Tag der offenen Tür Altes Rathaus gewährt Blick hinter die Kulissen

Bonn · Das alte Bonner Rathaus öffnete heute seine Türen. Besonders viele ausländische Besucher verschafften sich einen Einblick in die „gute Stube“ der Stadt.

Tag der offenen Tür: Altes Rathaus gewährt Blick hinter die Kulissen
Foto: Stefan Hermes

„Mich überkommt heute noch immer das gleiche Gefühl der Ehrfurcht, das ich empfand, als ich 2005 zum ersten Mal als Stadtverordneter das Alte Rathaus betrat.“ So wird es auch heute noch vor allem die Historie des im 18. Jahrhundert erbauten Rathauses sein, die zu Bonns Hauptstadtzeiten die mächtigen und gekrönten Häupter aus aller Welt an diesen Ort führte, die auch heute noch die Besucher fasziniert. Obwohl sich die Möglichkeit zu einem Blick hinter die Kulissen des inzwischen so prachtvoll sanierten Rokokobaus am Bonner Marktplatz nur einmal im Jahr auftut, schienen sich in den ersten Stunden der Öffnung vor allem japanische, französische, englische und belgische Gäste für Bonns Repräsentationsräume zu interessieren.

Ehrfurchtsvoll betrachtete eine 42-köpfige dänische Reisegruppe die aufgeschlagene Seite eines der Goldenen Bücher der Stadt, auf der sich die englische Königin Elisabeth vor nahezu exakt 40 Jahren am 22. Mai 1978 mit einer schwungvollen Signatur verewigt hatte. In gebührendem Abstand zur Majestät unterzeichnete damals ihr Gemahl, der Herzog von Edinburgh mit einem schlichten „Philip“. Das aktuelle vierte Goldene Buch der Stadt wurde 2015 von UNO-Generalsekretär Ban Ki-moon und dem damaligen Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier eröffnet, der nun als Bundespräsident zusammen mit Richard Kinley zu den vorerst letzten Einträgen des Buches gehört. Die ersten drei Bände umfassen bereits über 700 auf handgeschöpftem Büttenpapier hinterlassene Eintragungen. Im Kaminzimmer des Alten Rathauses erzählen viele historische Fotografien von den Staatsbesuchen in Bonn. So kann man sich heute unter den schwarzweiß festgehaltenen Blicken von beispielsweise John F. Kennedy (23. Juni 1963) oder Papst Johannes Paul II. (15. November 1980), für den das Goldene Buch zum Münster gebracht wurde, auch standesamtlich trauen lassen.

Für die Standesbeamtin Martina Suhr, die am Tag der offenen Tür zu Beratungsgesprächen zur Verfügung stand, ist es „immer wieder ein besonderes Ereignis“, Brautleute im Kaminzimmer des Bonner Prachtbaus zu trauen. Die ersten freien Termine können allerdings erst ab Mitte November beim Standesamt gebucht werden. Bis zum Jahresende wird es dann noch an drei Samstagen jeweils vierzehn Trauungen im Alten Rathaus geben. Noch in diesem Sommer wird man in den Abendstunden das Alte Rathaus in sprichwörtlich neuem Licht sehen können. Es ist ein langgehegter Wunsch des Fördervereins Altes Rathaus, der dann in Erfüllung gehen wird.

Tag der offenen Tür im alten Rathaus
12 Bilder

Tag der offenen Tür im alten Rathaus

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Das Flutlicht, das bisher die Rathausfassade bei Dunkelheit gleichmäßig „flach“ beleuchtet, wird durch gezielte Lichteffekte ersetzt, die die Besonderheiten der Fassade berücksichtigen. Die seit 2010 begonnenen umfangreichen Sanierungen des Rathauses konnten erst mithilfe des dazu gegründeten Fördervereins ausgeführt werden, der mit seinen knapp 100 Mitgliedern seit 2009 etwa eine halbe Millionen Euro zum Erhalt und der Verschönerung beitragen konnte.

Demnächst, verriet Volker Schramm vom Vorstand des Vereins, wird es auch eine App fürs Handy geben, deren kunsthistorische Erklärungen zum Rathaus über einen außen angebrachten QR-Code jederzeit erreichbar sein werden. So könnte es eher zu verkraften sein, dass es nur einmal im Jahr einen Tag der offenen Türe gibt, obwohl das Interesse, mehr über das Rathaus zu erfahren groß ist. Neben dieser in Planung befindlichen virtuellen Tour sollte es jedoch auch von Experten geführte Rundgänge durch das so geschichtsträchtige und geschichtenreiche Haus geben. Zumindest ein Tag der offenen Türe könnte dazu ein guter Anlass sein.

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