Unwetter in Bonn Am Mittwoch droht erneut Starkregen

BONN · Am Dienstag kündigte der Deutsche Wetterdienst in Essen noch mehr Starkregen und Gewitter bis Mittwochmittag an. Zur Bilanz der Wettereignisse von Montagabend lässt sich festhalten: Weniger schlimm als am 20. Juni, aber vereinzelt doch mit heftigen Auswirkungen.

 Einen halben Meter hoch stand das Wasser in der Tiefgarage von T-Systems am Propsthof. Das Technische Hilfswerk Bonn setzte insgesamt sechs Elektrotauchpumpen ein.

Einen halben Meter hoch stand das Wasser in der Tiefgarage von T-Systems am Propsthof. Das Technische Hilfswerk Bonn setzte insgesamt sechs Elektrotauchpumpen ein.

Foto: Barbara Frommann

Technisches Hilfswerk: Nur einen einzigen Einsatz verzeichnete am Dienstag der Ortsverband Bonn des Technischen Hilfswerks (THW), aber der hatte es in sich. Von 8 Uhr an pumpten sechs Männer um den Ortsbeauftragten Axel Müller-Storp die Tiefgarage von T-Systems am Propsthof in der Nordstadt leer. "Als die benachbarte Unterführung vollgelaufen war, hat sich das Wasser den Weg in die Garage gesucht", sagte Müller-Storp. Seine Leute waren bereits Montagabend vor Ort gewesen, hatten aber warten müssen, bis der Hauptsammler das Wasser auf der Straße abgetragen hatte.

"Wir haben sechs Elektrotauchpumpen im Einsatz mit einer Förderleistung von 12.000 Litern pro Minute", so der THW-Mann. Er schätzte, dass auf der 7500 Quadratmeter großen Tiefebene etwa drei Millionen Liter Wasser standen. Gegen 18 Uhr war die Arbeit erledigt. Fertig in einem anderen Sinne dürfte wohl der Besitzer eines Honda Accord sein. Schon das Unwetter am 20. Juni hatte sein Auto in der Tiefgarage erwischt. Und da es sich weder elektronisch noch manuell öffnen ließ, hatte es der Besitzer im Gebäude, das die Strabag verwaltet, stehen lassen müssen. Am Dienstag stand es erneut einen halben Meter im Wasser. Kollegen hatten ihre Gefährte in Sicherheit bringen können.

Deutscher Wetterdienst Essen: Die Unwetterwarnung, die der Deutsche Wetterdienst am Montag gegen 18.06 Uhr ausgesprochen hatte, brauchten die Menschen in Bonn eigentlich nicht mehr. Da hatte das Unheil schon seinen Lauf genommen. "Das Gewitter in Bonn war eines der ersten und hat sich aus dem Nichts entwickelt", sagte dazu Franz-Josef Molé vom Wetterdienst aus Essen. Man habe Gewitter erwartet, aber nicht in der Intensität und nicht flächendeckend. "Und wir gehen auch nicht inflationär mit den Warnungen um, damit sie noch wahrgenommen werden", so Molé.

Ob seine Kollegen in der vergangenen Nacht wieder aufs Knöpfchen drücken mussten, ließ er Dienstagnachmittag noch offen. "Ab der zweiten Nachthälfte und vor allem am Morgen gibt es aber Starkregen, ob heftiger kann man noch nicht sagen." Schuld an dem schlechten Wetter sei das Tiefdruckgebiet Sky. "Bis zum Mittwochvormittag ist deshalb ordentlich Musik in der Atmosphäre", kündigte Molé an.

Statistik für Bonn: 37 Liter Regen pro Quadratmeter hat der frühere Chefstatistiker der Stadt Bonn, Klaus Kosack, am Montag an der Station in Endenich gemessen. Verglichen mit den 51,5 Litern vom 20. Juni also deutlich weniger, aber dennoch ein Starkregen, der laut Kosack bei zehn Litern pro Quadratmeter beginnt. "Es war der zweithöchste Tagesniederschlag in diesem Jahr und dennoch für einen Sommer nicht ungewöhnlich", meinte der Mann mit dem Faible für Statistiken. Vier Starkregen-Ereignisse in einem Juli habe es durchaus schon in Bonn gegeben.

[kein Linktext vorhanden]Das wird Martin Baumgart vom Gut Ostler wenig trösten. Wie berichtet, hat das Unwetter seinen Biobauernhof am Rande des Meßdorfer Feldes schwer getroffen. Hüfthoch stand das Wasser im Innenhof, im vier Meter hohen Gewölbekeller bis unter die Decke; Hofladen, Scheune und Wohnräume, alles lief voll. Baumgart ist nicht zum ersten Mal betroffen, aber jetzt bangt er um seine Existenz. Und macht deswegen auch der Stadt Vorwürfe: "Die Kanalisation ist nicht für diese Wassermassen ausgerichtet, solche Mengen schafft sie nicht. Das weiß die Stadt, ich habe mehrere Male darauf hingewiesen." Er kritisiert, dass in der Umgebung zwar überall gebaut wird, die Kanalisation aber nicht angepasst wird.

Feuerwehr: Die Leitstelle der Bonner Feuerwehr hat ihre Retter am Montag zu 75 Einsätzen geschickt. Laut Isabel Klotz vom städtischen Presseamt mussten vor allem Keller und vollgelaufene Unterführungen leergepumpt werden. Auch um diverse dickere Äste kümmerten sich die Feuerwehrleute.

[kein Linktext vorhanden]Stadtwerke Bonn: Weitestgehend verschont blieben die Stadtwerke Bonn (SWB). Allerdings unterspülten die Wassermassen Gleise an der Graurheindorfer Straße. "Wir waren am Montagabend und am Dienstagvormittag für Reparaturen vor Ort, das hatte aber keine Auswirkungen für die Kunden", sagte Veronika John, stellvertretende SWB-Sprecherin, auf Anfrage.

Bonner helfen Bonnern: Der Verein "7x7hilfe" mit Sitz in Bad Godesberg will Unwetteropfern schnell und unbürokratisch helfen. Deshalb hat er die Aktion "20. Juni - Bonner helfen Bonnern" ins Leben gerufen. "Nicht wenige der durch das Unwetter Geschädigten stehen vor einem großen Verlust, der zum Beispiel ihre geschäftliche und damit auch persönliche Lebensgrundlage gefährdet", sagt Vorstandsmitglied André Roll.

Potenzielle Spender und die Opfer erhalten mehr Infos unter 0228/377273 00 und im Internet auf www.7x7hilfe.de.

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