Serie "100 Köpfe: Wir sind Bonn" Anne Kimmel: Busunternehmen "Univers Reisen"

BONN · Theo Kimmel hat Glück gehabt. Als der Bonner Unternehmer vor einigen Jahren kürzer treten wollte, brauchte er sich um die Firma, die sein Vater 1929 als Kimmels Autobus-Unternehmen gegründet hatte, keine Sorgen zu machen. Tochter Anne Kimmel stand ihm schon seit langem zur Seite. Inzwischen leitet die 52-Jährige mit ihrem Mann Eberhard Penz das Busreisenunternehmen, das heute den Namen "Univers Reisen" trägt .

Anne Kimmel liebt ihre Arbeit. Das spürt man förmlich, wenn sie mit Begeisterung und leuchtenden Augen von ihrem Alltag erzählt. "Mein Arbeitstag beginnt bereits morgens beim Frühstück", sagt die an der Herpenstraße geborene Graurheindorferin. "Dann kann ich mit meinem Mann in Ruhe über alle wichtigen Themen sprechen."

Zwei Stunden später in der Firma an der Justus-von-Liebig-Straße ist es mit der Ruhe vorbei. Die Chefin hat zwar ein eigenes Büro, "das nutze ich aber meistens nur für vertrauliche Gespräche". In aller Regel sitzt sie mit ihren Mitarbeitern in einem Raum am Schreibtisch. "Ich bin neugierig und muss alles mitbekommen", räumt sie freimütig ein. "Wenn eine Reise ausgebucht ist und es trotzdem noch viele Anfragen gibt, will ich schnell entscheiden können, ob wir zum Beispiel noch einen weiteren Bus einsetzen oder nicht", erklärt sie.

Schon als kleines Mädchen hat sie den Großvater in die Firma begleitet. "Komm, Anne, wir gehen Lakritz machen", habe er gesagt. Damals schnitt man in das Gummi der Lkw-Reifen tiefere Kerben, um sie griffiger zu machen. "Das sah dann aus wie Lakritze", erinnert sich Anne Kimmel.

Ihre Ausbildung hat die Unternehmerin im Knipper Reisebüro in Köln absolviert. Ihr Vater hatte die Firma Anfang der 1960er Jahre gekauft. Als Jugendliche arbeitete sie in den Ferien oft mit im Betrieb, um ihr Taschengeld aufzubessern. Schnell fand sie damals heraus, dass Reiseveranstaltung ihr Ding war. Immer noch geht sie selbst auf Hoteltour. "Manchmal schaue ich mir in einer Woche 30 Hotels an", sagt sie. Klar, dass sie auch schon einmal am Steuer eines Reisebusses sitzt. "Meistens, wenn wir einen neuen Bus abholen."

Wer so für sein Unternehmen brennt, braucht privat einen Ausgleich. Doch auch da ist Anne Kimmel Powerfrau. "Ich liebe die Geschwindigkeit", sagt sie und wirkt fast ein bisschen schüchtern, als sie erzählt, dass sie viele Jahre mit ihrem Porsche Autorennen gefahren ist. Das war dann selbst ihren Eltern zu viel, die sich natürlich Sorgen um die Tochter machten.

Für Autorennen hat Anne Kimmel heute keine Zeit mehr. Aber ohne viele PS kommt sie in ihrer knapp bemessenen Freizeit immer noch nicht aus. Mit ihrem Mann hat sie die Liebe zur Fliegerei entdeckt. Da er einen Flugschein besitzt, geht es hin und wieder mit einem Motorflugzeug von Hangelar aus in die Luft.

Wenn die Zeit reicht, fliegen sie gern für einen Kurzaufenthalt nach Norderney. Eine Lizenz zum Fliegen hat die ehemalige Liebfrauenschülerin, die ihr Abitur am Friedrich-Ebert-Gymnasium gemacht hat, nicht. Allerdings will sie jetzt eine Ausbildung absolvieren, bei der man lernt, ein Flugzeug im Notfall sicher zu landen.

Obwohl ihre Wiege in der Karnevalshochburg Graurheindorf stand, macht sie sich nicht viel aus der fünften Jahreszeit. Die närrischen Tage verbringt sie gern mit einer Reisegruppe zur Mandelblüte auf Mallorca. Und wenn ihr die Arbeit dann mal über den Kopf wächst - "ein Unternehmen mit bis zu 100 Mitarbeitern in der Hauptsaison kann auch eine gewisse Bürde sein" - freut sich die überzeugte Vegetarierin auf Charlie. Seit acht Jahren ist der Border Collie Familienmitglied und "sorgt auf unseren gemeinsamen Spaziergängen für meinen Ausgleich".

Typisch bönnsch

Das sagt Anne Kimmel über ihre Heimat:

  • Mir gefällt Bonn, weil es seinen dörflichen Charakter erhalten hat. Man kennt sich, man hilft sich.
  • Lieblingsort: die Rheinaue
  • Typisch für Bonn: Prinz und Bonna
  • Ich vermisse: Dazu sage ich nichts, weil ich mich nicht öffentlich zur Politik äußern will.
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