Das Portemonnaie im Handy An 1000 Stellen können Kunden in Bonn digital bezahlen

BONN · Stefan Eulgem packt Rabattcoupons, Gutscheine, Kleingeld und jede Menge Karten aus seinem dicken Portemonnaie. "Sind Sie das auch satt, mit diesem ganzen Zeug Ihre Geldbörse vollzustopfen?", fragt er - natürlich nur rhetorisch.

Voll im Trend: Bargeldlos mit dem Smartphone an der Kasse bezahlen.

Voll im Trend: Bargeldlos mit dem Smartphone an der Kasse bezahlen.

Foto: Horst Müller

Denn die Telekom bietet einen neuen Service an: Mit MyWallet kann man nicht nur per Handy bezahlen, sondern auch Coupons sammeln oder eine Kinokarte einlösen. Und Eulgem ist der beim Bonner Konzern Verantwortliche für die Einführung und Vermarktung von MyWallet.

Die Digitalisierung unseres Alltags macht eben nicht halt. "Das Handy ist doch schon längst weit mehr als nur ein Gerät zum Telefonieren", so Eulgem. "Sie fotografieren damit, surfen im Internet, spielen oder hören Musik. Was liegt da näher, als es auch als digitales Portemonnaie zu benutzen?"

Eulgem nennt es eine "Schritt-für-Schritt-Evolution". Und Pressesprecherin Verena Fulde fügt hinzu: "Sie lassen eher mal einen Hausschlüssel oder Ihre Brieftasche irgendwo liegen, aber Ihr Handy sicher nicht." Statistisch gesehen schaue jeder Mensch alle sieben Minuten auf sein Handy - so mancher Teenager drückt den Schnitt mit seiner Dauernutzung sicherlich um etliches.

Die Nutzung ist tatsächlich völlig unkompliziert - wenn man über ein Smartphone mit Android-Betriebssystem verfügt. Wer ein iPhone hat, kann sich einen Sticker besorgen, über das aber nur die reine Bezahlfunktion läuft. Die App lässt sich entweder im Google Play Store oder auf der Telekomseite (www.my-wallet.com) herunterladen. Dann muss man sich nur noch registrieren und dabei die gewünschte Bankverbindung angeben. Überall, wo an der Ladentür oder der Kasse das an das

W-Lan-Symbol erinnernde MyWallet-Logo mit den vier größer werdenden geschwungenen Linien prangt, kann man per Handy bezahlen: einfach Handy ans Kassenterminal halten, und der vorher aufgeladene Geldbetrag wird abgebucht.

Die Telekom hat sich erst einmal an seinem Bonner Standort ins Zeug gelegt. "Die Bundesstadt ist Vorreiter beim mobilen Bezahlen mit dem Smartphone", so Eulgem. Im Mai habe man begonnen, das System einzuführen, und schon heute können die Bonner an mehr als 1000 Kassen, zum Beispiel bei Thalia, Kaufhof oder Karstadt und in Boutiquen wie Daniels oder dem "Room Nine Concept Store", bei Tankstellen wie Aral oder Gastronomiebetrieben wie McDonald's, Roses oder Starbucks, L'Osteria oder Vapiano mit dem Smartphone bezahlen.

Zudem sind jetzt auch eine Vielzahl von Taxis in Bonn auf das neue Bezahlsystem umgerüstet und mit entsprechenden Terminals ausgestattet. "Von 320 Taxen sind 160 mit solchen Terminals ausgestattet", sagte Claus Trautmann vom Vorstand der Taxi Bonn eG. "Das bargeldlose Zahlen nimmt zu, und es ist für die Fahrer auch sicherer, nicht mit so viel Bargeld rumzufahren."

Andreas Dreyße, Geschäftsleiter McDonald's Bonn, findet es selbstverständlich, digitales Bezahlen anzubieten: "Man kann sich dem Trend nicht verschließen", sagt er, und praktisch sei es noch dazu.

Die Branche erwartet jedenfalls, dass in drei bis vier Jahren 30 bis 40 Prozent der Handynutzer digitales Bezahlen anwenden werden. Interessant ist, dass laut der internationalen Beratungsfirma Bain & Company in China jeder Zweite schon auf diese Art und Weise seine Rechnung zahlt, in Indien sind es 40 Prozent. Das Thema Sicherheit sei kein großes, behauptet Eulgem.

Denn der Datentransfer laufe über die sogenannte Nahfeldkommunikation. Da die "Near Field Communication" (NFC) nur über eine sehr geringe Distanz funktioniere, sei die Möglichkeit eines Missbrauchs deutlich einschränkt.

Andere Anbieter

Vodafone bietet drei Möglichkeiten des mobilen Bezahlens an: entweder über die Handyrechnung, die "SmartPass App" oder, eher mit dem Telekomangebot vergleichbar, die "Vodafone Wallet". Gebühren: im ersten Jahr entgeltfrei, ab dem zweiten Jahr 9,90 Euro. Auch Base bietet eine Wallet-App an. Die Bedingungen der einzelnen Anbieter finden Sie auf deren Homepages.

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