Artenvielfalt im Baumschulwäldchen Die Stadt sucht nach dem richtigen Baum fürs Bonner Klima
Bonn · Der Klimawandel setzt einigen Bäumen mehr zu als anderen. Die Stadt Bonn testet deshalb unterschiedliche neue Arten, zum Beispiel im Baumschulwäldchen in der Weststadt.
Zu warm und zu trocken: Viele Bäume im Stadtgebiet leiden unter den klimatischen Veränderungen. Wie die Stadt darauf beim Pflanzen neuer Bäume reagiert, erklärt Detlev Schröter vom Amt für Umwelt und Stadtgrün bei einem von der VHS Bonn organisierten Rundgang durch das Baumschulwäldchen.
Neu ist das Thema für die Stadt nicht: „Im Baumpflegebereich beschäftigen wir uns seit 15 bis 20 Jahren mit dem Klimawandel“, sagt Schröter. Über 100.000 Bäume werden von der städtischen Baumpflegekolonne regelmäßig erfasst und kontrolliert. Etwa 140 von ihnen stehen im Baumschulwäldchen. Mit einem stolzen Alter von 155 bis 160 Jahren ist die Esskastanie der älteste Baum in diesem Park und mit einem Umfang von 6,40 Meter auch einer der Dicksten im gesamten Bonner Stadtgebiet.
Auch mit Hitze kann die Esskastanie gut umgehen. Die weißblühende Kastanie, die im Park am stärksten vertreten ist, hat damit dagegen große Probleme: Viele Äste vertrocknen. „Weißblühende Kastanien weiter zu pflanzen, macht keinen Sinn mehr“, erklärt Schröter. Stattdessen setzt die Stadt seit zehn bis 15 Jahren im Baumschulwäldchen auf Vielfalt: „Wir haben die Zahl der Baumarten von einem Dutzend auf über 40 erhöht“, berichtet Schröter.
Unter den neuen Baumarten sind viele, die erstmals auf Bonner Stadtgebiet gepflanzt wurden. Im Laufe der Zeit wolle man genau verfolgen, welche sich gut und welche sich weniger gut entwickeln. „Wir müssen für unser Bonner Klima selbst herausfinden, welche Baumart die richtige ist“, erklärt Schröter.
Weißer Anstrich als Sonnenschutz für Bäume
Zu den neuen Bäumen im Park zählen auch zwei Weißeschen aus Nordamerika, deren Stämme weiß angestrichen sind. „Das ist für die Bäume quasi ein Schutz vor Sonnenbrand“, sagt Schröter. Ist die Sonneneinstrahlung zu intensiv, besteht die Gefahr von Rissen am Stamm. Gleditschien, auch Lederhülsenbäume genannt, findet man jetzt ebenfalls im Baumschulwäldchen. Mit ihren lederartigen Blättern können sie Wasser gut speichern.
Weitere widerstandsfähige Arten im Baumbestand sind ein Feldahorn und eine Blumenesche bei. „Der Feldahorn ist die einzige heimische Baumart, die ich zu 100 Prozent empfehlen kann, da sie relativ resistent ist“, sagt Schröter. Zufrieden ist er auch mit der Entwicklung der Blumenesche: „Mit dieser Baumart haben wir bisher kaum Probleme.“
Nicht ganz zufrieden ist Schröter mit dem Abstand der neu gepflanzten Bäume: „Die stehen teilweise schon zu eng zueinander.“ Zudem müsse man darauf achten, dass die Bäume nicht zu tief gepflanzt werden, da sonst Wurzeltriebe entstehen. Der Standort muss laut dem städtischen Angestellten wohlüberlegt sein, denn jeder Baum braucht zum Wachsen genug Platz und ausreichenden Sauerstoffgehalt im Boden. Direkt am Straßenrand seien diese Voraussetzungen nicht gegeben.
Kritisch sieht Schröter auch den Bau neuer Häuser neben dem Baumschulwäldchen. Durch die Bodenverdichtung werde die Luft- und Wasserversorgung des Bodens und damit auch der Bäume eingeschränkt. „Bäume ernähren sich von aufsteigendem Grundwasser. An einem warmen Sommertag verbraucht ein großer Baum im Stadtgebiet 400 Liter Wasser“, sagt Schröter.