Bonner Psychiater angeklagt Arzt soll unter 16 Alias-Namen Krankenkassen betrogen haben

BONN · Wenn es stimmt, was die Staatsanwaltschaft einem Psychiater aus Bonn vorwirft, dann ist der 36-jährige ein Erzbetrüger.

Die Ermittler werfen ihm vor, unter immer neuen Identitäten bei privaten und gesetzlichen Krankenversicherungen Verträge abgeschlossen zu haben, um mit gefälschten Unterlagen Krankengeld zu kassieren. Nun wurde der Arzt wegen 13-fachen Betruges und Fälschung in elf Fällen angeklagt.

Wie Behördensprecherin Monika Volkhausen am Dienstag mitteilte, ist der 36-Jährige als Honorararzt und Angestellter in Kliniken außerhalb Bonns tätig, lebt aber in der Bundesstadt. Ab Dezember 2012 soll der Psychiater mit verschiedenen Maschen bei Versicherern auf Beutezug gegangen sein. Denn für seinen laut Volkhausen luxuriösen Lebensstil reichte sein Gehalt nicht. Der Mann besitze allein fünf Autos im Wert von mindestens 300.000 Euro.

So kam er laut Anklage auf die Idee, bei privaten Versicherungen Verträge abzuschließen, fälschte Atteste über angebliche langwierige Erkrankungen und Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen und legte überhöhte Steuerbescheide vor, um mehr Krankengeld zu kassieren. Mit derselben Masche soll er auch auf den Namen einer befreundeten Ärztin bei mehreren Versicherungen zu kassieren versucht haben. Eine weitere Masche: Er gründete laut Volkhausen eine GmbH auf den Namen seiner Ehefrau, die nur einem Zweck diente: die Kassen zu betrügen.

Denn dort meldete er sich laut Anklage unter mindestens 16 Alias-Namen an und gaukelte dauerhafte Arbeitsunfähigkeit wegen psychischer Erkrankungen wie Schizophrenie und Depressionen vor, um das Krankengeld zu kassieren. Um seine Fälschungen glaubhafter zu machen, trieb er sich laut Volkhausen in den Bonner Unikliniken herum, benutzte dort Computer, Telefone und Faxgeräte für Mitteilungen an die Versicherungen. In der Uniklinik hat er Hausverbot.

Er benutzte Telefone und Computer in der Uniklinik

Manche Versicherer schickten ihn wegen der angegebenen Dauererkrankungen zwecks Begutachtung zu Vertrauensärzten, und auch wenn der angeblich psychisch kranke Angeklagte manchem Kollegen etwas seltsam vorkam, als Betrüger enttarnte ihn keiner.

Dem 36-Jährigen wurden meist ernsthafte medizinische Probleme attestiert. Ein Kollege hielt ihn für dauerhaft arbeitsunfähig, ein anderer für so gut wie geheilt. Laut Volkhausen richtete der 36-Jährige insgesamt 90.000 Euro Schaden an, und es sei nur deshalb nicht mehr, weil die meisten Assekuranzen misstrauisch wurden und nicht zahlten.

Anfang 2014 warnte die Korruptionsstelle des BKK-Landesverbands vor ihm: Diese Person hat mindestens 16 Alias-Namen. Im Frühjahr 2014 wurde sein Haus durchsucht, und die Ermittler stellten fest: Auch die unter seiner Adresse gemeldete Praxis der befreundeten Ärztin gibt es nicht.

Laut Anklage soll er als Psychiater und Neurologe tätig sein

Gegen sie wird nun auch ermittelt. Der 36-Jährige praktiziert laut Volkhausen nach wie vor. Die Bezirksregierung habe sogar überprüft, ob der Bonner überhaupt Arzt sei und sei zu dem Ergebnis gekommen, dass seine Zeugnisse echt seien. GA-Recherchen im Internet zufolge hat er 2005 promoviert.

Laut Anklage soll er seitdem als Psychiater und Neurologe tätig sein. Wie Oberstaatsanwältin Volkhausen weiter mitteilte, droht dem 36-Jährigen noch mehr Ungemach: Gegen ihn laufen weitere Ermittlungen - nicht nur in Bonn. Auch andere Staatsanwaltschaften wie Köln ermitteln gegen ihn. Laut Volkhausen benahm er sich im hiesigen Ermittlungsverfahren psychisch auffällig. Ob Masche oder ernste Erkrankung muss nun das Bonner Amtsgericht klären.

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