Defekte Bäder An jeder vierten Schule in Bonn fällt der Schwimmunterricht aus
Bonn · Nach Schätzung der Stadtschulpflegschaft kann jede vierte Bonner Schule keinen Schwimmunterricht erteilen, weil vier Hallenbäder defekt und außer Betrieb sind.
Die Stadtschulpflegschaft kritisiert den massiven Ausfall von Schwimmunterricht in Bonn. Jahrzehntelange Versäumnisse bei der Instandhaltung von Bädern hätten „im Angebot des Schulschwimmens schon heute nicht mehr aufholbare Defizite“ verursacht, schreiben Andreas Beutgen und Jan Reche vom Vorstand der Elternvertretung in einer Pressemitteilung. Nach ihrer Schätzung können derzeit 25 Prozent der Schulen keinen Schwimmunterricht erteilen, weil das Kurfürstenbad dauerhaft geschlossen ist und die Beueler Bütt ebenso wie die Lehrschwimmbecken am Konrad-Adenauer-Gymnasium und der Derletalschule wegen technischer Defekte außer Betrieb sind.
Die Stadtschulpflegschaft fordert „schnelle, konkrete und tragfähige Zwischenlösungen“ sowie ein nachhaltiges Zukunftskonzept. Zum geplanten Hallenbad in Dottendorf, das ab 2021 umfangreiche Wasserzeiten für die Schulen sicherstellen soll, nimmt sie allerdings nicht Stellung. Das Wasserlandbad biete zahlreiche Vorteile, heißt es in der Mitteilung. Die „vielen ungeklärten Fragen“ zu einer Gesamtlösung ließen aber „keine klare Positionierung für den Neubau“ zu.
Im Arbeitskreis Schulschwimmen haben die Elternvertreter gemeinsam mit Lehrern, dem Schwimmverband, der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) und der Stadt den aktuellen Bedarf für Schwimmstunden zur Erfüllung der Lehrpläne ermittelt. Jetzt müssten schnell die Kapazitäten der Bäder ermittelt und Rahmenbedingungen wie die Anfahrtswege berücksichtigt werden, drängt die Stadtschulpflegschaft. Doch dieses Konzept werde die Stadt wohl frühestens im Herbst vorlegen.
"Die Gründe sind vielfältig"
Die Stadtverwaltung bestätigt die Zahl der aktuell betroffenen Schulen. „Allerdings sind die Gründe, warum kein Schwimmunterricht erteilt wird, vielfältig und lassen sich nicht nur auf mangelnde Wasserfläche zurückführen“, betont Vize-Stadtsprecher Marc Hoffmann. Man habe Alternativen in den anderen städtischen Bädern sowie dem Sportpark Nord angeboten und in Bonns näherer Umgebung Wasserflächen organisiert. So seien in Wachtberg und in Niederpleis Zeiten für einige Bonner Schulen reserviert.
Außerdem bleibe die Halle des Hardtbergbads für die Schulen bis Ferienbeginn geöffnet. Mit dem Start des neuen Schuljahres sollen die wiedereröffnete Beueler Bütt, das Frankenbad, das Hardtbergbad, der Sportpark Nord, die Lehrschwimmbecken in der Bodelschwinghschule, der Rheinschule und der Ludwig-Richter-Schule sowie das mit einer Traglufthalle versehene Freibad Friesdorf zur Verfügung stehen.
Auch die Bezirksregierung als Schulaufsichtsbehörde hat den Bonner Bäderengpass im Blick, wird aber nicht aktiv. Da es laut Stadt keine kurzfristigen Ersatzlösungen gebe, müsse eine „vorübergehende Reduzierung des Schulschwimmens“ hingenommen werden, erklärt Vanessa Nolte, die Sprecherin der Bezirksregierung. Selbstverständlich sei die Stadt aber in der Pflicht, grundsätzlich für die notwendigen Wasserflächen zu sorgen.
Wartelisten werden länger
Viele Schulleiter sehen die Lage kritisch. Bei der Bonner DLRG werden unterdessen die Wartelisten immer länger, wie Bezirksleiter Klaus-Peter Hentschel feststellt. Bei manchen Kursen dauert es bis zu einem Jahr. Die Freibadsaison könne die Nachfrage nicht kompensieren. „Auch die DLRG hat zu wenig Schwimmzeiten. Außerdem können die ehrenamtlichen Helfer erst nach der Arbeit, also frühestens nach 17 Uhr.“
Dass Hallenbäder geschlossen sind und damit schulischer Schwimmunterricht ausfällt, sei ein Problem. „Das ist aber nicht zu ändern“, so Hentschel. „Dass der Nachwuchs Schwimmen lernt, ist in erster Linie Aufgabe der Eltern.“ Für einen Kinderschwimmkurs sollten sie mindestens ein halbes Jahr rechnen. „Manche haben falsche Vorstellungen. Sie rufen vor den Sommerferien am Meer an, und wir sollen dem Kind mal eben schnell schwimmen beibringen.“