Buden auf dem Bonner Weihnachtsmarkt Auf der Suche nach dem schönsten Stand

BONN · Eine Deko-Expertin hat für den General-Anzeiger Buden auf dem Bonner Weihnachtsmarkt in puncto Optik bewertet. Sie findet, Atmosphäre sei wichtiger als ein pralles Angebot. Zu viel Tamtam und Gebimmel ist also nicht ihr Ding.

 Deko-Expertin Barbara Schoenewald (rechts) mag es lieber dezent.

Deko-Expertin Barbara Schoenewald (rechts) mag es lieber dezent.

Foto: Barbara Frommann

Über Geschmack lässt sich vortrefflich streiten: Auf dem Bonner Weihnachtsmarkt blödelt eine redende Rentierpuppe über einer Imbissbude auf dem Münsterplatz. Und Barbara Schoenewald sagt: „Ein bisschen kitschig, aber irgendwie gehört sie halt dazu.“ Die 55-jährige Bonnerin arbeitet als Chefdekorateurin in der Galeria Kaufhof.

Der GA hat die Frau mit dem Händchen fürs Detail zu einem Rundgang über den Weihnachtsmarkt eingeladen und sie um ihre Meinung zu den Dekorationen der Marktstände gebeten. Vorab: Gleich drei Buden gab die 55-jährige gebürtige Bonnerin, die mit Mann und Hund inzwischen in Miel lebt, die Note Eins.

Ein stimmungsvolles Bild bietet der Bonner Weihnachtsmarkt, seitdem die Schausteller und Kunsthandwerker ihre Buden und Stände in einer möglichst einheitlichen Optik gestalten müssen. Trotzdem hat das der Individualität nicht geschadet.

Doch welcher Stand nutzt seine Möglichkeiten auf beschränktem Raum optimal? Weil Schoenewald unmöglich alle 189 Anbieter, die dieses Jahr auf dem Markt vertreten sind, besuchen kann, beschränkt sie sich auf die Begutachtung der Buden und Stände, die ein überwiegend weihnachtliches Sortiment führen. Ihre Kriterien: die Optik, die Übersichtlichkeit der Waren und das Thema des Sortiments.

Billigware aus China fällt durch

An einem Stand mit Keramik fällt ihr auf: „Mein lieber Schwan, das hier ist ja ganz schön vollgestopft.“ Kerzenständer, Teller und Töpfchen und daneben Billigware aus China. „Das passt nicht“, sagt die Fachfrau. Eine Note verkneift sie sich lieber. „Der Stand fällt bei mir einfach nur durch.“

Am Friedensplatz dann das erste Highlight im wahrsten Sinne des Wortes. Am Stand von „Kunstlicht“, wo kunstvoll gestaltete Kerzen verkauft werden, gibt es ein dickes Lob aus berufenem Munde. „Nicht nur, dass diese Kerzen wunderschön und dazu in der Auslage sehr ansprechend angeordnet sind“, sagt sie. Auch der Gesamteindruck des Standes überzeuge sie sehr. „Das ist hier sehr aufwendig gestaltet“, lobt sie. Die erste Eins gibt es zur großen Freude von Verkäuferin Sarah Jungblut also für „Kunstlicht“.

Gut gefällt Schoenewald auch die benachbarte Drechselscheune, wo man weihnachtliche Dekoration und Kunsthandwerk erwerben kann. „Das ist schon alles ganz nett gemacht, aber auch ein wenig zu vollgestopft“, findet sie. Mehr als eine Drei ist nicht drin. Auf der anderen Seite des Friedensplatzes fällt ihr ein Stand mit Holzspielzeug ins Auge.

Hüpfende Figuren gut inszeniert

Die hüpfenden und springenden Figuren findet sie gut inszeniert. „Da bleibt man automatisch stehen.“ Allerdings recht lieblos und überfüllt wirken aus ihrer Sicht die vielen kleineren Spielsachen, die unter den Figuren in zahlreichen Körben aufbewahrt werden „Das hätte man besser machen können. Ich hätte auf einige Teile verzichtet und die Sachen in transparente Gläser oder Boxen gefüllt“, sagt sie, „das erzeugt einfach mehr Stimmung.“ In ihrem Job hat sie schon oft von einer eigenen Idee Abstand nehmen und die gesamte Dekoration neu sortieren müssen, „weil es nicht immer so funktioniert, wie man denkt“.

Sie empfiehlt, fünf Schritte zurückzugehen, um die Wirkung zu überprüfen. Die Atmosphäre, sagt die Dekorateurin, sei das Wichtigste und stehe noch vor der Ordnung. Gegenüber dem Kaufhaus hat es ihr der Anbieter „Sterne vom Himmel“ mit seinen handgefertigten Papierlaternen angetan. Auf der Verkaufsfläche sind sie als Häuser mit bunten Fenstern oder als Sterne zu bekommen, die den Stand erleuchten. Es gibt kein zusätzliches Licht von der Decke. „Das ist wirklich sehr stimmungsvoll.“

Note Eins mit Sternchen

Nur ein paar Meter weiter zappeln und klappern Blechspielzeuge. „Da muss man ja verrückt werden.“ Doch unweit des Riesenrads findet Barbara Schoenewald dann ihren absoluten Favoriten. Auch dieser Stand setzt einen Kontrapunkt zum Schrillen und Hellen. Die Keramiken von Peter Hansen aus Wachtberg stehen auf Holzscheiben, sind dezent beleuchtet.

Tannenbäume hängen mit der Spitze nach unten von der Decke herunter. Nicht die gesamte Ware ist auf der Theke arrangiert. Verkäuferin Silvia Udrea behält einen Teil unter der Budentheke und füllt bei Bedarf nach. Eins mit Sternchen, urteilt Schoenewald.

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