Kommentar Anlass zum Nachdenken

Bonn · Warum denn nicht? Die Gegenfrage erscheint nicht unberechtigt, wenn sich jetzt Mitmenschen an dem muslimischen Treffen stoßen, das zu Pfingsten mehrere hundert Personen auf eine Wiese in Tannenbusch gelockt hat.

Warum auch nicht, so ließe sich auch auf die Feststellung entgegnen, dass das "Grillfest" eindeutig von salafistischer Agitation geprägt war. Denn gebührt gerade im "bunten" Bonn mit seiner vielbemühten "Willkommenskultur" nicht auch Salafisten das Recht auf Geselligkeit? Warum also nicht?

Ordnungsbehördlich scheint zwar das letzte Wort noch nicht gesprochen. Es ist jedoch einerlei, ob den Veranstaltern nun ein Bußgeld wegen unerlaubter Lautsprecherbeschallung droht. Und ein Verbot auf der Basis von Verdachtsmomenten oder einzig der Gesinnung wäre juristisch kaum haltbar. Zu Recht.

Schwerer wiegt die Erkenntnis, dass die Konturen einer Parallelgesellschaft, deren Existenz von Teilen der Politik weiterhin konsequent geleugnet wird, auch in den Straßen dieser Stadt immer prägnanter und unverhohlener zutage treten. Feixend sprechen die Organisatoren selbst vom "sogenannten" Grillfest.

Jung, männlich, Moslem - das ist die Klientel, die ihren Halt zunehmend bei Salafisten sucht, weil ihn die "Mehrheitsgesellschaft" wohl nicht zu bieten weiß. Letztere tut gut daran, Symptome wie das "Grillfest" zum Nachdenken darüber zu nutzen, wohin die Reise langfristig eigentlich gehen soll. Ein schulterzuckendes "Warum nicht?" ist die falsche Antwort.

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