Prozess um Messungen von radioaktiver Strahlung Angeklagte: "Wir waren nicht hinterm Geld her"

BONN · Zu Unrecht fühlen sich drei ehemalige Mitarbeiter der Bonner Universität von der Staatsanwaltschaft unter anderem wegen Betrugs im besonders schweren Fall angeklagt. Im Prozess vor der Wirtschaftsstrafkammer versuchen sie, die erhobenen Vorwürfe zu entkräften.

 Prozess um Messungen von radioaktiver Strahlung

Prozess um Messungen von radioaktiver Strahlung

Foto: Symbolfoto: dpa

Laut Anklage haben der ehemalige Leiter der Strahlenschutzabteilung (43), sein Stellvertreter (48) und ein Mitarbeiter (45) so genannte "Freimessungen" bei Fremdinstituten und Firmen durchgeführt, obwohl eine interne Anordnung dies untersagte. Bei solchen Erhebungen wird die radioaktive Strahlung von Räumen gemessen, die künftig anders genutzt werden sollen.

Mit auf der Anklagebank sitzt eine 44-Jährige. In zwei der vier angeklagten Fälle sollen die Messungen über die Firma, in der die Frau arbeitet, abgerechnet worden sein. Die Zusammenarbeit räumten die Angeklagten ein. Doch es habe keine betrügerischen Absichten gegeben. Es habe sich, so der frühere Abteilungsleiter, um einen "Versuchsballon" gehandelt.

Grund für die Zusammenarbeit sei die anstehende Vergabe einer Freimessung an ein Fremdin-stitut gewesen. Laut den Angeklagten gab es nur ein einziges echtes Angebot einer Fremdfirma. Dieses genügte ihrer Meinung nach jedoch nicht den Qualitätsstandards, weil zu wenige Proben genommen werden sollten. "Wir waren nicht hinter dem Geld her", versicherte der 48-Jährige. Es sei ihnen um die Sicherheit gegangen. "Es war mir völlig egal, wo es abgerechnet wird."

Der Ex-Abteilungsleiter räumte ein: "In manchen Fällen ist man vielleicht ein bisschen Betriebsblind." So habe für ihn bei einem weiteren Auftrag im Vordergrund gestanden, dass aus einem freizugebenden Labor wertvolle Gegenstände wie Messgeräte für die Universität herausgesprungen seien. Wegen schlechter Erfahrungen habe man der Vorgesetzten davon aber nichts erzählt. "Es gibt Leute, die reden und Leute, die machen", sagte der 45 Jahre alte Angeklagte.

Dass ihnen die Anschaffung eines neuen Gammaspektrometers im Wert von 120 000 Euro zur Last gelegt wird, stößt beim damaligen Abteilungsleiter auf "totales Unverständnis". Die Uni habe ein neues modernes Gerät für ein Lager mit radioaktiven Stoffen gebraucht, entgegnet er. Der Prozess wird fortgesetzt.

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