Bürgerinitiative auf dem Venusberg Anwohner fordern Verkehrskonzept

VENUSBERG · Neue Bürgerinitiative auf dem Venusberg wirft der Stadt vor, der Entwicklung rund um das UKB tatenlos zuzusehen. Ein einziges Mal standen Mitglieder der neu gegründeten "Anwohnerinitiative Venusberg" (AIV) an einem Samstagvormittag bei Kaisers am Haager Weg, und warben um Unterstützung für ihre Initiative. Und in nur wenigen Stunden sammelten sie nach eigenen Angaben schon rund 500 Unterschriften. Das lässt die Initiatoren hoffen. "Die Sensibilität der Bürger für das Thema ist hoch", sagt Peter Mauelshagen.

 Rechts der übliche Stau, links am Gudenauer Weg die Anwohner (von links) Christoph Sartoris, Christine Mauelshagen, Falk von Maltzahn, Barbara Dreymann, Peter Mauelshagen und Robert (vorne).

Rechts der übliche Stau, links am Gudenauer Weg die Anwohner (von links) Christoph Sartoris, Christine Mauelshagen, Falk von Maltzahn, Barbara Dreymann, Peter Mauelshagen und Robert (vorne).

Foto: Roland Kohls

Anlass für die Gründung der Initiative ist eine Entwicklung, über die man sich in Bonn eigentlich freuen kann: das boomende Universitätsklinikum, auf dessen Gelände seit Jahren eifrig neu gebaut wird, und das sich mit rund 5000 Mitarbeitern zu Bonns drittgrößtem Arbeitgeber gemausert hat. Das Problem ist: Diese Mitarbeiter, ganz zu schweigen von Transportunternehmen und Baustellenfahrzeugen, müssen auch irgendwie zum Klinikum hinkommen. Das bringt mittlerweile Verkehrsmassen mit sich, die die Anwohner nicht länger hinnehmen wollen. Sie fordern jetzt Konzepte gegen das Verkehrschaos.

"Das jüngste Bauvorhaben, das Eltern-Kind-Zentrum (ELKI), reiht sich nahtlos ein in viele weitere Bauvorhaben. Bei der jetzt schon sehr angespannten Situation machen wir uns Sorgen mit Blick auf die weiteren Zuwächse", sagt Mitinitiator Christoph Sartoris. Erst kurz vor Weihnachten habe sich die Initiative gegründet, die bislang aus rund 15 Mitarbeitern bestehe. Peter Mauelshagen ist einer davon. "Wir wohnen hier seit acht Jahren. Das Verkehrsaufkommen ist seitdem massiv angewachsen", sagt Mauelshagen. Angestellte, Besucher, Lieferverkehr, Patienten und natürlich Krankenwagen, das alles zwänge sich über nur zwei Zugangsstraßen zum Universitätsklinikum (UKB). "Ab fünf Uhr morgens bis abends in einem fort", so Mauelshagen.

AIV-Mitinitiatorin Barbara Dreymann meint, dass viele Autofahrer zu schnell unterwegs sind. "Morgens, wenn die Kinder zur Schule gehen, sind viele besorgt", sagt Dreymann. Laut Sartoris ist das UKB zwar nicht untätig gewesen, und hat unter anderem Parkhäuser gebaut.

"Die Akzeptanz ist aber nicht sehr ausgeprägt", meint Sartoris. Die Mitglieder der AIV sind nicht die ersten, die über Lärm klagen, der im Zusammenhang mit dem Universitätsklinikum steht. In der Vergangenheit beklagten bereits Anwohner des Jagdweges in Poppelsdorf "Lärmterror" von Schwerlastern und Rettungswagen. "Mit den betroffenen Bürgern in den anderen Stadtteilen wollen wir uns vernetzen, uns geht es darum, den Unmut der Bürger zu kanalisieren", sagt Mauelshagen. Fernziel der Initiative sei die Formulierung eines Bürgerbegehrens. "Wir wollen, dass die Stadt endlich ein Verkehrskonzept erarbeitet."

Sie selbst hätten Ideen, wie man die Verkehrssituation entschärfen kann, so die Anwohner. Auch das UKB würde es "begrüßen, wenn die Stadt Bonn die drei kritischen Kreuzungen kurzfristig zu Kreiseln umbaut, um die Verkehrssituation generell zu entlasten", sagt Wolfgang Holzgreve, Ärztlicher Direktor des UKB auf Anfrage des GA. Um das "wilde Parken" zu entschärfen, habe das Klinikum schon Parkhäuser gebaut und werde ein weiteres mit rund 400 Stellplätzen bauen.

Die Befürchtung, dass mit dem Bau des ELKI auch der Verkehr weiter zunimmt, teilt man beim Klinikum, nicht. "Die Verkehrsbelastung nimmt durch den Bau nicht messbar zu. Die Geburtshilfliche Abteilung befindet sich schon jetzt auf dem Venusberg und auch bereits Teile der Kinderklinik", so Holzgreve. Zwar würden sich die Fahrten von Patienten und Mitarbeitern erhöhen, dem gegenüber stünden aber jährlich rund 20 000 Fahrten, die wegfallen. Die Stadt reagierte bis Mittwochabend nicht auf die Bitte um eine Stellungnahme.

Investitionen auf dem Venusberg

Rund 660 Millionen Euro werden bis zum Jahr 2020 auf dem Venusberg investiert. Eines der größten Bauprojekte auf dem Gelände des UKB ist derzeit das Deutsche Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE), für das im Mai 2013 der Spatenstich war. Der Neubau ist mit rund 16 000 Quadratmetern Nutzfläche und Baukosten in Höhe von rund 110 Millionen Euro eines der größten Forschungsgebäude, die derzeit in Nordrhein-Westfalen entstehen. Direkt neben dem DZNE wird die neue Klinik für Neurologie, Psychiatrie und Palliativmedizin gebaut. Auch in den vergangenen Jahren entstanden große Neubauten, unter das Biomedizinische Zentrum für 250 Forscher.

Bürgerversammlung zum Eltern-Kind-Zentrum

Über die Planungen zum Bau des Eltern-Kind-Zentrums (ELKI) informieren Mitarbeiter des Stadtplanungsamtes und des Universitätsklinikums bei einer Bürgerversammlung am Samstag, 18. Januar, ab 15 Uhr im Pfarrsaal der katholischen Kirchengemeinde Heilig Geist, Kiefernweg 22. Im ELKI sollen künftig Kinder versorgt werden, vom Frühchen bis zum Jugendlichen, auch für die Eltern soll es Betten geben. 12.500 Quadratmeter soll der Bau groß sein, 2015 soll Baubeginn sein, 2017 die Fertigstellung. Die Unterlagen können montags und donnerstags von 8 bis 18 Uhr sowie dienstags, mittwochs und freitags von 8 bis 13 Uhr im Stadthaus, Berliner Platz 2, Etage 8C, eingesehen werden.

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