Heizungsausfall in Bonn Auf dem Brüser Berg frieren Mieter

Bonn · Der Skandal um Vonovia-Wohnungen weitet sich aus. Weitere 80 Mieter sind ohne Heizung. Kalt ist es auch in Tannenbusch.

Die Mieter von Vonovia frieren, und das nicht nur, wie berichtet, in Bad Godesberg. Auch auf dem Brüser Berg funktionieren die Heizungen in den Häusern der Wohnungsbaugesellschaft nicht. Die Bewohner sind verzweifelt.

Und Gottfried Conrad ist entsetzt: „Was die Vonovia mit uns macht, grenzt schon fast an Körperverletzung“, echauffiert sich der Sprecher der Mieter der Marie-Curie-Straße auf dem Brüser Berg.

Wie die anderen Bewohner von etwa 80 Wohneinheiten sitzt Conrad seit Montag in einer eiskalten Wohnung. „Es ist kaum auszuhalten“, sagt er. „Wärmer als maximal 18 Grad wird es nicht.“ Daran wird sich so schnell auch nichts ändern. „Wir modernisieren die Heizungsanlage und tauschen die Heizkörperventile in den Wohnungen. Die Arbeiten werden wir voraussichtlich zum Ende nächster Woche fertigstellen“, erläuterte Bettina Benner von der Wohnungsbaugesellschaft.

Auch Renate Krohn friert in ihrer Zweizimmerwohnung im Haus Nummer 8: „Seit vier Jahren funktioniert die Heizung nicht richtig. Wir hatten immer wieder Komplettausfälle. Aber so wir jetzt war es noch nie.“ Zwar könne man die Zimmer mit einem Heizlüfter für kurze Zeit aufwärmen. „Aber nach zwei Stunden ist es wieder eiskalt. Das ist in der Früh ganz besonders schlimm“, ergänzt die Mieterin. Zudem würden die Lüfter, die Vonovia verteilt hat, sehr unangenehm riechen. „Nach altem Staub und heißem Plastik. Hätte ich das früher gewusst, dann wäre ich weggefahren“, ärgert sie sich.

Für Conrad ist besonders ärgerlich, dass die Mieter im Kalten sitzen und gleichzeitig mit einer Mieterhöhung rechnen müssen. „Im Juli erhielten wir die Information, dass die alte Heizungsanlage ersetzt wird. Diese Maßnahme wird wegen des Einbaues eines Gas-Brennwertkessels und des hydraulischen Abgleichs als Modernisierung bezeichnet. Deshalb wurden wir informiert, dass nach Inbetriebnahme die Mieten angehoben werden“, klagt er.

Anlage hat 20 Betriebsjahre auf dem Buckel

Dass nach rund 20 Betriebsjahren die Anlage erneuert werden muss, das könne man nachvollziehen. „Weshalb der Austausch allerdings nicht in den Sommermonaten erfolgte, ist unbegreiflich. Weshalb jetzt, bei diesen Außentemperaturen? Für mich als Mieter ist entscheidend, dass ich eine heizbare Wohnung nutzen kann“, ergänzt der Sprecher. „Am härtesten trifft die Kälte ältere Bewohner und Familien mit Kleinkindern, die sich tagsüber nicht in Büros aufwärmen können. So darf einer der größten Vermieter in Deutschland nicht mit der Gesundheit von Menschen umgehen“, erklärt Conrad.

Kalt ist auch Familie Al Rashdan in ihrer Vonovia-Unterkunft im Brieger Weg in Tannenbusch. Dort hat die Gesellschaft rund 130 Mieteinheiten. „Wir haben bereits alle eine Erkältung“, beklagt die Mutter von vier Kindern. „Wir werden uns jetzt an die Mieterberatung wenden.“ Denn bisher habe die Gesellschaft nicht auf Telefonate, Briefe oder Mails reagiert. „Wie sollen wir uns sonst wehren?“, fragt sie. „Die Heizungsanlage im Brieger Weg wurde wieder in Betrieb genommen. Leider haben wir hier noch ein Leck in der Anlage, so dass wir eine Ortung durchführen“, ist die Erklärung des Vermieters.

Keine Antwort bekommen

Pullover, Hose und zwei Decken – „so sind wir eineinhalb Wochen lang abends ins Bett gegangen“, berichtet auch Hugo Soares, der in der Wilhelm-Flohe-Straße in Pützchen wohnt. Denn auch in dieser Vonovia-Wohnung wurde die Heizung ausgetauscht. „Teilweise hatten wir nur zehn Grad in unserem Dachgeschoss“, berichtet er. Mittlerweile würde die Heizung zwar wieder arbeiten, doch „die Fenster sind so undicht und marode, dass es selbst bei höchster Thermostateinstellung nicht warm wird.“ Wenn er sich bei der Verwaltung beschweren wollte, hing er nach eigener Aussage mehr als eine Stunde in einer Warteschleife. „Eine Antwort haben wir trotzdem nicht bekommen“, ärgert er sich. Deshalb will er sich jetzt beraten lassen, um sich zu wehren.

„Mit über 5000 Wohnungen gehört Bonn zu unseren TOP-25- Standorten“, so Sprecherin Benner. „Wir bekennen uns zu diesem Standort und haben auch hier eine Investitions- und Modernisierungsstrategie. Wir investieren nachhaltig in unseren Bestand. Es ist natürlich in unserem Interesse, dass sich unsere Mieter wieder schnell in ihren Wohnungen zu Hause fühlen. Die Unannehmlichkeiten bedauern wir sehr, es tut uns leid.“

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