Neubaupläne auf Möbel-Boss-Gelände Anwohner in Tannenbusch fürchten neuen Platz für Drogenszene

Bonn · Der Abriss des alten Möbel-Boss-Gebäudes in Tannenbusch verzögert sich. Dort sollen Wohnungen entstehen. Die Nachbarn sehen die Pläne zum Teil aber kritisch.

Still ruht der See in Tannenbusch. Gitterzäune versperren die ehemalige Ladenhalle von Möbel Boss an der Oppelner Straße gleich neben der Stadtbahnhaltestelle Tannenbusch Mitte. Auch der letzte Imbiss ist schon vor vielen Monaten ausgezogen. Gerade in den Abendstunden ist der finstere, enge Durchgang zwischen Sparkasse und der Leerstandsimmobilie für viele Anwohner ein Angstraum. Der mit hohen Bäumen begrünte Platz dahinter ist ein bekannter Treffpunkt der Drogenszene.

Der für April geplante Abriss des Gebäudes verzögert sich allerdings weiter. „Dafür fehlt uns leider die Abrissgenehmigung“, berichtet Achim Behn, Pressesprecher der Deutschen Reihenhaus AG. Das Kölner Unternehmen möchte zusammen mit dem Immobilienentwickler ProBonnum der Sparkasse Köln-Bonn auf dem Areal insgesamt 91 Wohnungen und zwölf Reihenhäuser errichten. Man wolle laut Behn schon aus Kostengründen lieber heute als morgen mit den Arbeiten beginnen.

Wie das Presseamt der Stadt auf Nachfrage mitteilt, fehlt für den Abriss allerdings seit November ein statischer Nachweis. Immerhin greife der Bestandsbau in die Statik des Stadtbahntroges ein. Mit anderen Worten: Es muss sicher gestellt werden, dass bei den Arbeiten nichts auf die Bahntrasse fällt. Auch von einem Gerüst zum Schutz der Gleise während der Arbeiten ist die Rede. Die Reihenhaus AG wolle nun zeitnah liefern, so Behn.

Baubeginn Mitte 2019

Für das Gesamtvorhaben ergibt sich indessen noch keine Verzögerung, da bislang der gültige Bebauungsplan nicht geändert wurde, mithin ein Neubau ohnehin noch nicht starten könnte. Der entsprechende Antrag könnte im Frühherbst in den Rat gehen, schätzt Heinrich Falkenberg. Der Architekt ist Geschäftsführer von ProBonnum. Derzeit liefen letzte Abstimmungen mit der Bauverwaltung, erklärt er. Baubeginn könne dann Mitte 2019 sein.

Unter Tannenbuscher Bürgern regt sich derweil Widerstand gegen Teile des Vorhabens. „Grundsätzlich freuen wir uns natürlich, dass an dieser wichtigen Stelle etwas passiert“, sagt Wolfgang Weyer, der mit Christa Düx und Joachim Berger stellvertretend für etwa 20 mittelbare Anwohner spricht. Die drei fürchten, dass durch die Pläne neue Angsträume entstehen. Einerseits sei der Durchgang zwischen den beiden Gebäuden der ProBonnum an der Oppelner Straße erneut sehr schmal. Andererseits soll im Unterschied zum Architektenentwurf der erste Wohnblock dahinter nicht parallel, sondern quer gestellt werden, um einen neuen Platz zu schaffen. Damit werde die bestehende Problemzone verfestigt, befürchten die Anwohner.

Bürger erwägen Initiative zu gründen

Der Stadt werfen sie zudem vor, diese verpasse die Chance, den Aufgang von der viel frequentierten Stadtbahnhaltestelle endlich beiderseits neu zu ordnen und deutlich attraktiver und offener zu gestalten. Tatsächlich ist der Bereich westlich der Bahn nicht Teil des aktuellen Bebauungsplan-Verfahrens. Weyer, Düx und Berger erwägen deshalb, kurzfristig mit einer Bürgerinitiative gegen die Pläne Front zu machen.

Allerdings gibt es durchaus Anzeichen einer Einigung. Wie Stefanie Zießnitz aus dem Presseamt berichtet, werde der Neubau der Sparkasse gegenüber dem Bestand sechs Meter von den Rolltreppen hinab zur Haltestelle zurückweichen und damit mehr Platz für ankommende und abfahrende Fahrgäste schaffen.

Auch mit dem Eigentümer westlich der Trasse sei man bereits im Gespräch. ProBonnum weist darauf hin, dass die Eingänge sowohl der neuen Sparkasse als auch des fünfgeschossigen Riegels mit Studentenappartements westlich davon zu dem vermeintlich dunklen Durchgang gelegt würden. „Der wird belebt sein und gut beleuchtet“, verspricht Falkenberg.

Überdies könne im Erdgeschoss die Polizei gegen eine ortsübliche Miete eigene Räume beziehen, um künftig vergleichbar mit der Innenstadtwache Gabi mehr Präsenz an dieser neuralgischen Stelle im Stadtteil zu zeigen. „Wir haben so etwas vorgesehen“, sagt Falkenberg. Die Verhandlungen darüber seien aber noch im Gange.

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