Suche nach neuen Räumen und Finanzierung Haus der Frauengeschichte verlässt die Bonner Altstadt

Nordstadt · Trotz vieler Ausstellungen und Projekte hat das Haus der Frauengeschichte schon länger Geldsorgen. Nun muss der Verein seinen Standort in der Bonner Altstadt räumen. Die Frauen im Vorstand suchen neue Räumlichkeiten und Finanzierungsmöglichkeiten.

 Annika Kreuziger (l.), Katrin Winter und Alma Hannig (r.) haben die Kisten gepackt. Die Bücher im Hintergrund gehören der Stiftung, nicht dem Verein.

Annika Kreuziger (l.), Katrin Winter und Alma Hannig (r.) haben die Kisten gepackt. Die Bücher im Hintergrund gehören der Stiftung, nicht dem Verein.

Foto: Sabine Robels

„Wir sehen uns gut aufgestellt“, sagt Alma Hannig, die zusammen mit den zwei anderen Wissenschaftlerinnen Annika Kreuziger und Caroline Smout seit rund einem Dreivierteljahr den Vorstand des Haus der FrauenGeschichte e.V. (HdFG) bildet. Sie seien gut vernetzt, hätten einen vollen Terminkalender für Wanderausstellungen, Projekte oder auch Stadtführungen. Das einzige, was nun fehlt, ist ein „Haus“ für das Museum. Denn den alten Standort in der Wolfstraße mussten sie räumen. Die Einrichtung plagen schon länger Geldsorgen.

Als die Professorin Annette Kuhn das HdFG gründete, sorgte sie mit ihrem eigenen Vermögen und einer Stiftung für die Finanzierung. Inzwischen ist sie verstorben. „Die Stiftung ist zur Zeit leider nicht zahlungsfähig“, sagt Alma Hannig. Der Verein sei aber unabhängig von der Stiftung so sucht der Vorstand nach einer festen Finanzierung und neuen Räumlichkeiten.

„Wir finden toll was ihr macht. Das ist ja furchtbar, dass ihr aus den Räumen müsst, aber wir wünschen euch viel Glück“, so ähnlich lauteten die meisten Antworten von Politikern, die helfen könnten, bedauern die Ehrenamtlichen. Doch in der Bonner Kulturdezernentin Birgit Schneider-Bönninger hätten sie nun eine echte Unterstützerin gefunden, hofft Hannig. „Auch würde es unsere Arbeit deutlich erleichtern und auf festen Boden stellen, wenn wir eine feste Finanzierung hätten und zwei oder drei Festangestellte finanzieren könnten. Im Moment bekommen wir ausschließlich Projektbezogene Gelder.“ Laut Kreuzinger hat der Verein einige Anträge bei Bund und Land gestellt: „Aber von dort hören wir bisher meist ein 'dafür sind wir nicht zuständig von den Ämtern, da wir in verschiedenen Bereichen, wie Bildung oder Geschichte tätig sind“, sagt Annika Kreuziger.

Bindeglied zwischen Forschung und Bevölkerung

Die Wissenschaftlerinnen sehen den Schwerpunkt ihrer Arbeit darin, ein Bindeglied zwischen den Universitäten und der Bevölkerung zu seien. „Wir möchten alle erreichen“, sagt Museumspädagogin Katrin Winter, und meint damit Männer und Frauen, Kinder und Jugendliche. Das HdFG biete Forschenden an, ihre Ergebnisse in einer Ausstellung zu präsentieren. Allein in diesem Jahr habe es bereits 17 Veranstaltungen und Projekte gegeben. Der Bedarf sei groß, die Themen vielfältig, erklären die Wissenschaftlerinnen.

Fußball sei zum Beispiel ein gutes Thema, um aufzuzeigen, wie wichtig noch immer das Arbeiten an der Gleichberechtigung sei, sagt Hannig. „Wir Frauen brauchen viel Ausdauer und Beharrlichkeit, wenn wir etwas erreichen wollen“, ergänzt Winter. Frauenfußball war bis 1970 nicht nur verpönt sondern sogar verboten.

Gleichberechtigung ist aus Sicht der Wissenschaftlerinnen fragil. Während Frauen in der Weimarer Republik viel erreicht hätten, schien es 1949 nötig, Dinge wieder neu einzufordern. „Frauenbewegungen mussten immer wieder mit Rückschlägen kämpfen“, sagt Hannig. Trotzdem betont sie: „Gleichberechtigung steht bei uns über allem.“

Unabhängig davon, ob das Team schnell Räume findet, bietet der Verein weiter seine Stadtführungen an, bei der inspirierende Frauen aus der Geschichte im Vordergrund stehen.

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