Bonner Dienstleistungszentrum Auch mit Reservierung müssen viele warten

BONN · Zwei Wochen nach Einführung der verpflichtenden Terminreservierung für Besuche im neuen Dienstleistungszentrum der Stadt Bonn im Stadthaus fällt die Bilanz durchwachsen aus. Die Stadt selber spricht von einem holprigen Start. Hauptkritikpunkt der Bürger: Trotz Terminreservierung müssen viele immer noch zu lange Wartezeiten in Kauf nehmen.

Es ist Montag, kurz vor 11 Uhr: Die Situation ist wie an den meisten Tagen, seitdem das neue Dienstleistungszentrum neben dem Stadthausfoyer eröffnet hat. Der Wartebereich ist überfüllt. Vor dem mit nur einer Mitarbeiterin besetzten Info-Schalter hat sich eine Warteschlange gebildet, die bis nach draußen reicht.

Die Luft ist zum Schneiden dick, die Stimmung angespannt. Manche Besucher, die offensichtlich ohne Terminreservierung angereist sind, machen beim Anblick der Wartenden auf dem Absatz kehrt. Als der Zeiger 11.04 Uhr anzeigt, kommt eine Frau abgehetzt an. Die Frau, die namentlich nicht genannt werden will, hat online für 11 Uhr einen Termin reserviert und sorgt sich jetzt, dass sie ihn verpasst hat. Sie zeigt einer anderen Kundin ihre Nummer. Die kann die Frau beruhigen: "Nein, Ihre Nummer war noch nicht dran, meine auch nicht und ich habe ebenfalls um 11 Uhr einen Termin", sagt sie. 25 Minuten später werden beide aufgerufen. Auch die Nummer von Student Sven Mandt blinkt auf der Anzeigetafel auf. Er freut sich, dass er nach nur 15 Minuten Wartezeit dran ist.

Zwei positive Beispiele. Aber an dem Vormittag gibt es auch nicht wenige, die deutlich länger warten müssen. Wie ein Mann, der sein Auto anmelden will. Er wartet schon mehr als eine Stunde, sagt er. "Ich frage mich, was der Mist hier bringen soll", schimpft er und erntet von anderen um ihn herum Zustimmung.

Wer keinen Internetzugang hat und telefonisch einen Termin reservieren möchte, muss sich ebenfalls in Geduld üben. Die dafür von der Stadt angegebene Rufnummer 0228/776677 ist nämlich dauerbesetzt, wie Anrufversuche zu den unterschiedlichen Zeiten ergeben. Wer ohne Reservierung anreist, erhält am Info-Schalter vielleicht noch einen Termin für den selben Tag, muss dann aber unter Umständen weit mehr als eine Stunde warten.

"Grundsätzlich greift das neue System der Terminvereinbarung, wir sind aber mit der jetzigen Situation nicht zufrieden", räumt denn auch Vize-Stadtsprecher Marc Hoffmann ein. "Man muss auch bedenken, dass wir noch Erfahrungswerte sammeln müssen." Hinzu komme, dass durch die Feiertage im Mai weniger Termine zur Verfügung standen. Außerdem trage ein erhöhter Krankenstand sein Übriges zum derzeitigen Zustand bei. Aber: Die Stadt will der Kritik der Bürger Rechnung tragen. Bereits im Laufe der nächsten Woche soll die Hotline für die Termin-Reservierung personell verstärkt werden.

Auch die Situation am Info-Schalter werde entzerrt. Kommende Woche soll im Dienstleistungszentrum ein weiterer Schalter besetzt werden, der dann allein für die EC-Karten-Zahlung und die Dokumenten-Abholung bestimmt sei. "Wir gehen davon aus, dass sich durch diese Maßnahmen die Situation im Wartebereich entspannt und sich die Schlange deutlich verkürzt", sagt Hoffmann. Die Stadt wolle zudem in den nächsten Monaten einen WLan-Hotspot im Warteraum einrichten .

Das neue Dienstleistungszentrum besteht aus dem Bürgeramt, Führerschein- und Kfz-Zulassungsstelle. Die Terminvergabe erfolgt online unter www.bonn.de/@termine und der Rufnummer 0228/776677. Die Stadt weist darauf hin, dass am Freitag nur Besucher mit reservierten Terminen bedient werden können.

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