirche kommt die christliche Barmherzigkeit zum Ausdruck. Etwa der Umgang mit Wiederverheirateten. Wie gehe ich mit Menschen um, die mal einen Fehler gemacht haben?“, so Steinberg.

Grußwort von Oberbürgermeisterin Katja Dörner

Für die Gläubigen werden in den kommenden Tagen zahlreiche Workshops zu diesen und ähnlichen Themen angeboten. Dabei soll es etwa um ein „zeitgemäßes Eheverständnis“ gehen, um den Themenkomplex „Trauma und Seelsorge“ oder die Einübung eines synodalen Lebensstils. Ein Workshop stellt die Frage „Glücklich und zufrieden in und mit der Kirche?“, ein anderer lädt zum Erfahrungsaustausch unter der Überschrift „Queer und alt-katholisch“ ein.

Neben diesem Themenspektrum sollen gemeinsame Gebetszeiten und die persönliche Begegnung wichtige Schwerpunkte sein. Der Utrechter Erzbischof der alt-katholischen Kirche, Bernd Wallet, oder der aus seinem Orden ausgetretene Benediktiner Anselm Bilgri werden als Redner auftreten. Am Freitag wird Oberbürgermeisterin Katja Dörner ein Grußwort sprechen. Die Wahl Bonns als Austragungsort sei im Vorfeld laut Anja Goller leicht gefallen. „Bonn ist die alt-katholische Bischofsstadt in Deutschland. Die Organisation ist hier einfach. Die Wahl lag für uns auf der Hand“, erklärte die Generalvikarin.

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