Aus für Paulus-Seniorenheim Areal in Endenich soll verkauft werden

Endenich · Die Tage des Paulus-Heimes in Endenich sind gezählt. Das Traditionshaus an der Sebastianstraße soll geschlossen und samt dem rund 20 000 Quadratmeter großen Areal in bester Wohnlage verkauft werden. Das bestätigte gestern der Träger des Seniorenpflegeheimes, die Alexianer GmbH, die zum katholischen Orden der Alexianerbrüder gehört.

Offen ist noch der genaue Zeitpunkt, an dem das Pflegeheim seine Pforte schließen wird. Im Haus werden zurzeit rund 100 Bewohner betreut, noch einmal die gleiche Zahl an Personen hat dort einen Arbeitsplatz. Entlassen werde aber niemand, versicherte Birgit Boy, Geschäftsführerin der Alexianer Bonn/Rhein-Sieg GmbH, die neben dem Bonner Haus zwei Seniorenheime in Siegburg betreibt. Im November kommt ein weiteres in Troisdorf dazu. Ein Neubau mit 89 Plätzen sowie 19 Wohnungen, in dem die Mitarbeiter sowie - falls gewünscht - auch die Bewohner aus Endenich unterkommen können.

Boy legt Wert auf die Feststellung, es handle sich beim Paulus-Heim nicht um eine Betriebsschließung, sondern um eine Verlagerung. "Wir müssen die Betriebsstätte schließen", erklärte Boy, "weil sie unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten auf Dauer nicht fortgeführt werden kann." Sie sei schon jetzt defizitär.

Seit der letzten Pflegesatzverhandlung im vorigen Sommer sei klar gewesen, "wir können die Immobilie nicht länger halten". Darüber habe man inzwischen auch die Stadt Bonn als Heimaufsicht informiert. Hintergrund: Nach neuen Landesvorgaben müssen sämtliche Seniorenheime bis 2018 80 Prozent Einzelzimmer vorhalten. Dies sei im Paulus-Heim nach eingehender Prüfung nicht zu realisieren, sagte Boy.

Sie verspricht, kein Bewohner werde "rausgeschmissen", der Leerzug solle sukzessiv erfolgen. Zu Plänen, was mit dem Areal geschehen soll, könne sie noch nichts sagen. Die GmbH habe einen Makler beauftragt, es gebe bereits Interessenten. Näheres will sie am Montag, 18. März, bei einer Infoveranstaltung für Bewohner und Angehörige mitteilen. Bei Neuaufnahmen wird Boy zufolge in letzter Zeit auf die Schließung hingewiesen. Einige hätten trotzdem einen Vertrag abgeschlossen.

In Endenich ist die Nachricht vom Aus für das Paulus-Heim längst rund und sorgt für große Unruhe. Angehörige haben bereits Handzettel verteilt, auf denen sie vor einer Übernahme des Areals durch Wohnungsbau-"Heuschrecken" warnen. Viele haben kein Verständnis für die Schließung des Hauses, das Ende der 1980er Jahre noch aufwendig umgebaut worden war.

Seine Geschichte als Pflegeeinrichtung reicht zurück bis zur Gründung der Heil- und Pflegeanstalt 1844 im heutigen, benachbarten Schumann-Haus. Dort verbrachte der Komponist Robert Schumann seine letzten Tage. In dem Gebäude befindet sich heute die städtische Musikbibliothek.

"Ich bedauere sehr, dass das Paulus-Heim Geschichte sein wird", sagte Pfarrer Alfons Adelkamp von der katholischen Pfarrgemeinde Maria Magdalena. Sozialdezernentin Angelika Maria Wahrheit bestätigte gestern dem GA, "der Träger des Paulus-Heimes hat uns mitgeteilt, dass er seine Betriebsstätte bis 2018 verlagern möchte." Die Frage, wie die 100 Pflegeplätze in Bonn denn kompensiert werden können, ließ sie unbeantwortet.

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