Radverkehr in Bonn Auf der Breite Straße haben Radler jetzt Vorfahrt

Bonn · Der Bonner Verkehrsdezernent hat eine neue Fahrradstraße in der Altstadt eröffnet. Manche Autofahrer können mit den Schildern nichts anfangen.

 Ein klares Zeichen für Autofahrer: Ab jetzt zeigen Piktogramme auf dem Kopfsteinpflaster an, dass Radler auf der Breite Straße das Hausrecht haben.

Ein klares Zeichen für Autofahrer: Ab jetzt zeigen Piktogramme auf dem Kopfsteinpflaster an, dass Radler auf der Breite Straße das Hausrecht haben.

Foto: Dennis Sennekamp

Ganz gemächlich treten zwei Fahrradfahrer auf der Breite Straße in der Altstadt in die Pedale. Sie fahren nebeneinander her und unterhalten sich. Plötzlich heult ein Motor auf, eine schwarze Limousine biegt in die Straße, der Fahrer hupt. Erschrocken hechten die zwei Radler an den Straßenrand. Die Limousine zieht mit hoher Geschwindigkeit an ihnen vorbei, die Radfahrer fluchen lautstark. Mit solchen Situationen soll jetzt Schluss sein: Gestern erklärte Verkehrs- und Umweltdezernent Helmut Wiesner die Breite Straße offiziell zur Fahrradstraße.

Schilder an den Einfahrtswegen und etliche Piktogramme weisen alle Verkehrsteilnehmer darauf hin, dass hier ab jetzt die Radfahrer das Hausrecht haben. „Ich bin sehr froh darüber, dass wir das Fahrradstraßenkonzept hier ein Stück weiter umgesetzt haben“, sagt Wiesner bei der Einweihung der neuen Radelzone.

Auch der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) freut sich, immerhin liegt das Hauptquartier des Vereins in der Breite Straße. „Wir sind grundsätzlich sehr zufrieden damit, dass wir nun eine durchgängige Fahrradstraße direkt vor unserer Haustür haben“, sagt Werner Böttcher vom ADFC. „Doch wir fordern einiges mehr.“ So wünscht sich der Club unter anderem eine Vorfahrtsberechtigung auf Fahrradstraßen, mehr Tempokontrollen und die Aufklärung von Autofahrern. Viele wüssten gar nicht, was Fahrradstraßen sind, so Böttcher.

„Darüber hinaus sollen die Lücken geschlossen werden“, sagt Böttcher. Die Fahrradstraßen gebe es nämlich nur vereinzelt. Ziel solle aber sein, ein gesamtes Netz zu installieren, um die Zahl der Autofahrer in der Stadt so weit wie möglich zu reduzieren. Bislang gibt es 25 Fahrradstraßen.

Doch es sollen entschieden mehr entstehen: „26 weitere werden in diesem Jahr folgen“, erklärt Stadtsprecherin Stefanie Zießnitz. „Insgesamt sollen bis 2020 107 Fahrradstraßen mit einer Gesamtlänge von rund 50 Kilometern markiert sein.“ Die Gesamtkosten für alle geplanten Fahrradstraßen belaufen sich auf rund eine Million Euro, wobei die Bezirksregierung Köln 70 Prozent der Summe übernehmen würde, erklärte Stefanie Zießnitz.

Einige Autofahrer und Radler überzeugt das Konzept der Fahrradstraßen nicht so ganz. „Ich denke, dass sich durch ein paar Schilder und Markierungen nichts ändert, wenn die Polizei nicht stärker kontrolliert“, sagte eine Radfahrerin. Ein Autofahrer meinte dazu: „Die Schilder sind sehr klein, und mit den Markierungen konnte ich auf Anhieb nichts anfangen.“

Eine besondere Kontrolle der Fahrradstraßen durch die Polizei wird es aber wahrscheinlich nicht geben, ein Grund dafür sei Personalmangel. „Wir kontrollieren im Rahmen der allgemeinen Überwachung“, sagt Simon Rott, Pressesprecher der Bonner Polizei. „Dabei werden wir die Breite Straße nicht aus dem Blick verlieren.“

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