Bonner Giftcocktail-Prozess Angeklagter (54) bricht sein Schweigen

BONN · Sein Schweigen gebrochen hat am Montag der 54-jährige Angeklagte, der seine Mutter mit einem Medikamentencocktail vergiftet haben soll.

In dem seit Anfang Juli laufenden Mordprozess äußerte sich der Mann, der sich jahrelang als Arzt ausgab, obwohl er sein Medizinstudium abgebrochen hatte, erstmals zu den Geschehnissen rund um den Tod der 85-Jährigen im Januar dieses Jahres.

Das Fazit: Der 54-Jährige gab sich unschuldig. Statt dessen betonte er immer wieder, wie gut er sich zuletzt wieder mit seiner Mutter verstanden und wie sehr er sich um sie gekümmert habe. Anscheinend lebte der unter anderem wegen Betruges Vorbestrafte lange Zeit allein von Gewinnen, die er mit Aktiengeschäften erzielte.

Zudem soll er Wohnungen verkauft und seine Mutter nicht am Gewinn beteiligt haben. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass der 54-Jährige seine Mutter vergiftet hat, um an den Familienschmuck und ein wertvolles Picasso-Bild zu gelangen.

Dass es wegen der finanziellen Angelegenheiten Streit und einen Bruch zwischen Mutter und Sohn gab, räumte der Angeklagte ein. Ab 2011 habe es jedoch wieder eine Annäherung gegeben. Seiner Mutter gegenüber will er "reinen Tisch" gemacht und ihr auch von seinen familiären, finanziellen und beruflichen Schwierigkeiten erzählt haben. Er bestritt vehement, es auf das Geld seiner Mutter abgesehen zu haben. Als sie Anfang 2012 in ihrem Testament eine Enkelin als Erbin einsetzte, habe er dies sogar unterstützt.

Darüber, dass seine Mutter von mehreren Zeugen als "topfit" bezeichnet wurde, wunderte sich der Angeklagte: "Ich habe sie ganz anders erlebt." Nach außen habe sie zwar immer "die Zähne zusammengebissen". Doch ab dem Herbst des vergangenen Jahres sei es ihr gesundheitlich immer schlechter gegangen, so dass sie im November und dann an Neujahr stationär ins Krankenhaus musste.

Darauf, dass in Blut- und Urinproben, die der Patientin ab dem 3. Januar im Krankenhaus abgenommen wurden, mehrere starke Medikamente gefunden wurden, die laut dem rechtsmedizinischen Gutachten zum Tod der Seniorin in der Nacht auf den 12. Januar führten, ging der Sohn nicht ein. Er schilderte lediglich, dass er sich auch im Krankenhaus um seine Mutter gekümmert habe. Aus einer Schnabeltasse habe er ihr zu Trinken gegeben, da sie stark ausgetrocknet gewesen sei. "Ich habe nur das gemacht, was die Schwestern auch gemacht haben."

Die Schnabeltasse, an der Spuren der verabreichten Medikamente gefunden wurden, hatten Ermittler später im Hausmüll des Angeklagten gefunden. Der Prozess wird fortgesetzt.

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