Grabpflege in Bonn Ärger über vermeintlichen Schotter auf Altem Friedhof

Bonn · Das Amt für Stadtgrün hat zehn Gräber auf dem Alten Friedhof mit einer schotterartigen Bedeckung zugeschüttet. Die Maßnahme sorgt für Unverständnis und Entrüstung.

 Mit Schotter zugeschüttete Gräber auf dem Alten Friedhof.

Mit Schotter zugeschüttete Gräber auf dem Alten Friedhof.

Foto: Eva Hüttenhain

Aufregung um den geschichtsträchtigen Alten Friedhof in der Bonner Innenstadt: Auf dem Friedhof, auf dem unter anderem die Mutter Ludwig van Beethovens und zahlreicher andere berühmte Bonner ihre letzte Ruhestätte gefunden haben, wurden nun insgesamt zehn Gräber seitens der Stadt Bonn mit einer schotterartigen Bedeckung zugeschüttet.

Eva Hüttenhain, Vorsitzende der Gesellschaft der Freunde und Förderer des Alten Friedhofs, zeigte sich gegenüber dem GA entrüstet. „Ich finde die Ausbringung von kantigem Schotter seitens der Stadt sehr erschreckend, insbesondere auch deswegen, weil wir seitens der Fördergesellschaft umfassend und immer wieder informieren, dass auf dem historischen Friedhof und angesichts der heutigen klimatischen Situation vorrangig bodendeckende Grün- und Blühpflanzen auf die Grabstätten gesetzt werden sollten“, so Hüttenhain. Besonders entsetzt ist sie, dass vor allem Gräber im Umfeld von Beethovens Mutter betroffen sind. Schließlich stünde das Grab im kommenden Beethoven-Jahr besonders im Fokus.

Unverständnis auch bei der SPD. „Der Alte Friedhof mit seinen teils Jahrhunderte alten Gräbern ist ein Zeugnis für die abwechslungsreiche Geschichte unserer Stadt“, erklärte Herbert Spoelgen, Fraktionsvorsitzender in der Bezirksvertretung Bonn sowie Fraktionssprecher im Unterausschuss Denkmalschutz. Stephan Eickschen, umweltpolitischer Sprecher der SPD-Ratsfraktion, verwies besonders auf den Schaden für das Kleinklima in der Innenstadt. 

Die städtische Aktion erscheine gerade aufgrund der in der Vergangenheit von der Stadt gegenüber Bürgern ausgesprochenen Verbote Vorgärten zu schottern, statt sie zu bepflanzen, in einem komischen Licht. Über einen solchen Fall im Neubaugebiet „Am Hölder“ in Röttgen berichtete der GA Ende August.

Dort hatten Anwohner Briefe des Bauordnungsamts erhalten mit der sehr eindringlich formulierten Aufforderung, geschotterte oder auch gepflasterte Vorgärten zurückzubauen und zu bepflanzen. Damals verwies die Leiterin des Bauordnungsamtes, Sigrun Scharf, auf Paragraf 8 der nordrhein-westfälischen Bauordnung, dass Flächen, die nicht bebaut sind, wasserdurchlässig und  bepflanzt sein müssen. Auch den Hinweis auf den geringeren Pflegeaufwand der Schotter- gegenüber Grünflächen wies sie damals zurück, da diese auf andere Weise pflegebedürftig seien.

Inzwischen hat Dieter Fuchs, Leiter des Amtes für Stadtgrün, die Aufregung um den Alten Friedhof mit einer Stellungnahme ein wenig eindämmen können. Laut seiner Aussage handelt es sich bei den Flächen nicht um Schotter, sondern „um eine mineralische Mulchung“. Die Flächen seien bepflanzt, beziehungsweise eingesät. Des Weiteren verweist er darauf, dass diese Art der Mulchung bei Freiflächen die Beste sei, weil so Unkraut minimiert werden könne und die Grünflächen besser zu pflegen seien.

Als weitere Beispiele für diese Vorgehensweise benennt er auch die Flächen unterhalb der Beethovenhalle und am Windeckbunker. Optisch ansprechend ist diese Lösung zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht – ob sich das bessert, wird sich vermutlich erst im Frühjahr zeigen.

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