154.000 Euro Beute Angeklagter soll Geldautomaten in Bonn gesprengt haben

Bonn · Ein 31-Jähriger soll als Mitglied einer bulgarischen Bande in Endenich und Bad Godesberg 154.000 Euro erbeutet haben, indem er Geldautomaten sprengte. Der Angeklagte bestreitet die Taten vor Gericht aber.

Der Mann auf der Anklagebank vor dem Bonner Landgericht soll Mitglied einer europaweit agierenden bulgarischen Bande von Geldautomatensprengern sein. Und weil der 31-Jährige mit einem untergetauchten Landsmann auch in Bonn zwei Automaten in die Luft gejagt haben soll, muss er sich seit Dienstag vor dem Landgericht verantworten.

Eine heftige Explosion riss die Anwohner in Endenich am 15. Juni 2016 gegen 4 Uhr morgens aus dem Schlaf: In einer Bankfiliale an der Alfred-Bucherer-Straße war ein Geldautomat gesprengt worden, die beiden Täter entkamen mit 73.160 Euro. Am frühen Morgen des 26. September 2016 gegen 4.30 Uhr erschreckte eine Explosion in der Koblenzer Straße in Bad Godesberg die Menschen. Auch dort hatten zwei Täter den Geldautomaten gesprengt und 80.777 Euro erbeutet. Ein Teil der Scheine war allerdings bei der Sprengung dank eines Sicherungssystems mit roter Farbe eingefärbt worden.

Dem 31-Jährigen Bulgaren wirft die Anklage nun das Herbeiführen von Sprengstoffexplosionen in zwei Fällen und schweren gewerbs- und bandenmäßigen Diebstahl vor. Außerdem sollen er und sein Komplize am Tag vor der Tat in Endenich ein Auto in Beuel gestohlen haben, mit dem sie zum Tatort fuhren und anschließend flüchteten. Der Wagen wurde später in Troisdorf-Bergheim an einem Maisfeld gefunden – mit DNA-Spuren des Komplizen. Mit diesem Mann war der 31-Jährige am Tag nach der Automatensprengung im selben Flugzeug nach Bulgarien ausgereist. Zu Prozessbeginn vor der 3. Großen Strafkammer bestreitet der Angeklagte alle Vorwürfe. „Ich möchte sagen, dass ich absolut unschuldig bin“, erklärt er und empört sich: „Ich kann einfach nicht fassen, dass man in Deutschland unschuldig im Gefängnis sitzt.“ Er kenne zwar den anderen Verdächtigen aus Bulgarien. Der habe bei Aufenthalten in Deutschland öfter bei ihm in seiner Wohnung in Niederkassel übernachtet. Aber er selbst habe nichts mit den Automatensprengungen zu tun.

Eingefärbter Geldschein belastet den Angeklagten

Das sieht die Staatsanwaltschaft völlig anders: Sie ist sicher, dass der 31-Jährige mit von der Partie war, auch wenn man nur die DNA-Spuren des anderen Täters gefunden habe. Denn, so heißt es in der Anklageschrift: Der 31-Jährige war Mitglied der europaweit tätigen Bande, was ihm auch nachgewiesen werden kann. So habe man einen rot eingefärbten Geldschein aus dem Bad Godesberger Automaten in seiner Wohnung gefunden, und aus Telefonüberwachungen gehe hervor, dass seine Frau mit ihrem Vater darüber gesprochen habe, das rote Geld waschen zu müssen. Und außerdem gebe es Telefonate, in denen sich der Angeklagte und sein Schwiegervater gegenseitig bedrohen und davor warnen, den Mund aufzumachen.

Der Angeklagte aber gibt sich vor Gericht weiter als unschuldig Verfolgter und bleibt auch dabei, als Kammervorsitzender Klaus Reinhoff ihm vorhält: „Sie wissen ja: Im Raum steht, dass Ihr Schwiegervater der große Bandenboss für ganz Europa ist.“ Der 31-Jährige aber behauptet, so gut wie keinen Kontakt zum Schwiegervater zu haben. Und von seiner Frau sei er getrennt.

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