Amadeus Wiesensee im Beethoven-Haus Klavier-Virtuose mit hohem Anspruch

Bonn · Pianist Amadeus Wiesensee führte bei seinem ersten Klavierkonzert im Beethoven-Haus selbst in das Programm des musikalischen Abends ein.

 Beethoven-Haus in Bonn.

Beethoven-Haus in Bonn.

Foto: dpa-tmn/Henning Kaiser

Manchmal ist Stille einfach nur die Abwesenheit eines jeden Geräusches, manchmal jedoch tut sich hier ein neuer Kosmos auf. So war es jedenfalls beim ersten Klavierabend von Amadeus Wiesensee, dem ersten Artist in Residence des Beethoven-Hauses, der selbst die totale Stille mit seiner Präsenz ausfüllte.

Derartige Residenzen sind mittlerweile en vogue bei vielen Konzertsälen, ermöglichen sie es doch, Musiker mehrmals im Laufe einer Spielzeit zu hören, die ihrerseits verschiedene Aspekte ihres Profils zeigen können. Darauf kann man sich dann freuen oder nicht. Im Falle Wiesensees dürfte die Wiederhörensfreude aber zweifellos überwiegen, denn bereits der erste Abend zeigte, dass der Pianist, der auch studierter Philosoph ist und vorab selbst in das Programm einführte, pianistisch eine Menge zu sagen hat.

Das Programm war mit Robert Schumanns großer Fantasie op. 17 in C-Dur und Maurice Ravels „Gaspard de la nuit“ von zwei monolithischen Klavierwerken geprägt, zwei gewichtige Brocken, die pianistisch allerhöchste Ansprüche stellen. Denen wurde Wiesensee mühelos gerecht. Seine Technik ist phänomenal, seine Anschlagskultur überaus differenziert.

 Pianist Amadeus Wiesensee.

Pianist Amadeus Wiesensee.

Foto: Homepage/Homepage des Pianisten

In Schumanns dreisätziger Fantasie arbeitete Wiesensee sehr subtil verschiedene Klangebenen heraus, gab dem Sturm und Drang-Impetus vor allem im ersten Satz Raum, aber auch den lyrischen Passagen, vor allem im verhaltenen Finale. Das war ein Schumann aus einem Guss. Filigraner ging er in Ravels Gaspard zu Werke, gerade die schillernden Facetten des Wassers im ersten Satz spielte Wiesensee sehr nuancenreich, auch die zunehmend bizarreren Extreme in „Scarbo“ wurden merklich ausgereizt.

Keine Frage: Auf ein Wiederhören mit diesem Pianisten darf man sich schon jetzt freuen.

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