Auszug aus der Alten VHS in Bonn Netzwerk Rhizom verabschiedet sich mit Kunstaktionen

Bonn · Vor ihrem Umzug nach Beuel haben die Mitglieder des Netzwerkes Rhizom die Räume der Alten VHS gegenüber dem Amtsgericht Bonn noch einmal mit Leben gefüllt. Der Verein fördert Kunst und Kultur im Bonner Raum – und genau das haben die Teilnehmer den Besuchern eindrucksvoll gezeigt.

 Ein Garten im ersten Stock: Sunyou Jeong und Fabian Ramirez genießen ihr Werk sichtlich.

Ein Garten im ersten Stock: Sunyou Jeong und Fabian Ramirez genießen ihr Werk sichtlich.

Foto: Thomas Kölsch

Sie gehen mit einem lachenden und einem weinenden Auge: Drei Jahre nach ihrem Einzug in das Gebäude der einstigen Volkshochschule (VHS) gegenüber dem Bonner Amtsgericht packen die Mitglieder des Netzwerks Rhizom ihre Sachen und ziehen auf die andere Rheinseite. Doch bevor der Verein und die zahlreichen assoziierten Gruppen, die in der Innenstadt ein überaus lebendiges soziokulturelles Zentrum aufgebaut haben, zumindest vorübergehend in die Räume der ehemaligen Realschule in der Rölsdorfstraße ziehen, öffneten sie die Tore der Alten VHS noch einmal weit. Am vergangenen Wochenende ließen mehr als 25 bildende Künstler, Musiker und Performer aus ganz Deutschland die Räume in einer partizipativen Ausstellung pulsieren, atmen und klingen. Es war ein Abschied mit hoch erhobenem Haupt, den Blick nach vorne gerichtet und doch mit mehr als nur einer Prise Wehmut im Herzen. Denn, was die engagierten Akteure hier geschaffen haben, wird in dieser Form wohl einmalig bleiben.

Der Verein fördert Kunst und Kultur im Bonner Raum. „Natürlich wird in Beuel eine ganz neue Alte VHS entstehen“, erklärte Ausstellungs-Organisator Peter Kronenberg bei der Vernissage am Freitagabend. „Die Struktur in Beuel ist schließlich eine ganz andere. Wir ziehen in ein Viertel mit sehr vielen Familien, brauchen daher also zumindest zum Teil neue Ideen und Konzepte. Deshalb findet heute parallel auch ein erstes Nachbarschaftstreffen statt, bei dem wir uns vorstellen und gemeinsam mit den Menschen vor Ort überlegen wollen, was sie und was wir brauchen.“ Bedauerlich sei allerdings, dass auch dieses neue Domizil nur eine Übergangslösung ist – die Stadt will das Beueler Areal mittelfristig zu einem Schulcampus weiterentwickeln. „Wir können zwar spontan, ohne Geld und mit jeder Menge Einsatz eine Veranstaltung wie diese stemmen, aber letztlich brauchen selbst wir verlässliche Strukturen“, betonte Kronenberg.

Künstler legen Garten in der ersten Etage an

Ein Rundgang durch das Gebäude offenbarte das Potenzial, das in dem Netzwerk der freien Szene steckt. In einem Raum legte ein DJ auf, im nächsten setzten sich Künstler und Gäste mit Sexualität und Körperlichkeit auseinander und im übernächsten versuchte eine junge Frau, für ihre Installation eine Gewitterwolke aufzuhängen. Manches wirkte bemüht, anderes war genial, so wie die intensiven Porträts der Amerikanerin A’ja Dotson. Und dann wäre da noch der Garten, den Benjamin Enders, Sunyou Jeong und Fabian Ramirez in einem Raum in der ersten Etage angelegt hatten: Kurzerhand hatten die Drei den Boden mit Humus bedeckt, ein paar Pflanzen und einen Swimmingpool aufgestellt, eine Picknickdecke ausgebreitet und Kekse sowie Tee bereitgestellt. Jeder war willkommen, um einfach mal abzuschalten in dieser grünen Oase inmitten des urbanen Trubels. Einfach, aber gut.

 Die Abschieds-Ausstellung in der Alten VHS lief unter dem Titel „Die letzte Kassette“.

Die Abschieds-Ausstellung in der Alten VHS lief unter dem Titel „Die letzte Kassette“.

Foto: Thomas Kölsch

Das Interesse an der Aktion von Rhizom war übrigens beachtlich: Zumindest am Freitag war der Andrang so groß, dass schon wenige Minuten nach der Eröffnung die Kapazitätsgrenze erreicht war. „Wir haben mit Blick auf die Corona-Zahlen überlegt und gerechnet, wie viele Menschen wir gleichzeitig in das Gebäude lassen können und haben uns am Ende auf 100 geeinigt“, erklärte Kronenberg. „Wir hoffen einfach, dass wir bei der Eröffnung in Beuel auf Begrenzungen verzichten können.“

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