Kanalsanierung in Bonn Arbeiten an unterirdischen Bauabschnitten haben begonnen

BONN · Wie baut man einen Kanal, der genau unter der Autobahn 555 und dem Kreuz Bonn-Nord verläuft? Keine leichte Aufgabe, zumal allein 80 Meter davon nur 1,50 Meter unterhalb der Autobahntrasse verlaufen.

 Der Kranfahrer lässt eines der Kunststoffrohre in den Schacht auf dem Gelände von "Bonnorange" hinab. Unten werden die Teile dann Stück für Stück unter die Autobahn gepresst.

Der Kranfahrer lässt eines der Kunststoffrohre in den Schacht auf dem Gelände von "Bonnorange" hinab. Unten werden die Teile dann Stück für Stück unter die Autobahn gepresst.

Foto: Barbara Frommann

Die Stadt ist zufrieden, dass dieses Stück mittlerweile an fünf Wochenenden verlegt worden ist, ohne dass der Verkehr zu sehr behindert wurde. Nun geht es richtig in die Tiefe. Die restlichen 270 Kanalmeter werden derzeit unterirdisch verlegt.

Die Autobahn macht die Sache "so aufwendig und spannend", sagt Tiefbauamtsleiter Peter Esch. Sowohl an der Friedrich-Wöhler-Straße als auch auf dem "Bonnorange"-Gelände am Lievelingsweg befinden sich bis zu elf Meter tiefe Gruben, die mit Spritzbeton verkleidet sind. So gräbt man sich von zwei Seiten zum Ziel durch - der dritten Grube mitten im Autobahnkreuz. Die befindet sich in dem Ohr der Abfahrt von der Nordbrücke zum Verteilerkreis.

Bei der Sanierung des 85 Jahre alten Hauptsammelkanals ist die beauftragte Baufirma Sonntag auch auf einen Altkanal gestoßen, der letztlich entfernt werden musste. Dieses Stück war rund 17 Meter lang und größtenteils mit Sand verfüllt. Laut Stadt verlief der Ausbau aber ohne nennenswerte Verzögerungen.

Das Loch bei "Bonnorange" ist im März gegraben worden. Oben stapeln sich die gelblichen Kunststoffkanalrohre, die drei Meter lang sind und einen Durchmesser von 1,40 Metern haben. Etwa drei Stunden dauert es, bis eines davon unter der Erde liegt. "Das Rohr wird ins Erdreich gedrückt", erklärt Esch.

Die hydraulische Presse dafür ist unten in der Grube zu sehen. Dabei sitzt ein Arbeiter in der Röhre, um mit Maschinen das Erdreich wegzubohren - ein harter Job. Dann wird die Erde über eine Lore hinaustransportiert. Am Ende sind es 600 Kubikmeter, oder anschaulicher: rund 200.000 volle Schaufeln, wie Wolfgang Frömbgen, städtischer Oberbauleiter, sagt. Diese Mischung aus Sand und Kies sei gut zu bohren. "Wir haben hier auch kein Grundwasser." Die Erde wird neben der Grube zwischengelagert und kommt später auf die Deponie.

Ist ein Rohrstück unter der Erde, wird das andere mit seiner Dichtung einfach aufgesteckt. Und weiter geht es. "Solche Vorstöße gehen rein technisch rund 1000 Meter weit. Gängig sind aber zwischen 100 und 300 Metern", weiß Thomas Platten, Oberbauleiter bei Sonntag. Vier Zylinder und ein Kreiselkompass helfen, der Röhrenschlange im Erdreich eine Richtung zu geben. Denn sie macht unter dem Autobahnkreuz auch einen kleinen Knick. 45 Meter sind bereits verlegt.

An der Friedrich-Wöhler-Straße im Ortsteil Auerberg beträgt der Vorstoß nur rund 30 Meter. Dort wird unterirdisch klassischer Stollenbau angewendet. "Das ist weniger Aufwand", sagt Planer Jürgen Esch, übrigens nicht verwandt mit dem Tiefbauamtsleiter. So werde erst ein Stollen gegraben, in den die Rohre eingeführt werden. Sie sind an der Stelle allerdings ein kleines bisschen dünner, der Durchmesser beträgt einen Meter. Der Rohrvortrieb soll in drei Wochen abgeschlossen sein, so die Stadt. Das Ende der Arbeiten ist für November geplant.

Das Projekt in Zahlen

Die Stadt baut bis November zwischen der Friedrich-Wöhler-Straße und dem Betriebshof von "Bonnorange" einen 350 Meter langen Kanal. 240 Meter davon werden unterirdisch im Vortriebverfahren verlegt, wobei die GFK-Rohre (glasfaserverstärkter Kunststoff) einen Durchmesser von 1,40 Metern haben.

30 Meter erfolgen im klassischen Stollenbau. Dort und bei den 80 Metern dicht unter der A 555 beträgt der Rohrdurchmesser einen Meter. Es existieren drei Baugruben, zwischen neun und elf Metern tief - eine befindet sich in einem Ohr des Autobahnkreuzes. Die Baukosten liegen bei rund 1,4 Millionen Euro.

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