Bahnlärm-Demonstration Auch CDU-Politiker kritisieren OB Nimptsch wegen seiner Wortwahl

BONN · Ein politisches Nachspiel hat die Demonstration gegen Bahnlärm am Sonntag auf dem Bonner Markt. Nach heftiger Kritik des FDP-Landtagsabgeordneten Joachim Stamp an Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch (SPD) wegen dessen Rede vor rund 1000 Demonstranten, machten am Montag auch Rhein-Sieg-Landrat Frithjof Kühn (CDU) und der CDU-Bundestagsabgeordnete Erwin Rüddel (Kreis Neuwied) ihrem Ärger über die Wortwahl von Nimptsch Luft.

Der OB habe in einer "schreienden Wahlkampfrede" die Bahn und die Bundesregierung verunglimpft und damit der Sache und dem überparteilichem Anliegen der Bahn-Lärmgegner schweren Schaden zugefügt, beklagen sie.

Dabei ist allerdings umstritten, was Nimptsch wirklich gesagt haben soll. Laut Stamp soll der OB der Bahn "Folter" und "Menschenrechtsverletzung" vorgeworfen haben, was Nimptsch gestern in einer Presseerklärung bestreitet. "In meiner Rede gab es, anders als behauptet, keine Hinweise auf Folter und Menschenrechtsverletzung - diese Aussagen stammen von meinem Vorredner, der für die überparteiliche Initiative gesprochen hat", stellte Nimptsch klar. Z

Zutreffend sei, dass er in Anlehnung eines Zitates seines hessischen CDU-Kollegen Egbert Opheys zum Thema Bahnlärm ebenfalls die Formulierung "menschenverachtende Züge" benutzt habe. Zudem habe er auch nicht dazu aufgerufen, die Bundesregierung abzulösen, sondern er habe lediglich erklärt, "dass wir niemanden wählen werden, der weiter mit einer technischen

Infrastruktur des 19. Jahrhunderts, mit rollendem Material aus der Mitte des 20. Jahrhunderts den Güterverkehr des 21. Jahrhunderts bewegen will."

Unabhängig davon bleibt Kühn bei seiner Kritik an Nimptsch. "Die Rede Nimptschs war unangemessen und eindeutig parteipolitisch geprägt", so Kühn, obwohl es sich um eine Demonstration von Bürgerinitiativen handelte, die sich ausdrücklich überparteilich organisiert haben.

"Wenn ich vorher gewusst hätte, dass er sich so äußern würde, wäre ich erst gar nicht zur Veranstaltung gekommen", kritisierte der Landrat. Im übrigen müsse der OB sich fragen, was denn die Vorgängerregierungen, an denen auch die SPD beteiligt war, gegen den Bahnlärm unternommen hätten.

Diplomatisch äußerte sich Gerd Kirchhoff zu Nimptschs Auftritt: "Ich gebe zu, dass seine sehr wahlkämpferische Rede weit über das hinaus ging, was wir von einem Grußwort des Oberbürgermeisters erwartet hatten", sagte der Sprecher der Bürgerinitiativen gegen Bahnlärm.

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