Bürgerprotest in Kessenich Anwohner erwägen Klage gegen Kraftwerk

KESSENICH · Die Bewohner des Erftweges wollen den Vorbescheid zum Ausbau der Anlage auf dem Miesengelände nicht hinnehmen. Sie fürchten Lärm, Schutz und ein Sinken des Grundstückswerts.

 Das Kessenicher Kraftwerk ist möglicherweise bald ein Fall für die Justiz.

Das Kessenicher Kraftwerk ist möglicherweise bald ein Fall für die Justiz.

Foto: dpa

Es war eine Weile ruhig um die Bürgerinitiative „kein Kraftwerk Kessenich“. Jetzt nehmen Initiator Frank Hoffmann und seine Mitstreiter wieder Fahrt auf. Denn die Bezirksregierung in Köln hat dem Ausbau des 1969 errichteten Heizkraftwerks Süd durch die Stadtwerke Bonn, gegen den sich die Bürger wehren, in einem Vorbescheid zugestimmt. Am Donnerstagabend diskutierten Betroffene in der Bücherei Sankt Nikolaus, ob sie dagegen klagen sollen.

Hoffmann hatte 2015 ein Gutachten in Auftrag gegeben, das zu dem Schluss kam, dass der Lärm der bestehenden Kraftwerkanlage nachts deutlich über dem erlaubten Pegel liege. Daraufhin führte die Bezirksregierung Messungen durch und ordnete schließlich an, dass die Stadtwerke nachbessern sollten – ein Erfolg für die Bürger.

Andere Ergebnisse dieses Gutachtens – etwa, dass es heute ökologisch sauberere Kraftwerk-Varianten als die geplante Gas- und Dampfturbinenanlage mit Fernwärmeleitung gibt, und dass die SWB ein Defizit zwischen 1,2 und 4,7 Millionen Euro im Jahr einfahren würde und dieses dem Gutachten zufolge womöglich durch den städtischen Haushalt ausgeglichen werden müsste –, blieben außen vor.

Nach dem Vorbescheid erwägen Bewohner des Erftweges, die maßgeblich vom Kraftwerksbetrieb an der Christian-Miesen-Straße betroffen sind, eine Klage vor dem Verwaltungsgericht. Dieses soll die Rechtmäßigkeit des Vorbescheids prüfen. Dabei müsse man die wirtschaftlichen Aspekte außer Acht lassen, sagte ein Jurist, der als betroffener Anwohner bei der Versammlung war. Geräusche, Schmutz und eine Senkung des Grundstückswerts seien gute Grundlagen.

„Wenn das Kraftwerk läuft, dröhnt es“, schilderte eine Anwohnerin. Die Vibration könne man im Haus spüren, und es seien auch Schulen, Kindergärten und Sportvereine betroffen. Das Heizkraftwerk lief allerdings nicht so oft, dank des warmen Winters, sagte Hoffmann. Das würde sich mit der Erweiterung ändern, dann sei die Anlage jeden Tag rund um die Uhr aktiv. „Und sie darf bis zu 250 Mal im Jahr an- und abgeschaltet werden.“ Jedes Mal würde das Lärm mit sich bringen, der den erlaubten Lärmpegel überschreite.

Zusammen mit anderen Emissionen könne das zu einer Wertminderung der Grundstücke führen – und auch dagegen könne man klagen. Zu einem endgültigen Ergebnis kamen die Versammelten am Donnerstag nicht, aber die Bereitschaft zur Klage ist vorhanden. Bis Donnerstag, 3. März, soll aber eine Entscheidung getroffen werden. Daneben will man stärker die Politik ansprechen.

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