Folgen der Corona-Krise Ansturm auf Schulen und Kitas in Bonn bleibt aus

Bonn. · Das Leben mit der Corona-Krise: Nur vereinzelt bringen am Montagmorgen Eltern ihre Kinder zur Schule oder in die Kita. Lehrer haben ihren Schülern unter anderem Arbeitsmaterial per E-Mail zur Verfügung gestellt.

 Lehrer an der Ludwig-Richter-Schule besprechen den Umgang mit der aktuellen Situation.

Lehrer an der Ludwig-Richter-Schule besprechen den Umgang mit der aktuellen Situation.

Foto: Benjamin Westhoff

Wo sonst Scharen von Kindern über die Schulhöfe laufen, herrscht Stille. Nur vereinzelt bringen am Montagmorgen Eltern ihre Kinder zur Schultür. Wie an der Ludwig-Richter-Grundschule in Duisdorf. Obwohl Eltern, die in kritischen Infrastrukturbereichen tätig sind, ihre Kinder weiter in Schulen und Kitas bringen dürfen, sind es gerade einmal drei Kinder, die Schulleiterin Christa Hahn in Empfang nimmt. „Das hat mich schon überrascht“, sagt Hahn. Ähnliche Erfahrungen machen offensichtlich auch andere Schulen und Kitas.

Elke Kirschner leitet die evangelische Kita an der Brahmsstraße. Sie hatte bereits am Freitag über den Elternrat abfragen lassen, welche Eltern in den kritischen Infrastrukturbereichen wie Polizei, Feuerwehr, Praxen, Kliniken, Abfallentsorgung, Energie und Wasser tätig sind. „Es hatten sich drei Familien gemeldet. Gekommen sind dann nur zwei Kinder.“ Großes Lob hat die Kitaleiterin für die Stadt Bonn übrig, die am Sonntag angekündigt hat, die Elternbeiträge während der Coronavirus bedingten Zwangsschließung zu erstatten. „Das finde ich super. Das ist für viele Eltern schon ein Batzen Geld.“

„Langweilen werden wir uns nicht“

Und wie geht es mit ihrem Personal weiter? „Langweilen werden wir uns nicht“, sagt Kirschner. Mit ihrem Team wolle sie nun zunächst liegengebliebene Aufgaben erledigen. Dazu gehöre die Fortführung des Qualitätsmanagements, das alle Kitas durchführen müssen. Auch nutzte ihr Team die Zeit, die Bildungsdokumentationen für jedes einzelne Kind zu erstellen. „Das muss sonst oft nebenherlaufen.“ Schließlich werde die Kita nochmal von Grund auf gereinigt und desinfiziert.

Offensichtlich haben viele Familien die Betreuung privat regeln können, wie das Beispiel in der unweit der Kita gelegenen Siedlung zeigt, in der viele junge Familien leben. Vater Claas Heidemann ist für das jüngste Kind noch in Elternzeit. „Wer Zeit hat, der übernimmt halt das Kind einer anderen Familie, wo die Eltern arbeiten müssen, ihre Kinder aber nicht in der Kita abgeben dürfen“, sagt er. So helfe man sich in der Siedlung im Übrigen auch im normalen Leben, auch ohne Coronavirus-Krise.

„Das ist höhere Gewalt“

Keiner der jungen Väter und Mütter, die an dem sonnigen Nachmittag mit ihren Kindern an der Sandkiste in der Grünanlage der Siedlung sitzen, wirkt gestresst. „Was soll man machen“, sagt Martin Stettler, Vater von zwei Töchtern. „Das ist höhere Gewalt, und wir müssen jetzt alle zusammenhalten.“ Aber auch die Kinderspielplätze werden laut Oberbürgermeister Ashok Sridharan geschlossen.

Zurück zur Ludwig-Richter-Grundschule: Dort sitzt das Kollegium – mit mehr Abstand als üblich – zusammen und beratschlagt die Vorgehensweise für die nächsten Wochen. „Wir haben für die kommenden drei Wochen Arbeitsmaterial für die Schülerinnen und Schüler zusammengestellt“, erklärt Schulleiterin Hahn. Alles Weitere müsse jetzt organisiert werden.

Arndt Hilse leitet die Karl-Simrock-Hauptschule mit 366 Schülern. An seiner Schule müssen die Kinder der fünften und sechsten Klasse betreut werden, deren Eltern unter die entsprechenden Berufsgruppen fallen. Er hat am Montagmorgen indes nur vier Schüler in der Notbetreuung. „Viele unserer Schüler kommen von weiter her und sind Fahrschüler.Eine Mutter, die im medizinischen Bereich arbeitet, sagte mir, sie wolle nicht, dass ihr Kind noch mit Bus und Bahn fährt, deswegen lasse sie es lieber zu Hause. Das finde ich sehr vernünftig.“

Hilse und sein Kollegium wollen nun alle Schüler digital mit Unterrichtsstoff versorgen. „Familien, die noch kein E-Mail-Postfach haben – und da gibt es einige bei uns – denen helfen wir zurzeit, die Postfächer einzurichten.“

Im Zusammenhang mit der Corona-Krise hat die Stadt Bonn eine Hotline für Fragen rund um Kitas, Kindertagespflege, OGS und Schule eingerichtet: Sie ist ab diesem Dienstag, 17. März, montags bis donnerstags von 9 bis 16 Uhr, freitags bis 13 Uhr unter der Telefonnummer ☎ 0228/77 40 70 erreichbar.

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