Diskussionsrunden geplant Architekten fordern Strategie zur Entwicklung Bonns

BONN · Der Bund Deutscher Architekten fordert eine Strategie zur Stadtentwicklung in Bonn. Einen Abriss der Oper lehnt der Verband ab.

Dem Bund Deutscher Architekten (BDA) fehlt in Bonn eine offene Diskussion und eine Strategie zur Zukunft der baulichen Stadtentwicklung. Der Ortsverband Bonn/Rhein-Sieg mit knapp 70 Mitgliedern will die Debatte darüber in den kommenden Jahren mit eigenen öffentlichen Veranstaltungen vorantreiben. Und schlägt in einem fünfseitigen Positionspapier schon einmal ein paar Pflöcke ein. „Zuallererst stellt sich die Frage nach einer nachhaltigen städtebaulichen Entwicklung der Stadt Bonn und der Region. Wie wollen wir künftig zusammen leben?“, sagte dazu Ines Knye, Vorsitzende des BDA Bonn-Rhein-Sieg.

Es gehe darum, das Gesicht der Stadt stärker herauszuarbeiten. Das Thesenpapier enthält Bewertungen zur derzeitigen Lage und Planungsideen. Neue Bauvorhaben für Wohnungen müssten „vielschichtige Wohnqualitäten abbilden“. Eine alte Forderung wiederholt der BDA in diesem Zusammenhang: die Gründung einer kommunalen Entwicklungsgesellschaft, die Bauprojekte nicht alleine nach Wirtschaftlichkeit bewertet. Die veränderten gesellschaftlichen Bedarfe seien stärker in den Blick zu nehmen, nämlich die Zunahme von Heimarbeitsplätzen in den eigenen vier Wänden. Für Bauprojekte fordern die Architekten Verfahren, um experimentelle Lösungen zu ermöglichen.

Die Kostenexplosion und Zeitverzögerungen bei der Sanierung der noch nicht fertiggestellten Beethovenhalle sehen Knye und ihre Mitstreiter als Beispiel dafür, „dass die Werthaltigkeit von Gebäuden in vielfacher Hinsicht in die Diskussion und auf den Prüfstand muss“. Zugleich spricht sich der BDA für den Erhalt der maroden Oper am Rhein aus. Es sei einerseits funktional, aber auch eine bauliche Skulptur. „Es gibt keinen Grund, hier über Abriss nachzudenken“, so der BDA. Ein neues Zweispartenhaus in Bad Godesberg nach Abriss der Stadthalle lehnt der Bund ebenso ab wie die Aufgabe der Kammerspiele.

Überhaupt müsse der Vorplatz der Oper und die dort liegende Treppe zum Rhein dringend neu gestaltet werden, der Zugang von der Innenstadt zum Rhein sollte nach Vorstellung der Architekten fußläufig und ebenerdig erreichbar sein. Ein barrierefreies Wassertaxi und eine Aufwertung der Flussufer seien sinnvoll, um den Strom besser anzubinden und zu nutzen. Eine Verbesserung der Achse City/Rhein sieht auch der Masterplan Innere Stadt vor. Stadtbaurat Helmut Wiesner hatte ende des Jahres dem GA gesagt, nach dem Beethovenjahr 2020 müsse die Aufarbeitung erfolgen und sprach von einem „neuen Gesicht“ zwischen Oper und Beethovenhalle.

Aus Sicht der Architekten ist die Entscheidung für ein neues Wasserland-Bad in Dottendorf richtig, eine Schwimmhalle mit einem Konzept für Schulschwimmen, Familien, Wellness und Freizeit fehle in Bonn bislang. Mit Blick auf leerstehende Gebäude, auch aus öffentlicher Hand plädiert Knye für Zwischennutzungen. Nachverdichtungen für Wohnungen seien dort vernünftig, wo es eine gute Nahverkehrsanbindung gebe. Zugleich müsse die Stadt Grünflächen, die der Erholung dienen, vor weiterem Zugriff sichern.

Der BDA lädt am Freitag, 21. April, ein, um über die Umwidmung der Poliklinik zu diskutieren. Um 10 Uhr ist Treffpunkt an der Haltestelle Wilhelmplatz. Anmeldungen über www.vhs-bonn.de.

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