Betrugsmaschen auch in Bonn bekannt Gefahren durch Spoofing und Fake-Shops bei Amazon

Service | Bonn · Falsche Amazon-Mitarbeiter und gekaperte Accounts von Anbietern: Mit neuen Maschen ziehen Betrüger ihren Opfern das Geld aus der Tasche. Wie man sich vor Fake-Shops und „Spoofing“ schützen kann.

 Betrüger locken Kunden mit Fake-Shops über Amazon Marketplace in die Falle.

Betrüger locken Kunden mit Fake-Shops über Amazon Marketplace in die Falle.

Foto: dpa/Daniel Bockwoldt

Für den Kunden sieht das Angebot zunächst verlockend aus: Ein bei Amazon entdeckter Artikel ist viel günstiger als bei der Konkurrenz auf der Plattform – da fällt das zugreifen nicht schwer. Kurze Zeit später kommt die Ware dann auch und alles scheint bestens. Erst nach etwa einem halben Jahr ist dann plötzlich eine Mahnung im Briefkasten: mit der Aufforderung, den sechs Monate zurückliegenden Einkauf, der laut der Rechnung plötzlich auch noch teurer als das günstige Angebot ist, zu bezahlen. Spätestens dann wird vielen Kunden klar, das etwas nicht stimmt und vermutlich Betrüger im Spiel sind.

Das Landeskriminalamt Niedersachsen (LKA) warnt auf seiner Webseite vor einer neuen Masche mit Fake-Shops auf Amazon. Diese funktioniert aus Sicht der Kriminellen so: Die Täter übernehmen laut LKA zunächst durch Phishing, also dem Ergaunern von Zugangsdaten, einen bereits bestehenden Shop und stellen dort Waren ein. Im Anschluss an eine Bestellung über den Warenkorb und die Bezahlung des Kunden über die bei Amazon hinterlegte Zahlweise, erhält der Täter mit dem Fake-Shop das Geld über Amazon.

„Nun bestellt der Täter die vom Kunden gewünschte Ware bei einem Internethändler, der die Produkte direkt auf Rechnung verschickt“, schreiben die Ermittler. „Dafür verwendet er die echte postalische Anschrift des Amazon-Kunden, nutzt jedoch für die Bestellabwicklung eine andere Mailadresse, die der Täter selber erstellt hat.“ So werde die Rechnung nur an die Täter geschickt, nicht aber an das Opfer. Die bestellte Ware gehe jedoch an den Kunden.

Die Mahnungen, die der echte Anbieter schickt, der jetzt natürlich auf seine Zahlung wartet, gehen nach Ermittlerangaben an die gefälschte E-Mail-Adresse des Betrügers. Und der ignoriert diese schlicht. Irgendwann kommt dann die Mahnung in Papierform – auf die bei Amazon hinterlegte Anschrift des betrogenen Kunden.

Fake-Shops: Was betrogene Amazon-Kunden tun können

Als Betroffener sollte man in jedem Fall eine Rezension schreiben, um andere potenzielle Opfer zu warnen, rät die Polizei. Um sich vorab zu schützen, lohne es sich auch, vorher einen Blick in die Bewertungen des Anbieters zu werfen und den Shop genau zu prüfen. Wer in einem ähnlichen Fall eine Mahnung erhalten habe, solle sich mit Amazon und dem jeweiligen Anbieter auf Marketplace in Verbindung setzen. Zur Not solle auch ein Rechtshilfebeistand eingeschaltet werden, so die Beamten.

Eine weitere, sehr aktuelle Betrugsmasche mit Amazon ist das sogenannte „Spoofing“. Dabei geben sich Kriminelle bei einem Telefonanruf als Mitarbeiter des Online-Versandhändlers aus und täuschen ein Problem mit einer Bestellung vor. Hat man persönliche Daten durch- oder Zahlungen freigegeben, rät das Verbraucherschutzportal Watchlist Internet dazu, sich umgehend an die eigene Bank zu wenden und den Fall zu schildern. Installierte Programme, die Kriminelle als Spionage-Software missbrauchen könnten, sollten sofort deinstalliert, Computer im Zweifel neu aufgesetzt werden. „Erstatten Sie Anzeige bei der Polizei“, so Watchlist Internet. Amazon selbst hat für die Masche die E-Mail-Adresse (stop-spoofing@amazon.com) eingerichtet, an die man Fälle melden kann.

Spoofing: Masche ist der Polizei in Bonn und der Region bekannt

„Auch Bewohner des Rhein-Sieg-Kreises sind Opfer von Fake-Shops geworden“, antwortet die Kreispolizeibehörde auf eine Anfrage des General-Anzeigers und verweist auf einen ein Auszug aus der Kriminalstatistik für das Jahr 2022. In der Rubrik Waren- und Warenkreditbetrug im Internet ist die Fallzahl im Vergleich zum Vorjahr dabei etwas gesunken – von 737 Fällen auf 469 Fälle).

Das Phänomen der Amazon Fake-Shops ist auch der Bonner Polizei bekannt, wie diese dem General-Anzeiger mitteilt. „Es wurde bereits eine Vielzahl von derartig gelagerten Ermittlungsverfahren geführt“, so Polizeisprecher Michael Beyer. „Eine genaue Anzahl kann jedoch nicht beziffert werden.“ Laut dem Sprecher gestalten sich die Ermittlungen in solchen Betrugsfällen häufig schwierig, weil sich die Server der Intenetseiten of im Ausland befänden. „Zahlungen werden zudem häufig über sogenannte Finanzagenten abgewickelt, welche die Gelder ins Ausland weitertransferieren“, sagt Beyer.

Darüber hinaus verweist die Polizei auf die Präventionsseite der Polizei www.polizei-beratung.de, auf der Bürgerinnen und Bürger auch für andere Themen umfangreiche Hinweise finden – zum Bespiel für Stalking oder Einbrüche.

(mit Informationen von dpa)

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