Rückkehr zum G9-Modell Auf den Doppeljahrgang folgt in NRW die Abi-Lücke

Bonn · Bei der Umstellung auf G8 gab es 2013 in NRW einen doppelten Abschlussjahrgang, 2026 folgt das Gegenteil. Dieser Abiturjahrgang bildet die Lücke zwischen dem letzten G8-Jahrgang und dem ersten G9-Jahrgang. Experten sprechen von einer Abi-Lücke.

Insgesamt gibt es 625 Gymnasien in Nordrhein-Westfalen, 114 davon werden in freier Trägerschaft geführt. Grundsätzlich sollen alle Schulen wieder zum Abitur nach neun Jahren zurückkehren, haben aber die Möglichkeit, sich für eine Fortführung des G 8-Modells zu entscheiden. Dazu muss die Schulkonferenz, die sich zu gleichen Teilen aus Schülern, Eltern und Lehrern zusammensetzt, mit mindestens einer Zweidrittelmehrheit für das Abitur nach acht Jahren stimmen. NRW folgt damit anderen Bundesländern, die ebenfalls zum alten Modell zurückgekehrt sind.

In Hessen können Gymnasien und kooperative Gesamtschulen seit dem Schuljahr 2013/2014 frei zwischen den beiden Varianten wählen. Die Mehrheit hat sich für eine neunjährige Gymnasiallehre entschieden. In Baden-Württemberg ist seit 2004 das Abitur nach acht Jahren die Regel, 44 Modellschulen testen jedoch G 9. Auch Niedersachsen hat 2015 wieder G 9 eingeführt. Bayern hat im vergangenen Jahr die Rückkehr zum neunjährigen Gymnasium beschlossen, ab dem neuen Schuljahr greift dort ebenfalls die Umstellung. In Rheinland-Pfalz gab es bisher nie ein flächendeckendes G 8-Modell.

Vermutlich weniger Studenten im Jahr 2026

Einen Sonderfall wird das Jahr 2026 in Nordrhein-Westfalen darstellen. Gab es 2013 einen doppelten Abschlussjahrgang, folgt 2026 das Gegenteil. Dieser Abiturjahrgang bildet die Lücke zwischen dem letzten G 8-Jahrgang und dem ersten G 9-Jahrgang. Experten sprechen hier von einer Abi-Lücke. Da sich voraussichtlich nur wenige Schulen für einen Verbleib der achtjährigen Ausbildung entscheiden werden, wird der Abiturjahrgang vergleichsweise schwach ausfallen. Die Abiturprüfungen würden demnach nur die Schüler ablegen, die eine Schule mit G 8-Modell besuchen sowie Schüler von Gesamtschulen und Berufskollegs mit Wirtschaftsabitur.

Die Universität Bonn stellt sich für das Jahr 2026 auf weniger Studenten ein, die zum Wintersemester 2026/2027 ein Studium beginnen werden. Fächer mit einem hohen Numerus Clausus seien voraussichtlich nicht stark betroffen. „Mit Blick auf die Situation, die sich nach der Umstellung von G 9 auf G 8 ergab, wird aber auch 2026 damit gerechnet, dass auch in diesem Fall eine gewisse Verteilung über mehrere Jahre zu verzeichnen sein wird“, erklärt Karin Holm-Müller, Prorektorin für Studium und Lehre der Uni Bonn. Zudem kämen auch viele Studienanfänger aus benachbarten Bundesländern, vor allem aus Rheinland-Pfalz, für ihr Studium nach Bonn. Eine geringe Zahl an Erstsemestern biete aus Sicht der Uni aber auch Vorteile, beispielsweise durch eine bessere Betreuungssituation, wie Holm-Müller erklärt.

Seit Anfang des Jahres erstellen Experten die Lehrpläne für den G 9-Unterricht . Darin sollen vor allem zwei Themen in den Fokus rücken: Das Lernen mit digitalen Medien und die politik-ökonomische Bildung. Digitale Medien sollen dann in allen Unterrichtsfächern vermehrt zum Einsatz kommen, mit dem Themenkomplex Politik und Wirtschaft sollen sich vor allem die Oberstufenschüler künftig intensiver beschäftigen.

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