CD der Woche An zwei Tagen in Paris

Bonn · Omer Avitals feurige CD „Abutbul Music“ vereinigt arabische, hebräische und nordafrikanische Musik mit Jazz aus New York

 Album-Cover von Omer Avital

Album-Cover von Omer Avital

Foto: Jazz Village

Vater Marokkaner, Mutter aus dem Jemen, geboren in Israel, aktueller Wohnsitz in den USA; sozialisiert mit hebräischer, arabischer und afrikanischer Musik, ein großer Freund der Kompositionen von Franz Schubert und Duke Ellington – was für eine Mischung! der Kon-trabassist Omer Avital, Jahrgang 1971, verkörpert diese multikulturelle Mélange. Und der Musiker hat Kollegen gefunden, die diesen Kosmos mit viel Liebe, Können und Engagement in ein hörbares Produkt umsetzen. Für sein zehntes Album, „Abutbul Music“, das an zwei Tagen in Paris aufgenommen wurde, hat sich Avital ein neues Quintett zusammengestellt. Eine Session auf halbem Weg: Avital und sein Tenor- und Sopransaxofonist Asaf Yuria reisten vom Hudson River an, der Schlagzeuger Ofri Nehemya hatte gerade seine Wohnsitze am Toten Meer und Mittelmeer gegen New York eingetauscht, Tenorsaxofonist Alexander Levin war von Israel nach New York gezogen, der Tel Aviver Pianist Yonathan Avishai lebt schon länger in Frankreich.

Was die fünf an der Seine produzierten, ist umwerfend, wer einen Klezmer-angehauchten Folkloremix mit orientalischen Arabesken erwartet oder befürchtet, sieht sich bereits im ersten Lied mit feinstem Fusion-Jazz konfrontiert, mit strahlenden Bläsern, einem packenden, tollen Rhythmus und irrwitzigen Tempo. „Muhammad's Market“ heißt dieses gar nicht orientalisch klingende Stück. Soll es auch nicht: Avital, der alle Songs der CD geschrieben hat, hat die Eröffnungsnummer dem Drummer von Wynton Marsalis, Ali Muhammad Jackson, gewidmet.

„Afrik“, eines der besten Stücke der CD, das allen Spielern ein weites Feld für ausgiebiges Improvisieren bietet, taucht schon tiefer in den arabisch-hebräischen Kosmos ein. „New Yemenite Song“, mit über zehn Minuten das längste Stück der CD, schließlich ist ein langsam beginnender, sich in fiebrige Ekstase steigernder Tanz, eine Spielwiese für die näselnden, gleichsam schlangenbeschwörerisch züngenlden Saxofone. Das Quintett kann auch anders, etwa in „Three Four“, das mit einem minimalistischen Ostinatospiel des Pianisten startet. „Eser“ glänzt mit nordafrikanisch anmutenden Klängen, „Ayalat Hen“ verknüpft orientalisches Kolorit mit glasklarem swingenden Kammerjazz und fulminanten Soli. Eine spannende, abenteuerliche Reise.

Omer Avital: Abutbul Music. Jazz Village

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