Wohnen an der Meßdorfer Straße Anwohner berichten vom Leben im Engpass

Dransdorf · Es ist nicht leicht, in einer kleinen Straße mit viel Durchgangsverkehr zu leben. Das gilt besonders für die Meßdorfer Straße: Ihr unterer Teil verläuft wie ein Flaschenhals. An der engsten Stelle ist die Fahrbahn nur 3,55 Meter breit.

 Auf der Meßdorfer Straße ist es eng. PKW, Busse, Radfahrer und Fußgänger kommen sich oft gefährlich nah.

Auf der Meßdorfer Straße ist es eng. PKW, Busse, Radfahrer und Fußgänger kommen sich oft gefährlich nah.

Foto: Benjamin Westhoff

Autos können nur abwechselnd an diesen Engstellen vorbeifahren, der Gegenverkehr muss warten. Das führt teilweise zu kuriosen Situationen: „Einfach aus der Haustür rausgehen, das sollte man nicht machen“, sagt Hans-Gerd Roderburg, der in Hausnummer 26 wohnt. Dort ist der Gehweg gerade mal einen Meter breit. Und wenn genau dann zufällig ein Bus vorbeifährt, ragt der Außenspiegel schon in den Gehweg. Wer länger als 1,80 Meter ist, könnte da schon mal von dem Spiegel am Kopf getroffen werden.

Auch an Tagen der Müllabfuhr sollte man die Meßdorfer Straße meiden. Da der Wagen immer wieder anhalten muss, staut sich der Verkehr zurück. Auch für Busfahrer ist es eng. „Die Poller vor unserem Haus sind in den letzten zwei Jahren drei Mal abgefahren worden“, sagt Roderburg. Immer von Linienbussen, die sonst nicht anders durchgekommen wären. Mit dem Auto das eigene Grundstück verlassen ist auch so eine Sache. Roderburg braucht einen Ausweiser. Ist keiner da, muss er sich auf die Straße tasten. Manchmal dauert es drei oder vier Minuten, bis er das geschafft hat. Und manchmal fährt er einfach raus, sodass der Verkehr gezwungen ist anzuhalten. Hupkonzerte sind dann die Folge.

„Gefährlich sind auch diese rasend schnellen E-Bike-Fahrer“, berichtet Roderburg. „Man sieht oben einen Radfahrer kommen, und schon ist er einen Augenblick später da.“ Die erlaubten Tempo 30 würden diese Räder locker überschreiten. Es gibt fünf Häuser, die ganz eng an der Straße stehen, Yvonne Günther wohnt in einem von ihnen. Dort, wo die Gehwege künstlich verbreitert und kleine Ausweichbuchten geschaffen wurden. „Wenn ein Auto zu viel in die Bucht reinfährt, versperrt es mit dem Heck die Fahrbahn“, berichtet sie von ihren alltäglichen Erlebnissen. „Und dann steht hier alles.“ Einen privaten Parkplatz an ihrem Haus hat sie nicht, muss ihren Wagen entweder auf die Siemensstraße oder an eine Fläche Am Dörnchen stellen.

Nicht vor und nicht zurück, das ist auf der Meßdorfer Straße an der Tagesordnung. Nachtbusse haben sich schon hier so festgefahren, dass nichts mehr ging. Andererseits sind manche Autofahrer so dreist und überholen sogar den an der Haltestelle stehenden Bus im Engpass.

Nicht so witzig finden die Anwohner die Erschütterungen. Sowohl Roderburg als auch Günther berichten von Rissen in den Wänden. Und das Haus wackele. „Bei mir tanzen die Vasen in den Regalen, wenn hier die Busse vorbeifahren“, sagt Günther. „Wie soll das erst werden, wenn hier die deutlich schwereren Gelenkbusse fahren?“ Wie berichtet, will die Stadt die größeren Busse auch hier einsetzen, wogegen sich die Anwohner wehren, weil dann auch Parkplätze wegfallen würden.

Als Paradies haben die Anwohner die Bauarbeiten im vorigen Sommer empfunden, als die Meßdorfer Straße für den Verkehr komplett gesperrt war. „Wir haben spontan ein Straßenfest gemacht“, berichtet Yvonne Günther. „Und es waren plötzlich wieder viele Kinder auf der Straße.“

Vor zwölf Jahren gab es einmal einen bemerkenswerten Vorfall, der nicht glimpflich ablief. Ein Lastwagen hatte im Engpass ein Haus gerammt und einen Schaden von 40 000 Euro verursacht. Der Fahrer hatte versucht, einem anderen Auto auszuweichen. In der Folge wurden seitens der Stadt die „Schikanen“ gebaut und die Poller installiert. Am grundsätzlichen Verkehrsproblem änderte das aber nichts.

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