Burschenschaft Raczeks in Bonn Attacke mit Flaschen und Steinen

Bonn · Der jüngste Angriff auf die Bonner Burschenschaft Raczeks wirft ein Licht auf die gewaltbereite linksextreme Szene in der Stadt. Bereits mehrfach hatte es vor dem Haus der Burschenschaft Demonstrationen gegeben.

Es war nicht der erste nächtliche Besuch, den die Alte Breslauer Burschenschaft der Raczeks von Angehörigen der linksautonomen Szene erhalten hat. Doch die Attacke von Sonntagnacht dürften die Hausbewohner so schnell kaum vergessen. Wie die Polizei am Montag bestätigte, versuchte sich eine Gruppe unter Androhung von Prügel gewaltsam Zugang in das Haus zu verschaffen. Ein Teil der Tatverdächtigen wurde später von der Polizei dingfest gemacht. Sie saßen in einer benachbarten Kneipe beim Bier zusammen.

Die schwere Eichentür des denkmalgeschützten Hauses hielt nicht mehr Stand, als sich die Gruppe von außen mit aller Kraft dagegen stemmte. Zu diesem Zeitpunkt hatte die Polizei ihren ersten Einsatz an der Johannes-Henry-Straße bereits hinter sich. Während drinnen eine Veranstaltung lief, hatte es geklingelt. „Draußen standen vier Leute und wollten eine Prügelei anzetteln“, schildert ein Mitglied das Geschehen.

Verdächtige waren nur teilweise aus Bonn

Nach einem kurzen Gerangel an der Tür schloss diese sich für die ungebetenen Besucher wieder. Die aber kehrten eine Stunde später zurück – und zwar mit Verstärkung. Nach Angaben der Burschenschaft warfen sie mit Steinen, Flaschen und Gläsern. Wieder kam es zur Rangelei, wieder landeten die Störer auf der Straße, und wieder erschien die Polizei. Die nahm den Schaden auf, folgte dem Hinweis eines Taxifahrers und traf einige der mutmaßlichen Randalierer in einer nahen Kneipe. „Die Verdächtigen stammen nur teilweise aus Bonn“, sagte am Montag ein Polizeisprecher. Hintergrund und Beweggründe der Angreifer sind im konkreten Fall zwar noch unklar. Allerdings haben nicht zuletzt die Parolen der Randalierer den Staatsschutz auf den Plan gerufen.

Angriffe gegen studentische Korporationen sind ein altes Phänomen. Wie in anderen Universitätsstädten gehören auch in Bonn Kampagnen, Sprechchöre, Farbanschläge und Sitzblockaden seit Jahren zum Erfahrungsschatz von Studentenverbindungen. Dass ausgerechnet die Alte Breslauer Burschenschaft der Raczeks, benannt nach einem Stammlokal in ihrer ursprünglichen Universitätsstadt, besonders oft zum Ziel von Angriffen wird, hängt mit ihrem exponierten Ruf als „Rechtsausleger“ innerhalb des burschenschaftlichen Milieus zusammen.

Rechte Aktivisten und Antifa-Gruppen

Wähnt man sich innerhalb des Hauses mit der ockerfarbenen Fassade in der Tradition der demokratischen Rechten, so haben nicht zuletzt ihre ablehnende Haltung zur Aufnahme von Mitgliedern mit ausländischen Wurzeln in den Dachverband Deutsche Burschenschaft (DB) und dessen darauf folgenden Spaltungserscheinungen dazu geführt, dass die Raczeks von der linksradikalen Szene endgültig in den Reigen der „Lieblingsfeinde“ aufgenommen wurden. Dass der „Kampf gegen Rechts“ mitunter durchaus mit „handfesten“ Argumenten ausgetragen wird, wissen nicht nur Burschenschafter.

Auch Organisatoren von Pegida-Veranstaltungen wie die rechte Aktivistin Melanie Dittmer wurden in Bonn bei verschiedenen Übergriffen verletzt. Der Bonner Skandalautor Akif Pirincci und die hiesige Alfa-Chefin Andrea Konorza erlebten in diesem Jahr Farbbeutelanschläge auf ihre Häuser. Einschlägige Internetforen werfen ein Licht auf eine diffuse Szene, deren Dunstkreis von lose organisierten Antifa-Gruppen über surreal anmutende Anarchistenkreise bis hin zum offen gewaltbereit operierenden „Schwarzen Block“ reicht.

Polizei sieht die Lage entspannt

Die „Antikapitalistische Aktion Bonn“ teilte 2015 im Internet nach den Krawallen rund um die Eröffnung der neuen EZB-Zentrale in Frankfurt selbstbewusst mit, diese seien eine „Generalprobe“ für den G-7-Gipfel gewesen. Und auf Plakaten zum Ausdrucken stand geschrieben: „Ins Herz der Bestie! Den G-7-Gipfel stürmen!“ Als zuvor mit steckbriefartigen Plakaten und den Worten „Wanted“ und „Mörder“ subversiv nach Oberst Georg Klein „gefahndet“ wurde, zeichneten ebenfalls die Bonner „Antikapitalisten“ verantwortlich.

Vergleichsweise unaufgeregt wirkt da die aktuelle Lageeinschätzung der Bonner Polizei: „Eine gefestigte linke Szene ist nach unserer Erkenntnis in Bonn nicht vorhanden und zahlenmäßig nicht festlegbar“, so ein Sprecher. „Vereinzelt“ komme es immer wieder zu Straftaten, die Linksextremen zugeordnet werden könnten, etwa Sachbeschädigung, Körperverletzungen und Beleidigungen bei Demonstrationen.

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