Niedrigwasser trifft Rheinschifffahrt Am Bonner Hafen stapeln sich die Container

Bonn · Beim derzeitigen Rheinpegel unter 1,30 Meter können Kähne im Bonner Hafen nur noch ein Drittel der normalen Fracht laden. Binnenschiffer kommen mit dem Abtransport kaum hinterher. Den Kran- und Gabelstablerfahrern beschert das jede Menge zusätzliche Arbeit.

 Im Bonner Hafen legen zurzeit weitaus mehr Schiffe an als üblich. Das beschert den Kran- und Gabelstaplerfahrern mehr Arbeit.

Im Bonner Hafen legen zurzeit weitaus mehr Schiffe an als üblich. Das beschert den Kran- und Gabelstaplerfahrern mehr Arbeit.

Foto: Martin Wein

„Wir müssen derzeit zwischen zehn und 15 Schiffe am Tag abfertigen“, berichtet Terminal-Manger Thomas Butscheidt von der Betreiberfirma Am Zehnhoff-Söns. In normalen Zeiten steuerten täglich zwischen fünf und acht Binnenschiffe die Kaianlage in der Nordstadt an. Grund für die hohe Frequenz ist der niedrige Rheinpegel, der am Freitag unter 1,30-Meter-Marke sank. Der langjährige Mittelwert liegt bei 3,51 Metern. Um bei so wenig Wasser unter dem Kiel nicht aufzusetzen, fahren die Schiffer aktuell nur noch mit einem Drittel ihrer Frachtkapazität. Es sind mithin viel mehr Schiffsbewegungen für das gleiche Ladevolumen vonnöten.

Für den Bonner Hafenbetreiber wird die Situation allmählich zur logistischen Herausforderung. Hinter der Kaikante stapeln sich die Container, und bei jeder Ankunft muss die geplante Fracht neu zusammengestellt werden. „Wir versuchen schon, alternativ Ladung auf Lkw oder die Schiene umzudisponieren“, erklärt Butscheidt. Einen Gleisanschluss hat das Unternehmen aber erst im Moselhafen Trier. Das eigene Binnenschiff pendelt zwar noch zwischen beiden Standorten, aber wie lange noch, ist ungewiss.

Am Mittelrhein bei Kaub hat der dortige Pegel inzwischen die kritische Marke von 80 Zentimetern erreicht. „Noch fahren die Schiffe dort. Aber nach ihren Kontrakten sind sie unterhalb dieses Pegels nicht mehr zum Transport verpflichtet“, erklärt Butscheidt. Den Bonner Hafenlogistikern könnte das demnächst mehr Schiffe bringen, die die vorhandene Ladung aufnehmen können.

Gefahr wächst, dass Schiffe sich festfahren

Inzwischen ist südlich der Spundwand eine breite Kiesbank aus dem Rheinwasser aufgetaucht. Schiffer, die in Bonn anlegen, müssen sie in weitem Bogen umfahren. Dass der Hafen für den Schiffsverkehr ganz gesperrt werden muss, glaubt Butscheid hingegen nicht. Das habe es in 100 Jahren nicht gegeben. Wenn die Trockenheit allerdings noch zwei bis drei Wochen anhalte, könne er für nichts garantieren.

Zumindest für die kommende Woche sind zwei weitere Hitzewellen angekündigt. Zum übernächsten Wochenende könnte es dann einen Wetterumschwung mit Niederschlägen geben.

Für den Rhein selbst gibt es wie für alle Bundeswasserstraßen grundsätzlich keine Fahrtbeschränkung, erklärt Jan Böhme, Hydrologe des Wasser- und Schifffahrtsamtes in Duisburg. „Die Schiffe können so lange fahren, wie sie Wasser unter sich haben.“ Umweltschäden fürchtet Böhme dadurch nicht. Durch die verringerte Ladung sei der Schiffskörper auch bei Niedrigwasser genauso weit über Grund wie bei einem höheren Wasserstand. Allerdings wachse die Gefahr, dass Binnenschiffer doch zu viel Ladung an Bord nähmen und sich festführen.

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